Kindestötung in Coswig Kindestötung in Coswig: Keiner kann die Tat verstehen
Coswig/MZ. - Die Umstände werden ein ums andere Mal erörtert, das Geständnis der 16-jährigen Mutter, ihr Kind getötet zu haben, zumindest mit Kopfschütteln quittiert. Und eines kommt im Gespräch mit Einwohnern immer wieder zwischen den Sätzen heraus: Eigentlich kann niemand das Geschehene so recht glauben, obwohl jetzt alle wissen müssten, dass es doch so ist.
Eine junge Frau, die in der Letzten Reihe wohnt, hat bereits die Aufregung im Zusammenhang mit dem Fund der kleinen Leiche miterlebt. Sie fühlt sich nun, da sie weiß, dass die Mutter aus ihrer Stadt stammt, "unwohl". Sie selbst hat zwei noch nicht ganz erwachsene Kinder und begreift nicht, "dass die Situation offenbar in der betreffenden Familie nicht zu klären war".
Man müsse heutzutage kein Kind töten, meint sie und führt Möglichkeiten an, wenn man selbst ein Kind nicht durchbringen könnte: Babyklappen in anderen Städten, Freigabe zur Adoption. Ihren Kindern jedenfalls habe sie nun gerade noch einmal gesagt, dass sie sich auch in einer solchen Situation ihr anvertrauen sollten: "Gemeinsam findet man eine Lösung."
"Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass eine Mutter dazu fähig ist", befindet ein Mann, der am Mittwoch auf dem Boulevard unterwegs ist. "Auch wenn sie, wie man seit Montag weiß, noch eine Schülerin ist", sagt der Passant, der dieses Jahr 75 Jahre alt wird und selbst Kinder großgezogen hat. Eben hatte er sich von einem Bekannten getrennt, der das Ganze auch nicht versteht, erzählt er. Erfahren habe er von den Ermittlungsergebnissen bei einem Spaziergang an der Elbe. Seitdem werde das schreckliche Geschehen überall diskutiert.
"Einerseits kann ich nicht verstehen, was in dem jungen Mädchen vor sich gegangen ist", sagt ein anderer Coswiger deutlich jüngeren Alters. "Andererseits", gibt er zu bedenken, "kennt man die ganzen Umstände, die zu der Tat geführt haben, nicht und kann sie daher auch nicht beurteilen". Dazu müsse man wohl viel mehr wissen.
Dennoch ist für den Mann ein Punkt besonders unverständlich: Warum das Kind töten? Auch dieser Coswiger verweist auf Möglichkeiten, ein Baby anderweitig versorgt zu wissen, wenn man selbst dazu nicht in der Lage ist. Dennoch bleibt er bei seiner Auffassung, niemanden verurteilen zu wollen, wenn er die näheren Umstände nicht kenne. Und er macht sich Gedanken um die Familie der jungen Frau und ihr weiteres Leben in der Stadt. Um das Mädchen auch, dass offenbar zu Hause belassen wurde. Denn in gewisser Weise sei Coswig ein Dorf . . .