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Viel Lob für Oberbürgermeister von Dessau-Roßlau Kuras geht in den Ruhestand - Haseloff verleiht zum Abschied Ehrennadel des Landes

Ex-Oberbürgermeister Peter Kuras wird bei einem Empfang im Technikmuseum offiziell verabschiedet. Mit einer Auszeichnung, vielen Anekdoten und wehmütigen Gedanken.

Von Sylke Kaufhold 17.07.2021, 14:34
In Anerkennung der Verdienste von Peter Kuras überreicht Reiner Haseloff die Ehrennadel des Minsterpräsidenten.
In Anerkennung der Verdienste von Peter Kuras überreicht Reiner Haseloff die Ehrennadel des Minsterpräsidenten. (Foto: Sebastian)

Dessau/MZ - Der Ort für die feierliche Verabschiedung von Peter Kuras hätte nicht besser gewählt werden können. In das Dessauer Technikmuseum „Hugo Junkers“ hatten Stadtratspräsident Frank Rumpf und Bürgermeisterin Sabrina Nußbeck geladen. In jenen Ort also, den Kuras als Vorsitzender des dortigen Fördervereins maßgeblich mitgeprägt hatte.

Es war ein Who is Who der Landes- und Kommunalpolitik, der Dessauer Wirtschaft sowie von Landes- und Bundesbehörden, die sich Freitagvormittag unter den Flügeln der Ju 52 versammelt haben, um Peter Kuras offiziell in den Ruhestand zu entlassen.

Redner heben die Verdienste von Kuras für das Land und die Stadt hervor

Das passierte freilich nicht, ohne die Verdienste von Kuras für die Entwicklung des Landes wie auch seiner Heimatstadt zu würdigen. Kuras hatte in verschiedenen Funktionen auch an den Stellschrauben der Landesentwicklung gedreht. Als Abteilungsleiter und Vizepräsident des damals neuen Regierungspräsidiums zum Beispiel, das später in das Landesverwaltungsamt überging. Als Vizepräsident im Innenministerium und als Präsident der Landesstraßenbaubehörde. Von hier wechselte Kuras 2014 ins Dessauer Rathaus, was Verkehrsminister Thomas Webel damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen hatte, wie er in seiner Festrede hervorhob.

Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff war aus Magdeburg gekommen. Aus der ersten Bekanntschaft im März 1991 sei eine Freundschaft geworden, betonte dieser - und überreichte Kuras in Anerkennung seiner Verdienste die Ehrennadel des Ministerpräsidenten. „Kompetent, loyal, bescheiden, klug“, so beschrieb Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei in Magdeburg, den für ihn wichtigen Wegbegleiter Peter Kuras.

Feierliche Verabschiedung im Technikmuseum mit mehr als 100 Gästen.
Feierliche Verabschiedung im Technikmuseum mit mehr als 100 Gästen.
(Foto: Sebastian)

Der trat nach all dem Lob sichtlich verlegen ans Mikrofon. „Vielen Dank. Ich freue mich wirklich sehr, so würdevoll aus dem Amt verabschiedet zu werden“, sagte Kuras und hatte schnell den ihm eigenen Humor wiedergefunden. Er freue sich, dass er nahezu skandalfrei durch die siebenjährige Amtszeit gekommen sei. „Wenn man von einem Einkauf bei Kaufland absieht“, ergänzte er verschmitzt mit Blick auf den Corona-Quarantäne-Verstoß vor einigen Monaten. Von den etwa 100 Gästen wurde die Episode mit herzlichem Applaus bedacht.

In seiner persönlichen Bilanz hob Peter Kuras ein Ereignis besonders hervor. Das war der Besuch des niederländischen Königspaares im Februar 2017. Der Hochwasserschutz war Thema dieses Arbeitsbesuches und Kuras referierte dazu. „Königin Maxima hat mich angelächelt, das vergesse ich nicht so schnell“, gestand der scheidende Oberbürgermeister.

Kuras räumte auch ein, dass er bei seinem Abschied ein wenig mit „zwiespältigen Gefühlen“ ringe. Er hätte gern noch einiges zu Ende gebracht. Die Eröffnung der Anhaltischen Gemäldegalerie steht ganz oben auf dieser Liste, ebenso der Hotelbau am Schlossplatz, der durch Corona stockt. Er hadere auch mit der Tatsache, dass es in seiner Amtszeit nicht gelungen sei, die Sanierung des Rathauses im Innenbereich anzugehen. „Das muss mir mein Nachfolger versprechen, dass das bald passiert“, wandte er sich an Robert Reck. Gerne hätte Kuras auch das Langzeitproblem Schultheißbrauerei gelöst. „Doch wir haben keine Lösung gefunden, es ist sehr kompliziert.“

Amtsnachfolger Robert Reck  im Gespräch mit den Ministern Webel und Robra.
Amtsnachfolger Robert Reck im Gespräch mit den Ministern Webel und Robra.
(Foto: Sebastian)

Zur Negativ-Bilanz seiner Amtszeit zählt Peter Kuras auch die erfolglose Bewerbung der Stadt um die Landesgartenschau. „Das hat mich lange geärgert und auch sehr enttäuscht.“ Aber - ein verschmitzter Blick Richtung Ministerpräsident - die Landesregierung könne das ja wieder gut machen, indem sie die Stadt bei der Buga-Bewerbung unterstütze.

Wünsche zum Abschied an die Dessau-Roßlauer und „seine“ Stadtverwaltung

Der scheidende Oberbürgermeister verabschiedete sich mit persönlichen Wünschen: An die Dessau-Roßlauer Bürger gerichtet, lauteten diese: „Seien Sie selbstbewusster und stolz, sehen Sie das Positive und bringen sich ein, statt zu nörgeln.“ Der Stadtverwaltung gab er auf den Weg: „Arbeitet eng zusammen, behaltet immer die Bürger im Auge, seid bei Entscheidungen mutiger!“

Sabrina Nußbeck, von Amts wegen Stellvertreterin des Oberbürgermeisters, zog zum Schluss eine Bilanz der Beigeordneten und Amtsleiter: Demnach stehen in den sieben Jahren 300 Dienstberatungen zu Buche sowie 40 Stadtrats- und 70 Hauptausschusssitzungen, die gemeinsam vorbereitet und durchgestanden wurden. „Wir haben gestritten und gelitten, aber auch viel gelacht.“ Zur Erholung schicken die Beigeordneten und Amtsleiter ihren ehemaligen Chef nun für ein Wochenende nach Weimar.