Knochenjagd in Dessau Knochenjagd in Dessau: Die schwierige Suche nach dem geheimnisvollen Fürsten-Grab

Dessau-Roßlau - Der letzte war ein langer Weg: Rund sechs Kilometer zählt die Strecke, auf der die sterblichen Überreste des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676-1747) in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 durch das kriegszerstörte Dessau rollten. Aus der Mittelgruft der ausgebrannten Hof- und Stadtkirche St. Marien geborgen, wurde der Leichnam des „Alten Dessauers“ auf den ländlichen Friedhof der Gemeinde St. Peter in Dessau-Törten verbracht. Aus der städtischen Mitte an den Rand. Kein herrschaftlicher Trauerzug, sondern ein als eine alltägliche Fuhre getarnter Transport auf einem Leiterwagen, den der Dessauer Kreisoberpfarrer Werner Lange (1884-1975) aus dem historischen Stadtzentrum nach Süden zog. Mindestens anderthalb Stunden muss der Gang gedauert haben. An dessen Ziel sollten die angeblich nur in eine Decke gehüllten Reste des Barockfürsten eine letzte, nicht äußerlich gekennzeichnete Ruhestätte finden, die den Askanier vor Plünderern schützen sollte. Eine sachlich und sittlich eigenmächtige Aktion, die bis 1989 ein kircheninternes Geheimnis blieb.