Konfekt, Krim-Sekt und Krakauer Konfekt, Krim-Sekt und Krakauer: Zwei Dessauer verkaufen russische Spezialitäten

Dessau - Sie kommen extra aus Köthen, Zerbst und Wolfen in die Dessauer Friedrich-Naumann-Straße - nur, um in diesem etwas anderen Supermarkt einzukaufen. Viele Dessauer werden den Laden vielleicht vom Vorbeilaufen kennen oder sind sogar erst am Freitag darauf aufmerksam geworden, als davor plötzlich eine Art Volksfest mit Karussell, Musik, Pelmeni, Schaschlik und Glühwein im Gange war.
„Sloboda“, so heißt der kleine russische Einkaufsmarkt in Sichtweite der Kavalierstraße, feierte am Wochenende Jubiläum. Seit zehn Jahren führen Larisa und Viktor Brenner den Laden jetzt schon. Nach „vielen schweren Tagen“, wie Larisa Brenner andeutet, läuft er inzwischen so gut, dass sie nun weiter wachsen und neue Geschäftsfelder ausprobieren wollen.
Larisa Brenner wurde von Kunden zu Besitzern des Ladens
Vor zehn Jahren war Larisa Brenner gerade einmal 22 Jahre alt, ihr Mann 25. Auch sie pilgerten damals regelmäßig von Gräfenhainichen nach Dessau, um in dem Markt, der schon vor ihrer Zeit russische Waren anbot, einzukaufen. Als das Paar damals entdeckt, dass der Laden zum Verkauf steht, schlagen sie zu. „Wir waren sehr jung, das war also schon ein Risiko für uns.“
Zwar blieb das Geschäftsfeld dasselbe, ein kompletter Neuanfang sei es dann trotzdem gewesen. Bevor die gelernte Einzelhandelskauffrau und der Koch den Laden übernehmen, sei die Situation unklar gewesen. Mal sei geschlossen gewesen, mal geöffnet, auch der Zustand hätte zu Wünschen übrig gelassen. Insofern mussten sich die Brenners einen Kundenstamm erst erschließen und das Geschäft auf Vordermann bringen.
Erste Kontakte zu Lieferanten konnten sie von ihrer Vorgängerin übernehmen. „Zusätzlich habe ich gegoogelt und alle möglichen Firmen angeschrieben, ob sie mit uns zusammenarbeiten wollen“, erinnert sich Larisa Brenner. Die Mutter zweier Kinder und ihr Mann Viktor brauchen Durchhaltevermögen. Und das haben sie: „Nach vier Jahren konnten wir sagen: Jetzt läuft es, jetzt sind wir zufrieden.“
Einige der Russischen Spezialitäten gibt es nirgendwo sonst im Umkreis
Wer aber denkt, dass nur Deutsche mit russischen Wurzeln in dem kleinen Markt einkaufen, der irrt. „Das sind gerade einmal 30 Prozent unserer Kunden“, erzählt Brenner. Eigentlich ist das auch kein Wunder, denn einige der russischen Spezialitäten gibt es nirgendwo sonst im Umkreis. Das Sortiment reicht von gedörrtem Fisch über schwarzen Tee, Wurst, Gebäck, Süßigkeiten, Haushaltswaren bis hin zu dem, was wohl jeder erwarten würde: diverse Sorten Wodka und Kaviar.
Das meiste ist original Importware aus Russland, der Ukraine und Polen. „Unsere Verkaufsschlager sind russisches Konfekt, Krim-Sekt und Krakauer“, verrät die 32-Jährige. Immer zu Ostern und zu Weihnachten herrscht Hochbetrieb bei „Sloboda“.
Ihre Waren bieten die Brenners deshalb schon seit sechs Jahren auch auf dem Dessauer Weihnachtsmarkt an. Beim letzten Mal mit einer Premiere: „Wir haben diesmal auch Pelmeni und gefüllte Teigtaschen verkauft. Das wurde gut angenommen.“ Deshalb spielt Larisa Brenner mit dem Gedanken, nun öfter gerade diese Snacks auf Märkten und Festen zu verkaufen. Eine weitere Idee: „Ich möchte dieses Jahr einen Online-Shop für den Laden eröffnen.“
Ein anderes Geschäftsfeld haben sie sich bereits erschlossen: Russland-Visa
Ein anderes Geschäftsfeld haben sie sich bereits erschlossen: Russland-Visa. Russlandreisende können das ganze Verfahren über den kleinen Dessauer Laden abwickeln: „Wir sammeln hier die Unterlagen und schicken sie an die Russische Botschaft nach Bonn“, erklärt die 32-Jährige. Nach vier Wochen würden die ausgestellten Visa zurückkommen und an die Kunden ausgehändigt.
Die Brenners wollen voran kommen, sich bekannt machen. Für ihr Jubiläumsfest am Freitag haben sie fleißig Flyer in der Stadt verteilt. 200 Besucher sind der Einladung gefolgt. Als nächstes wollen sie ein Osterfest vorm Laden ausrichten, „wenn es mit den Genehmigungen klappt“. Dort führen sie den Besuchern dann sicher auch vor, wie Ostereierfärben auf russisch geht: Nämlich mit „Schrumpffolie“. Die legt sich in kochendem Wasser um das Ei. Und auch die gibt es natürlich bei „Sloboda“. (mz)