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Kritik an Klinik in Zerbst Kritik an Klinik in Zerbst: Petition gegen Aus der Geburtsstation

Von Heidi Thiemann 25.06.2018, 08:30
Eine Mutter und ihr Baby.
Eine Mutter und ihr Baby. imago stock&people

Roßlau/Zerbst - Für den Erhalt der Mutter-Kind-Station in der Zerbster Helios-Klinik wirbt der Zerbster Tobias Möhring auf der Internetplattform OpenPetition um Unterstützer. Auch Dorothee de Rosa aus Roßlau hat unterschrieben und die Petition geteilt. Sie ist Hebamme und von der Schließung der Station ab 1. Juli betroffen. 13 Jahre lang hat sie dort als Beleghebamme gearbeitet.

„Uns gibt es weiterhin“, sagt die freiberuflich tätige Frau über sich wie auch die anderen vier Hebammen, die aus dem Zerbster Raum stammen und in der Klinik Entbindungen begleitet haben. „Ich betreue die Frauen weiterhin vor der Geburt und biete Nachsorge. Außerdem begleite ich Hausgeburten“, beruhigt De Rosa Schwangere, die von der Schließungsabsicht aufgeschreckt sind. Sie kritisiert aber die Schließung, weil den „Frauen die Wahlmöglichkeit genommen wird“. Und: Manche Frau müsste nun 50 Kilometer oder mehr zur nächsten Geburtsklinik fahren.

Die Haftpflichtpauschale der Hebammen ist in den letzten zehn Jahren ständig gestiegen – viele gaben deshalb auf

Die Zerbster Helios-Klinik hatte die Schließung mit Hebammen- und Ärztemangel begründet. De Rosa sagt, dass der Mangel nicht vom Himmel gefallen sei. Sie selbst habe immer wieder auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht, sich an Politiker gewandt. Getan habe sich nichts. So sei die Haftpflichtpauschale der Hebammen in den letzten zehn Jahren ständig gestiegen. Viele gaben deshalb auf.

Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) setzt sich dafür ein, den Mangel an Hebammen bundesweit zu begegnen, sagte sie nach einer Fachministerkonferenz in Düsseldorf. In Sachsen-Anhalt ist eine Studie zur Hebammen-Versorgung in Auftrag gegeben worden. Die Ergebnisse werden im zweiten Halbjahr 2018 vorliegen.

Entsetzt über die Pläne der Helios-Klinik Zerbst zeigte sich der Linke Bundestagsabgeordnete Jan Korte. Für ihn ist der Personalmangel nur ein vorgeschobenes Argument. „Personal- und kostenintensive Abteilungen wie Kreißsäle werden von privaten Klinikkonzernen immer häufiger zur Disposition gestellt.“ Von 1996 und 2016 sank die Zahl der Kliniken mit Entbindungsstationen bundesweit von 1.114 auf 690. Korte fordert einen grundlegenden Wechsel in der Gesundheitspolitik. (mz)