Lernbehindertenschule in Roßlau Lernbehindertenschule in Roßlau: Aus für Schule im Fliederweg

Rosslau/MZ - Kinder kicken Bälle über den Bolzplatz oder klettern, schaukeln oder toben über die Spielplätze - schließlich sind Osterferien. Und die Schule kann getrost für eine Woche vergessen werden.
Auch im Roßlauer Fliederweg also ruht das Schulhaus. Wie in allen 14 Grundschulen, sechs Sekundarschulen, drei Gymnasien und vier Förderschulen in der Stadt. Mit dem einen Unterschied, dass die Stille hier ein Anfang ist: Der Anfang eines Abschieds. Mit dem Ende des Schuljahres 2013/14 endet am 18. Juli auch die Geschichte der Roßlauer Förderschule für Lernbehinderte im Fliederweg. „Die Förderschulen in Roßlau und Dessau fusionieren“, zieht Gerd Raschpichler als Formulierung vor. Das klingt sanfter. Und lässt obendrein weitere Entwicklungen offen. Der Sozialdezernent der Doppelstadt sieht sich genau in der Spur der mittelfristigen Schulentwicklungsplanung, die der Stadtrat bis zum Schuljahr 2013 /14 abgesteckt hatte. Da war 2011.
Und seither ist viel passiert. Da hat das Schulamt im Landesverwaltungsamt die Ausnahmeanträge der Stadt für die Eigenständigkeit einer zweiten L-Schule für drei aufeinanderfolgende Schuljahre (2011/12, 2012/13 und 2013/14) mit Beginn der auslaufenden Beschulung jeweils genehmigt.
Dann wurde in Deutschland vermehrt die UN-Konvention von 2008 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zitiert und diskutiert als pädagogischer Ansatz. Und in Dessau-Roßlau rückte das Schulkonzept für die Sekundarschule „An der Biethe“ auf die Agenda. Der Umzug in die seit der Schließung des Goethe-Gymnasiums im Stadtzentrum leerstehenden Schulgebäude lockte. Nach deren Sanierung. Und dafür wurden über das Innovations- und Investitionsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt Fördermittel frei. In einem sanierten Schulhaus mit allen Voraussetzungen zu beginnen mit der inklusiven Beschulung, dem gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen - so ist der Plan. „Und der wird getragen von den Schulleiterinnen und Pädagogen“, sagt Gerd Raschpichler.
Keine Ausnahmegenehmigung
Zum Jahreswechsel nun wurde deutlich, dass nach Verzögerungen im Bauablauf am früheren Gymnasium das Haus II - der 1. Bauabschnitt der Großbaustelle - zum Schuljahresbeginn 2014/15 nicht fertiggestellt werden könne. Eine nochmalige Ausnahmegenehmigung für die L-Schule im Fliederweg aber lehnte das Landesverwaltungsamt ab. Derzeit lernen noch 58 Kinder an der Förderschule, zum nächsten Schuljahr verbleiben noch 50 Mädchen und Jungen in den Klassen 5 bis 9. Die Mindestschülerzahl ist mit 90 Schülern festgeschrieben. Der Schulstandort Fliederweg wird zum 31.Juli aufgegeben. Über die Nachnutzung laufen Gespräche mit den Horten und Elternvertretungen in der Grundschule Waldstraße und der Kita „Fuchs und Elter“.
Nunmehr also wechseln die Förderschüler im neuen Schuljahr den Standort: Sofern die Eltern dies wünschen, wohnortgleich in die Sekundarschule An der Biethe zum gemeinsamen Unterricht. Wird die weitere Beschulung an einer Förderschule (FöS) gewünscht, wechseln die Kinder an die FöS für Lernbehinderte nach Dessau an die Pestalozzischule.
Die Elterngespräche laufen. Und die Mehrheit plädiert derzeit für den gemeinsamen Unterricht. „Etwa 35 bis 40 Schüler wollen an die Bietheschule wechseln“, freut sich Raschpichler auf die erste inklusive Beschulung in Dessau-Roßlau.
Mit der Fertigstellung vom 1.Bauabschnitt und vom Haus II ziehen dann die Klassen 5 und 6 von der Biethe in die Goethestraße. Gemeinsam.