Ganztagsversorgung in Dessau Kita-Essen in Dessau-Roßlau: Debatte um Ganztagsversorgung geht weiter

Dessau-Roßlau - Die Pläne der Dekita, ab 2017 verpflichtend die Ganztagsversorgung für Kita-Kinder einzuführen, haben in der Stadt eine rege Diskussion ausgelöst. Nun stellt der Eigenbetrieb klar: Ab 1. Januar wird die Verpflegung mit Frühstück, Mittagessen und Vesper vorerst in den sieben Einrichtungen eingeführt, in denen auch der Pilotversuch gestartet worden ist.
Ganztagsversorgung soll künftig in allen Dekita-Einrichtungen kommen
„Langfristig ist geplant, dieses Konzept in allen 14 Kitas umzusetzen“, sagt Dekita-Leiterin Doreen Rach. „Dafür müssen wir Probeläufe, Verkostungen und vor allem Gespräche führen. Die Eltern werden frühzeitig informiert.“ Ein genauer Zeitplan stehe aber noch nicht fest.
Das Projekt war im Jahr 2013 gestartet worden. Zuvor wurden die Eltern befragt. „Sieben Elternkuratorien haben zugestimmt, dort wurde dann die Ganztagsversorgung eingeführt. Perspektivisch wollen wir sie aber natürlich auf alle Kitas ausweiten, weil es eine wichtige und gute Sache ist.“ Die Eltern der Kinder in den sieben teilnehmenden Einrichtungen werden nun nach der Testphase schriftlich über die verpflichtende Einführung ab 2017 informiert.
Bisher nehmen an dem Pilotprojekt „Ganztags besser essen“ die Dekita-Einrichtungen „Kinderland“, „Spielhaus“, „Luisenkinder“, „Sausewind“, „Pusteblume“, „Nesthäkchen“ und „Märchenland“ teil. Die Kosten belaufen sich auf 4,15 Euro pro Tag für Frühstück, Mittagessen und Vesper.
Hintergrund sind zum Teil große Unterschiede in der Versorgung der Kinder, die von zu Hause Mahlzeiten mitbekommen. Ziel ist es, eine gleichbleibende gesunde und ausgewogene Nahrung für die Jüngsten zu ermöglichen. So soll unter anderem früh das Bewusstsein für ein gesundes Essverhalten geschaffen werden.
Die Essenspläne werden im Vier-Wochen-Rhythmus vorgegeben und stehen den Eltern in den Einrichtungen zur Verfügung. (lga)
Eltern kritisieren Ganztagsverpflegung und Essensqualität
Doch für eine tatsächlich flächendeckende Ganztagsverpflegung in allen Kitas gibt es bereits jetzt Widerstand. Das hat am Montag das Elternkuratorium der Kita „Bremer Stadtmusikanten“ in einem offenen Brief verdeutlicht. Die Einrichtung nimmt zwar nicht an der Vollversorgung teil, allerdings sprechen sich die Eltern schon jetzt gegen eine Einführung in ihrer Kita aus und drängen auf eine Debatte zur Qualität der Gerichte vom jetzigen Essensversorger Sodexo.
„Die Versorgung entspricht nicht dem Anspruch an eine gesunde Kinderernährung“, heißt es in dem Brief. Seit langem seien Eltern mit den Gerichten unzufrieden und befürworten einen Wechsel des Anbieters. Insgesamt fühlt man sich nicht nur in dieser Frage unzureichend beteiligt.
Dekita-Leiterin wehrt sich gegen Vorwürfe
Dekita-Leiterin Doreen Rach will den Vorwurf so nicht stehen lassen. „Gerade wenn es um die Essensversorgung geht, haben wir so viel getan, um die Eltern zu beteiligen. Es gibt eine Küchenkommission, die bei der Essensgestaltung Einfluss nimmt. Viele Hinweise von Eltern werden aufgegriffen. Es gab Beratungen und Probeverkostungen, erst vor zwei Monaten waren wir bei Sodexo. Es ist ein absolut transparenter Prozess und wir haben inzwischen einen sehr hohen Qualitätsstandard erreicht.“
Allerdings wolle die Dekita den Brief zum Anlass nehmen, die Informationen zur Essensgestaltung in den sieben Einrichtungen mit Ganztagesversorgung auch den übrigen sieben Kitas zur Verfügung zu stellen. Rach betont zudem: „Sodexo ist zertifiziert von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, es gibt regelmäßige Auswertungen, damit wir eben diesen hohen Qualitätsstandard halten. Wir haben aus den sieben Einrichtungen positive Rückmeldungen zur Essensversorgung und zur Ganztagesverpflegung insgesamt.“
Nachholbedarf in der Kita-Essensversorgung
Dass die Qualität der Mahlzeiten in den Kitas große Debatten auslöst, verwundert Melanie Kahl von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in Magdeburg nicht.
Sachsen-Anhalt habe in der Kita-Essensversorgung Nachholbedarf. „Es gibt Schwankungen, Standards werden teilweise nicht eingehalten. Deshalb ist es wichtig, dass die Kita-Betreiber in den Verträgen mit den Versorgern genau regeln, was sie haben wollen und was nicht.“ Die Standards, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festlegt, seien dabei wichtige Kriterien.
Mehr Qualität bedeute aber meist auch einen höheren Preis. Kahl bemängelt, dass Eltern jedoch oft nicht bereit seien, für das Essen ihrer Kinder mehr Geld auszugeben. „Die Wertigkeit eines guten Autos oder Handys ist vielen klar, bei gesunder Ernährung ist dies nicht der Fall. Wir müssen bereit sein, uns auch die etwas kosten zu lassen.“ (mz)