Kampfmittelfund Kampfmittelfund: Bagger beschädigt Phosphorgranate
Quellendorf/MZ. - Eine Phosphorgranate aus dem 2. Weltkrieg sorgte am Dienstagabend und am Mittwoch für Aufregung in Quellendorf. Gegen 18.15 Uhr stieß bei Abrissarbeiten auf dem Grundstück Hinsdorfer Straße 5 ein Baggerfahrer in einem halben Meter Tiefe unter der Erdoberfläche auf eine Phosphorgranate und beschädigte die gläserne Hülle, so dass der weiße pulvrige Inhalt austrat. In Verbindung mit Sauerstoff entzündete er sich sofort, es entstand weißer Rauch. Acht Menschen, darunter ein sieben Monate altes Baby, wurden mit Rauchgasvergiftungen bzw. dem Verdacht darauf und zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht.
Der Baggerfahrer und einige auf dem Grundstück Anwesende hatten in dem Moment, als das Unglück passierte, noch nicht wissen können, worauf der Greifer gerade gestoßen war und hielten das Feuer zunächst für einen Kabelbrand. Die Feuerwehr wurde alarmiert und versuchte, mit einem Pulverlöscher den Brand zu bekämpfen. "Als das nicht funktionierte", sagte Wehrleiter Ernst Hoffmann gegenüber der MZ, "haben wir alles mit Sand abgedeckt und die Leitstelle informiert." Dort ging der Notruf um 19.28 Uhr ein.
Wie Kreisbrandmeister Lothar Huth weiter schildert, hat man dort zunächst Fachliteratur zu Rate gezogen und dann bei der Vermutung, es könnte sich um Kampfmittel handeln, die Firma TUIS in Ludwigshafen angerufen, deren Fachleute sich mit Gefahrstoffen und Kampfmitteln befassen. Dort habe man auch gemeint, dass es sich um eine Phosphorbombe oder -granate handeln werde. Daraufhin sei der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Magdeburg verständigt worden. "In der Nacht", so Huth, "ist aber niemand gekommen, denn die Entschärfung macht man nicht im Dunklen." Deshalb sei die Gefahrenstelle vorläufig abgesperrt und die ganze Nacht über von Feuerwehrleuten unter Kontrolle gehalten worden. Am Mittwoch früh rückten dann die Magdeburger Spezialisten an, öffneten die mit Sand abgedeckte Fundstelle und ließen den Schadstoff nach und nach kontrolliert abbrennen. Gegen Mittag war dies im Großen und Ganzen erledigt. Dann machten sich zunächst mit dem Bagger und dann mit Schaufeln Männer aus Magdeburg gemeinsam mit Quellendorfer Feuerwehrmännern daran, die Umgebung der Fundstelle nach weiteren Relikten aus Kriegstagen abzusuchen. Gefunden wurde jedoch nichts mehr.
Gerda Föhre, deren Kinder das Grundstück bewohnen, und die am Mittwoch Mittag noch im Krankenhaus waren, erinnert sich noch gut an die Kriegstage, als Bomben und Granaten die Menschen in Angst versetzten. "Hier hat es an vielen Stellen gebrannt", sagt sie - "und nun fast 60 Jahre später wieder." Doch dann gilt ihre Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart: Die Enkelin, die mit ihrer jungen Familie zum Unglückszeitpunkt bei den Eltern zu Besuch war, kehrt mit ihrem Mann aus dem Krankenhaus zurück. Nur das Urenkelchen ist noch zur Beobachtung dort. Hoffentlich nur kurze Zeit. Denn am Sonntag soll es getauft werden.