Kriminalität Kriminalität: Pächter klagen über dreisten Benzinklau
Bernburg/MZ. - "Wenn es dunkel wird, dann kommen auch die Tankstellenbetrüger", berichtet Manuela Kaehlert, Pächterin der Agip Service-Station in Bernburg.
Bereits fünfmal im November hätten Autofahrer an ihrer Station den Tank mit Benzin vollgelassen und seien anschließend ohne zu bezahlen einfach weitergefahren, berichtet sie. Das Schlimme daran sei, erklärt die Bernburgerin frustriert, dass sie auf dem Schaden sitzen bleibe.
Ein Mann, empört sich die Pächterin, sei besonders dreist. "20 Mal hat dieser Mann schon bei mir getankt und ist weitergefahren, ohne zu bezahlen." Einen Verdächtigen konnte die Polizei jüngst vernehmen. Was wurmt, ist die Tatsache, dass die Videoüberwachung den Täter nicht abschreckt. Der Pächter der Esso-Tankstelle in Bernburg, Guido Ziem, kennt den Mann mit dem auffälligen Fahrzeug mit Bernburger Kennzeichen. Von Ende Oktober vorigen Jahres bis heute, erklärt der Tankstellenchef, sei ihm allein durch diesen Täter ein Schaden von 650 Euro entstanden.
Am 21. November kurz vor 19 Uhr habe der Mann wieder einmal zugeschlagen. "Der kann es nicht lassen", sagt Ziem und zieht ein Foto aus der Schreibtischablage hervor. Mit dem Finger deutet er auf das Bild. "Täter, Fahrzeug und Kennzeichen sind meiner Meinung eindeutig zu erkennen," sagt der Tankstellenpächter.
Seine Erfahrungen mit ähnlichen Fällen stimmen ihn schon jetzt reichlich trübe. Nicht nur, dass er auf dem Schaden sitzen bleibt. Trotz ähnlich scharfer Täterfotos aus der Videoanlage und Aussagen seiner Angestellten hält Ziem zumeist die Nachricht in den Händen, dass die Behörden das Verfahren eingestellt haben. "So etwas ist doch kein Kavaliersdelikt mehr", ist der Tankstellenpächter empört.
Diese Ansicht bestätigte grundsätzlich Susanne Helbig, die Pressesprecherin der Dessauer Staatsanwaltschaft. An einer Tankstelle zu tanken, ohne zu bezahlen, ist Betrug und kann mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.
Maik Müller, Kriminalhauptkommisar im Bernburger Polizeirevier, kennt aus der eigenen Ermittlungsarbeit die Probleme der Tankstellenpächter. Ganz so aussichtslos wie die Pächter sieht er das Vorgehen gegen die Tankbetrüger allerdings nicht. Dem Kripobeamten sind durchaus Fälle bekannt, bei denen es zu einer Verurteilung der Täter gekommen ist. Als ein solches Beispiel nennt er einen Tankbetrüger, der zu einer Geldstrafe von rund 4 000 Euro verurteilt wurde. Die Aufklärungsquote liege bei rund 50 Prozent, sagt Müller.