Neuvergabe des Rettungsdienstes Krankentransport wird in Dessau-Roßlau am Wochenende oft zur Geduldsprobe für Patienten
Nicht immer ist der Krankenhausaufenthalt mit der Entlassung vorbei. Viele Patienten müssen danach auf einen Krankentransport nach Hause warten - vergebens. Jetzt will der Dessau-Roßlauer Stadtrat endlich Abhilfe schaffen.

Dessau/MZ - Wer nach einem Krankenhausaufenthalt entlassen wird, aber auf einen Transport angewiesen ist, muss sich in Dessau-Roßlau unter Umständen auf eine lange Wartezeit einstellen. Insbesondere nach 18 Uhr und an den Wochenenden sind Krankentransportwagen (KTW) rar.
Im Zuge der Neuvergabe des Rettungsdienstes zum 1. Januar 2024 soll sich das möglichst ändern. Der Stadtrat stimmte in seiner Juli-Sitzung einem entsprechenden Änderungsantrag der CDU-Fraktion zur Beschlussvorlage der Neuvergabe zu.
Zu Lasten des Klinikums
Die CDU schlägt zur Entlastung der für beide Seiten unbefriedigenden Situation vor, einen zusätzlichen Krankentransportwagen über die Krankenkassen finanzieren zu lassen. „Das müsste die Stadt mit den Kassen aushandeln“, sagt Eiko Adamek, der zuversichtlich ist, dass das gelingt. „In anderen Städten funktioniert das sehr gut“, weiß der Fraktionschef. „Wir wollen einen bedarfsgerechten Krankentransport in der Stadt sicherstellen.“ Die jetzige Situation sei nicht akzeptabel. Ist kein KTW zu haben, bestelle das Klinikum einen Rettungswagen oder der Patient muss im Klinikum bleiben, erklärt Adamek. „Beides geht zu Lasten des Klinikums.“ Die Kosten des Patiententransportes im RTW werden dem Auftraggeber berechnet - bis zu 200 Euro pro Transport. Muss ein Patient eine Nacht länger bleiben, kostet das ebenfalls und verhindert eine Neuaufnahme.
Das Schwierige daran ist die fehlende Planbarkeit der zu erwartenden Fahrten. In der Vergangenheit hatten einige private Unternehmen solche Krankentransporte außerhalb der Regelzeiten angeboten. „Aber das ist für sie finanziell nicht dauerhaft leistbar, da die Zahl der Einsätze schwankt und nicht planbar ist, aber das Personal die ganze Zeit über dienstbereit sein muss“, erklärt Adamek den Hintergrund.
Im städtischen Klinikum hat man den Vorstoß, einen zusätzlichen Krankentransportwagen zu beantragen, als „Entscheidung mit Weitblick“ aufgenommen, wie es Kliniksprecher Thomas Neubert formuliert. „Das kann für die Versorgungs- und die Planungssicherheit der Patienten in Dessau-Roßlau und der Region nur von Vorteil sein’“, heißt es in seiner Mitteilung. Ein größerer Fahrzeugpool gewährleiste im Nachgang auch eine reibungslosere medizinische Versorgung der ambulanten Patienten im Klinikum. Neubert gibt auch zu bedenken, dass der Einsatz von Rettungswagen für Krankentransporte gegebenenfalls den Rettungsdienst in seiner Arbeit einschränken kann.
Martin Müller vom Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst hält indes einen zusätzlichen Krankentransportwagen nicht für notwendig, wie er im Stadtrat verdeutlichte. „Die Zahlen der Leitstelle rechtfertigen dies nicht“, findet er. Müller sprach von 16,2 Einsätzen im Monat. Und: „Es gibt nicht jede Nacht mehrere Entlassungen des Klinikums.“ Müller sieht es deshalb als schwierig an, das „den Krankenkassen aufzudrücken“.
Die Stadträte folgten seinen Argumenten nicht und stimmten zu. Die Stadt werde nun prüfen, ob und wie das zu realisieren ist, erklärt Adamek.
Zertifizierungen als Standard
Aufgenommen in die Ausschreibungskriterien für die Vergabe des Rettungsdienstes wurde außerdem die Notwendigkeit von Zertifizierungen im Qualitätsmanagement und in der Patientensicherheit. „Das sollte der Mindeststandard sein“, findet Adamek. Er sei sich aber sicher, dass die potenziellen Bewerber diese nachweisen können. Oder bis zum 31.12. 2023 nachreichen.