1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Langzeitstudie der Versicherer: Langzeitstudie der Versicherer: Flut, Sturm, Hagel - Dessau-Roßlau ächzt unter Folgen

Langzeitstudie der Versicherer Langzeitstudie der Versicherer: Flut, Sturm, Hagel - Dessau-Roßlau ächzt unter Folgen

Von Sylke Kaufhold 18.09.2018, 09:58
So sah es am „Forsthaus Leiner Berg“ 2011 aus, nachdem der Hagelsturm „Frank“ über die Stadt gezogen war.
So sah es am „Forsthaus Leiner Berg“ 2011 aus, nachdem der Hagelsturm „Frank“ über die Stadt gezogen war. Sebastian

Dessau-Rosslau - Der Salzlandkreis ist in Sachsen-Anhalt über einen Zeitraum von 15 Jahren am schlimmsten von extremen Wetterereignissen getroffen worden. Sturm, Hagel oder Überschwemmungen durch Starkregen sowie Hochwasser haben dort von 2002 bis 2016 Schäden an Gebäuden von durchschnittlich etwa 5 800 Euro angerichtet. Das zeigt die Langzeitbilanz, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft erstmalig veröffentlicht hat.

Dessau-Roßlau liegt bei den Schäden an Gebäuden im Mittelfeld

Auf den Plätzen in Sachsen-Anhalt liegen der Landkreis Anhalt-Bitterfeld mit einem Durchschnittsschaden von 5 600 Euro, gefolgt von Magdeburg mit 3 900 Euro. Dessau-Roßlau kommt in den letzten Jahren auf durchschnittliche Gebäudeschäden von 3 057 Euro - und liegt damit weit über dem Bundesschnitt, der bei 1 600 Euro liegt.

In Dessau-Roßlau schlägt das Jahrhunderthochwasser von 2002 mit 38 061 Euro Schaden pro betroffenem Gebäude am stärksten zu Buche. Damals waren hochgerechnet 76,3 von 1 000 Gebäuden in der Stadt betroffen. Waldersee war fast komplett Land unter. Ebenfalls ein Starkereignis war der Hagelsturm „Frank“ am 11. September 2011. Knapp 415 von 1 000 Gebäuden wurden damals in der Stadt beschädigt. Die durchschnittliche Schadenssumme pro Haus wurde mit 2 721 Euro beziffert.

Jede Region in Sachsen-Anhalt hat mit Extremwetter und den Folgen zu kämpfen

„Die Schadensbilanz zeigt, dass keine Region in Sachsen-Anhalt ungefährdet ist oder nicht schon wiederholt betroffen war“, ordnet Ute Semkat, Pressesprecherin der ÖSA Sachsen-Anhalt, die Fakten ein. Es werde deutlich, dass Starkregen und die damit verbundenen Überflutungen von Grundstücken immer häufiger und die Schäden größer würden.

Längst nicht alle Gebäude in Sachsen-Anhalt seien aber genügend abgesichert, stellt der Gesamtverband Deutscher Versicherungswirtschaft fest. Während Hagel oder Sturm in der Gebäude- und Hausratversicherung abgedeckt seien, fehle den meisten der Schutz vor Elementar-Risiken wie Starkregen, Hochwasser, Erdrutsch oder Schneedruck.

Erst 43 Prozent der Häuser im Land haben den erweiterten Naturgefahrenschutz, heißt es im Bericht. „Leider denken immer noch viele, dass sie und ihr Haus sicher sind, weil sie nicht in Flussnähe oder an einem Berghang wohnen“, bestätigt Semkat. Unmittelbar nach einer Naturkatastrophe schwelle die Nachfrage nach ausreichendem Versicherungsschutz zwar an, nehme aber auch genauso schnell wieder ab.

Stadt Dessau-Roßlau hat auf Veränderungen reagiert

Die Stadt Dessau-Roßlau hat auf die Klimaveränderungen reagiert und damit verbundene Katastrophen vorgesorgt, versichert Martin Müller, stellvertretender Leiter des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen. Eine Maßnahme nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 sei die Gründung der Wasserwehr gewesen.

Mehr als 400 ehrenamtliche Helfer kontrollieren seither in Gefahrensituationen die Deiche von Mulde und Elbe. Erarbeitet wurden sämtliche Einsatzpläne neu. „2013 haben wir von dieser enormen Arbeit profitiert“, erinnert Müller daran, dass die Pegel von Mulde und Elbe in jenem Jahr noch höher lagen. „Wir wussten, welche maßnahmen einzuleiten sind.“

Neue Technik wurden angeschafft

Werden heute schwere Unwetter angekündigt, wird die Rettungsleitstelle personell verstärkt und die Feuerwehr Süd in Bereitschaft versetzt. „Die Einsatztaktik bei Naturkatastrophen wird immer weiter verfeinert“, erklärt Müller. Gegenwärtig erarbeite das Amt einen neuen Plan, um noch effektiver helfen zu können. Müller verwies aber auch auf neue Technik, die den Helfern zur Verfügung steht, wie zum Beispiel Hochleistungspumpen verschiedener Größen oder ein 200 Kilovoltampere starkes Notstromaggregat. (mz)