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Leerstellen bei den Lehrstellen Leerstellen bei den Lehrstellen: Betriebe in Dessau-Roßlau setzen auf soziale Medien

Von Tim Fuhse 02.05.2018, 05:00
Auch das Gartenbau-Unternehmen muss sich um geeignete Bewerber bemühen. In der Branche bleiben regelmäßig Lehrstellen unbesetzt.
Auch das Gartenbau-Unternehmen muss sich um geeignete Bewerber bemühen. In der Branche bleiben regelmäßig Lehrstellen unbesetzt. Galabau

Dessau-Roßlau - „10 Gründe, die gegen eine Ausbildung in unserem Unternehmen sprechen“ - so ist die Anzeige überschrieben, mit der die Galabau Dessau-Ziebigk GmbH auf Facebook nach einem neuen Lehrling sucht.

Ein Stutzen dürfte eingeplant sein, denn die in der Folge gelisteten Verdienst- und Weiterbildungschancen lesen sich bei weitem nicht so schlecht wie angekündigt. Braucht die erfolgreiche Lehrlingssuche mittlerweile nicht mehr nur gute Inhalte, sondern auch kreative Stilmittel?

„Über soziale Medien bekommen wir eine gute Resonanz“, erklärt Jan Paul und meint: „Das spricht sich rum, wird von Eltern und Freunden multipliziert.“ Paul ist Geschäftsführer des Gartenbau Unternehmens aus Ziebigk. Aktuell sucht er einen Lehrling, der die Arbeit mit Rollrasen, Spaten und Mähroboter erlernen möchte.

Nicht für alle Stellen finde sich auch ein qualifizierter Bewerber

Die ungewöhnliche Anzeige auf Facebook soll Aufmerksamkeit generieren. „Probleme damit, Auszubildende zu finden, hat man immer“, erklärt Paul. Er selbst sei optimistisch, einen passenden Kandidaten zu finden. Grundsätzlich gebe es in der Branche allerdings Probleme. Nicht für alle Stellen finde sich auch ein qualifizierter Bewerber. „Der Bedarf ist höher“, berichtet der Geschäftsführer.

Dies bestätigen Zahlen, die das Statistische Bundesamt Anfang des Monats veröffentlicht hat. Trotz ausreichend Bewerbern blieben im vergangenen Jahr nahezu 50.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Doch die Statistiken der Behörde offenbaren auch einen Hoffnungsschimmer: Die Gesamtzahl der neuen Auszubildenden ist im Jahr 2017 gestiegen. Rund 514.900 Menschen unterzeichneten im vergangenen Jahr einen Ausbildungsvertrag.

Mehr Männer und weniger Frauen entscheiden sich für eine Ausbildung

2016 waren es noch 510.000 Lehrlinge gewesen - nun fanden also gut 4.900 Personen mehr eine Stelle. Zum ersten Mal seit 2012 zeigt die Tendenz damit wieder nach oben. Vor allem Männer haben sich wieder verstärkt für eine Ausbildung entschieden. Bei ihnen stieg die Zahl der neuen Lehrlinge um 3,7 Prozentpunkte. Dem steht eine rückläufige Entwicklung bei weiblichen Arbeitskräften entgegen.

2017 begannen 6.600 (3,3 Prozent) weniger Frauen eine Ausbildung als im Jahr zuvor. Doch längst nicht alle Bewerber entsprechen den Anforderungen der Betriebe. „Wir filtern schon ganz gut aus“, bestätigt Galabau-Chef Jan Paul und nimmt Bezug auf die späteren Aufgaben der Auszubildenden: „500 Pflanzen zu erkennen, das ist intensivste Arbeit.“

„Es gibt viele Jugendliche, die weder Besen, noch Akkuschrauber oder Hammer in der Hand gehabt haben“

Sein Anspruch an die Lehrlinge sei deshalb nicht gering. Neben gewissen schulischen Leistungen müssten die Bewerber auch handwerklich begabt sein. Während eines Vorpraktikums schicke der Geschäftsführer die Aspiranten deshalb auch stets mit auf seine Baustellen. Die Vorarbeiter dort merkten sofort, ob ein Kandidat Potenzial habe. „Es gibt viele Jugendliche, die weder Besen, noch Akkuschrauber oder Hammer in der Hand gehabt haben“, bemängelt Paul.

Sein Unternehmen schaffe es aber dennoch, jedes Jahr zwei Lehrlinge auszubilden. Einer sei für dieses Lehrjahr bereits gefunden - und auch auf die Anzeige in den sozialen Medien seien bereits zwei Bewerbungen eingegangen. „Wir machen inzwischen eine sehr gute Ausbildung, das spricht sich rum“, ist sich Paul sicher. (mz)