Kampf ums Überleben Kampf ums Überleben: Trotz Corona hat Dessauer Wochenmarkt auf dem Marktplatz weiter geöffnet

Dessau - Donnerstag früh, die Sonne scheint auf dem Dessauer Marktplatz. Doch es ist fast menschenleer. „Es ist ein Kampf ums Überleben“, sagt Marktleiterin Doris Schmidt, während sie die noch übrigen Marktstände anschaut. Die aktuelle Situation stimmt sie traurig.
Die Corona-Krise macht sich auch hier bemerkbar. Sonst ist der Marktplatz in der Zerbster Straße umringt von Händlern. 24 Stände bieten normalerweise ihre Produkte jeden Dienstag und Donnerstag an. Jetzt sind es gerade noch acht „Überlebenshändler“. Mit einer Auswahl an Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Pflanzen und Blumen, Ziegenkäse, Honig und Süßwaren präsentieren sie sich den Kunden.
„Frische Luft tut doch gut“, schallt es von einer Kundin aus der Ferne. Sie grüßt eine andere Dame, die mit einem Sicherheitsabstand von anderthalb Metern geduldig an einem Metzgerstand wartet. Dieser Abstand ist derzeit hier Vorschrift.
Nicht alle Kunden verhalten sich beim Einkauf auf dem Markt vorsichtig
Aber nicht alle verhalten sich so vorbildlich. Und das sorgt für Frust und Ärger bei den Händlern. „Die Leute drängeln sich einfach dazwischen mit der Begründung, sie seien schon weit über 80 und damit ihr Leben gelebt“, erklärt Händlerin Severine Böttcher kopfschüttelnd. Sie verkauft hier Obst, Gemüse, aber auch Eier und Honig.
Aus dem breiten Sortiment dürfen sich die Kunden hier normalerweise ihre Produkte selber aussuchen. Das ist jetzt anders. Wer etwa einen Apfel möchte, der darf diesen nicht mehr selber anfassen und begutachten. „Und trotzdem wird munter weiter jeder Apfel angetatscht“, sagt Böttcher. Immer wieder appelliert sie an den gesunden Menschenverstand. Nur so könne es in dieser Situation funktionieren.
Alle halbe Stunde dreht Doris Schmidt eine Runde über den Marktplatz. Dabei kontrolliert sie nicht nur, ob die Kunden sich an die Regeln halten, sondern eben auch ihre Händler. Pflicht ist nun etwa das Tragen von Handschuhen. Fast jeder Stand verfügt auch über Desinfektionsmittel. Eine Mundschutz-Pflicht wie mittlerweile in Halle ist aktuell in Dessau nicht vorgesehen.
Wie funktioniert ein Schnell-Imbiss in Zeiten von Corona?
Probleme bleiben. Wie funktioniert ein Schnell-Imbiss in Zeiten von Corona? Eigentlich gar nicht. Für den „Schaustellerbetrieb Wieser“ ist die momentane Situation „ein Schlag ins Gesicht“. Schnell mal eben eine Bratwurst auf die Hand oder eine Portion Pommes - das fällt derzeit aus. Alle Speisen gibt es nur zum Mitnehmen.
Also genau das Gegenteil, was man sonst an einem Imbiss macht. Was fehlt, sind zudem die Arbeiter rund um den Marktplatz, die ihr Mittagessen holen. „Ich habe im Moment noch etwa 15 Kunden täglich. Sonst sind es etwa 50 bis 60 Kunden am Tag“, erklärt Toni Wieser.
Trotz hoher Einbußen müssen weiterhin die Standgebühren und Waren finanziert werden
Für die Händler hat die aktuelle Situation vor allem finanzielle Folgen. Trotz hoher Einbußen müssen weiterhin die Standgebühren und Waren finanziert werden. Wie das funktionieren soll? „Ein Kunde meinte zu mir, ,Verkauft doch einfach Klopapier, das brauchen wir’“, erklärt Severine Böttcher.
Besserung ist nicht in Sicht. Auch auf den Wochenmärkten in Roßlau und Ziebigk sieht es derzeit düster aus. „Lange halten wir das hier nicht mehr aus. Ich bin froh, wenn es vorbei ist“, sagt Marktleiterin Doris Schmidt. (mz)
