Kunstprojekt Kunstprojekt: Dessau mit Kinderaugen sehen

Dessau/MZ - Sie singen, springen und tanzen vor Glück. Denn die quicklebendigen Sechs- bis 13-Jährigen haben was entdeckt, was es der Welt unbedingt mitzuteilen gilt. Erdbeeren, Zitronenmelisse, Malve und Pfefferminze sind nur einige der mehr als 40 verschiedenen Pflanzenarten, die im Umfeld des Blumengartenhauses im Schlosspark Georgium wachsen.
Das Foyer in der ersten Etage des Rathauses zwischen Alt- und Neubau ist die Bühne für die tänzerische und gesangliche Umsetzung der Entdeckungen innerhalb des Kinder- und Jugendprojektes „Wir erkunden unser Gartenreich“ der bildenden Künstlerin Johanna Bartl. Der Rest der Funde hängt an den Wänden und lädt Interessierte noch bis Ende April ein, sich ein Bild von der jungen kreativen Sicht auf das Dessau-Wörlitzer Gartenreich zu machen.
Eine Landkarte der Pflanzenvielfalt im Schlosspark Georgium haben die bis zu 42 Projektteilnehmer entworfen. Seit Ende April vorigen Jahres war in einem wöchentlichen Kurs das Blumengartenhaus ihre Basis für die Erkundung des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Im Winter war ein Werkstattraum im Gebäude des Vereins Kiez ihr Domizil. „Schritt für Schritt haben wir die Verbindung von Natur und Kultur entdeckt“, beschreibt die Projektleiterin Johanna Bartl das Anliegen ihres Projekts, das im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vom Bundesbildungsministerium unterstützt wird.
Großer Entdeckergeist der Kinder
Auf den Rathausturm sind sie gestiegen und haben sich einen Überblick über die Stadt verschafft, um dann diese unten im Detail zu erkunden. „Der Entdeckergeist der Kinder ist groß“, lobt Bartl. Sie haben untereinander entdeckt, dass sie aus verschiedenen Kulturkreisen kommen, was für sie aber kaum ein Hindernis darstellt, ganz selbstverständlich ihre Heimatstadt gemeinsam zu erkunden. Gemeinsame Nenner haben die Sechs- bis 13-Jährigen schnell gefunden. Die einzigartige Architektur, wie die des Umweltbundesamtes, hat sie bei ihren Entdeckertouren durch die Stadt schnell in den Bann gezogen.
In den Dessauer Parks des Gartenreichs ist es die Schnittstelle zwischen Natur und Kultur, die die volle Aufmerksamkeit der Projektteilnehmer auf sich zog. All ihre Eindrücke und Erlebnisse sollten dann künstlerisch umgesetzt werden. „Die Vitalität, Fantasie, Neugier und Begeisterungsfähigkeit der Kinder haben mich fasziniert“, sagt Bartl. Das Projekt ist auch für sie ein Experiment, weil sie so wenig wie möglich in den künstlerischen Prozess eingreifen und die Handschrift ihrer Schützlinge deutlich zeigen wollte. Expressionistisch anmutende Kunst mit Motiven des Gartenreichs, ein Herbarium und Fotos werden nun in der ersten Etage des Rathauses und im Palais Dietrich ausgestellt werden.
Zweiter Teil der Ausstellung in der Bibliothek
In der wissenschaftlichen Bibliothek in der Zerbster Straße befindet sich der zweite Teil der Ausstellung „Türen und Tore“, aus einem Ferienworkshop im Herbst. Viel gezeichnet und fotografiert wurde dort. Unterstützung bekam Bartl im Workshop unter anderem vom Dessauer Animationsfilmer Hilmar Prüß. „Wie die Kinder das Thema umgesetzt haben, hat mich begeistert, weil auch ich da noch einiges lernen konnte“, zieht Prüß ein sehr zufriedenes Fazit. „Es hat einfach alles Spaß gemacht. Jetzt bin ich gespannt was als Nächstes kommt“, ist auch die Zehnjährige Ella Carlotta froh, dieses Projekt für sich entdeckt zu haben.
Für insgesamt drei Jahre sind die Mittel gesichert. Da können wir noch viel entdecken und vielleicht schon im nächsten Jahr eine neue Ausstellung zeigen“, freut sich Bartl auf neue künstlerische Perspektiven ihrer Schützlinge.