JVA Dessau JVA Dessau: Mutmaßlicher Doppelmörder tot in Zelle aufgefunden

Bitterfeld/Dessau - Nach der Familientragödie in Bitterfeld hat sich der mutmaßliche Doppelmörder offenbar in seiner Zelle erhängt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau mit. Beamte der Dessauer Justizvollzugsanstalt haben den 52-Jährigen am Samstagmorgen tot aufgefunden. Der Mann saß seit dem 26. August in U-Haft. Er stand unter dringendem Verdacht, seine 39 Jahre alte Ehefrau und deren elfjährigen Sohn getötet zu haben. Hintergrund soll ein Beziehungsdrama gewesen sein: Die Frau wollte sich wohl von ihrem Mann trennen.
Kein Geständnis
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun die genauen Umstände seines Todes. „Nach ersten Erkenntnissen ist von einem Suizid auszugehen. Er hat sich vermutlich mit einem Stück Stoff erhängt“, erklärte am Sonntag Staatsanwaltschaftssprecher Christian Preissner. Für Montag ist eine Obduktion angesetzt. Wann der 52-Jährige zuletzt lebend gesehen wurde, dazu hatte Preissner am Sonntag noch keine Kenntnisse. Gefunden wurde der Untersuchungshäftling am Samstag gegen 8.30 Uhr. „Er galt als nicht suizidgefährdet und stand auch unter keiner besonderen Bewachung.“ Vor dem mutmaßlichen Selbstmord hat der Verdächtige kein Geständnis abgelegt, so Preissner.
Was genau in der Nacht des Doppelmordes vom 23. zum 24. August in einem Bitterfelder Neubaublock geschah, wird nun wohl nie restlos aufgeklärt. Die Tat hatte in der Region großes Entsetzen ausgelöst. Wie die Staatsanwaltschaft damals mitteilte, ist die 39-jährige Frau durch mindestens einen Stich in den Hals getötet worden. Als mögliche Tatwaffe kommt ein 15 Zentimeter langes Küchenmesser in Frage. Die Frau verblutete. Der elfjährige Sohn, der nicht das Kind des Verdächtigen war, wurde erdrosselt. Die Polizei stellte unter anderem einen Hosen- und einen Bademantelgürtel sicher, die auf DNA-Spuren untersucht werden sollten. Nähere Angaben dazu machte Preissner am Sonntag nicht.
Keine Erinnerung
Familienangehörige hatten die beiden Leichen am Nachmittag in der Wohnung der Frau gefunden und die Polizei alarmiert. Binnen weniger Stunden fiel der Verdacht auf den Ehemann. Spezialeinsatzkräfte nahmen ihn schließlich am 25. August fest. In Vernehmungen berief er sich darauf, sich an nichts erinnern zu können. Der Ehemann der Getöteten ist laut Staatsanwaltschaft erst wenige Tage vor der Tat aus Russland eingereist. Die Frau lebte seit rund einem Jahr mit ihrem Sohn in Deutschland. Mutter und Kind besaßen jeweils die russische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Die allein lebende Frau hatte ihrem Mann offenbar angekündigt, sich von ihm scheiden zu lassen.
Zum Tod des 52-Jährigen befragen die Ermittler nun vor allem Justizvollzugsbeamte. Wann das Gutachten des Rechtsmediziners vorliegt, war am Sonntag noch nicht bekannt. (mz)
