Kleiner Kochkurs Kleiner Kochkurs: Die Mondlandschaft im Topf
Dessau/MZ. - An Anfang stand das Ghee - am Ende ein netter Abend. Nahezu eine Wissenschaft ist es, die Grundlage für die ayurvedische Küche herzustellen. Marion Saleina, einst Küchenchefin in der Habichtswald-Klinik Kassel-Wilhelmshöhe, kann gar nicht genug betonen, wie wichtig die Sorgfalt ist, die beim Herstellen des Ghee an den Tag gelegt werden muss.
Ghee, erklärt sie, heißt "aus dem Wasser gekocht". Ghee, ist schwer herzustellen und dennoch kinderleicht: Man nehme Markenbutter aus Deutschland, ungesalzen selbstverständlich, und lasse diese auf dem Herd leise köcheln, bis das Wasser aus der Butter verdunstet und das Eiweiß sich am Topfboden abgesetzt hat. Wenn Saleina die Flüssigkeit, die sich in einem Steintopf lange halten soll, dann durch ein Leinentuch gießt, ist die Mondlandschaft am Topfboden zu entdecken. Diese Rückstände will man nicht verwenden. Das reine Butterschmalz dagegen bildet mit vier Gewürzen die Grundlage für jedes Gericht. Nicht nur das. "Eine gute Massage mit Ghee, damit kann man viele Störungen aus dem Körper heraus bekommen."
Die Küchenchefin im Ruhestand, die noch heute Kochkurse in ihrer angestammten Klinik leitet, hatte vergangene Woche 13 interessierten Dessauern im Hotel "Fürst Leopold" einige Grundlagen der ayurvedischen Küche vermittelt. Vegetarisch-indisch, könnte man umschreiben, was sich die Kursteilnehmer schmecken ließen: Gebäck ohne Backpulver, Eier oder Hefe, Tee mit Milch, Zucker und viel Ingwer, Gemüse, Reis und Chutney - alles mit jenen vier Grundgewürzen versehen, die die ayurvedische Küche verwendet: Kurkuma, der verdauungsfreundliche Kreuzkümmel, der den Körper desinfiziert, Teufelsdreck, ein Gummi-Harz-Gemisch und Senfkörner, die dem Körper Wärme geben. Natürlich dürfen auch reichlich Zugaben von Ingwer, Paprika, Zwiebeln oder Knoblauch nicht fehlen.
Was Saleina an diesem Abend ihren Kursteilnehmern bot, ist nicht nur eine gute Küche zum Sättigen des Körpers. "Durch bewusste Ernährung schaffen wir einen schönen, gesunden Körper, ein starkes Herz und einen klaren Geist", erklärt sie ohne Dogmen. Ihr Anliegen ist es vielmehr, einen unkomplizierten Weg zur gesunden und einfachen vegetarischen Küche aus Indien aufzeigen. So unkompliziert wie die Kursleiterin sehen es denn auch die Gäste dieses Abends. Die meisten wollen einmal "über den eigenen Tellerrand schauen", einfach sehen, was man Körper und Geist künftig auch daheim Gutes tun kann, mit und ohne Schweinebraten, je nach Geschmack.
So wird denn gekocht in der Hotelküche, was man sich später - appetitlich auf Tellern angerichtet - schmecken lässt. Der Einsatz hat augenscheinlich gelohnt. Es wird geplaudert über Ayurveda, über Massagen, über Essen und Möglichkeiten, seinem Körper etwas Gutes zu tun. Ganz sicher werden die Anregungen der Köchin nicht in Vergessenheit geraten. Ein Kochkurs dieser Art soll jedoch etwas Besonderes bleiben, verspricht Organisatorin Elvira Kathe. Vielleicht, so lässt die Ayurveda-Therapeutin offen, kommt Marion Saleina im nächsten Jahr wieder.
Voraussichtlich am 3. Februar 2002 wird im Fürst-Leopold-Hotel ein Brunch zum Thema "Ayurvedische Küche" stattfinden.