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Projekt der Awo-Familienwerkstatt Junge Frau aus Bangladesh ermutigt in Dessau-Roßlau Flüchtlinge zur Corona-Impfung

Nur wenige Flüchtlingsfamilien sind gegen Corona geschützt. Warum das so ist und wie Nur-E Zannat von der Awo-Familienwerkstatt hilft, das zu ändern.

Von Heidi Thiemann Aktualisiert: 16.10.2021, 13:08
Nur-E Zannat (l.), Shirin Ibo und ihre Tochter Fadya Karjout Stada (vorn) in der Awo-Familienwerkstatt.
Nur-E Zannat (l.), Shirin Ibo und ihre Tochter Fadya Karjout Stada (vorn) in der Awo-Familienwerkstatt. Foto: H. Thiemann

Dessau/MZ - Erst seit drei Monaten ist Shirin Ibo mit ihrem Mann Mohamed Karjout Zada und den sechs Kindern in Dessau Zuhause. Eine abenteuerliche Flucht hat die Familie aus Syrien über die Türkei nach Deutschland geführt. Nun ist Shirin Ibo dankbar über die Hilfe, die die Familie seitdem in Dessau erfahren hat, „für uns, für unsere Kinder“.

Das fängt an bei der Unterstützung zum Ausfüllen von Formularen bei Krankenkassen, Jobcenter, der Anmeldung bei Schule, Kindergarten oder Ärzten und hört auf bei der Corona-Impfung, die sie erhalten hat. Die Familie fühlt sich dadurch geschützt. Ohne Nur-E Zannat in der Awo-Familienwerkstatt, denkt sie, hätte das wohl alles nicht so gut geklappt.

„Empowerment von Flüchtlingsfrauen“ heißt das Projekt in der Awo-Familienwerkstatt in Dessau

Die kleine quirlige Nur-E Zannat ist Projektleiterin von „Empowerment von Flüchtlingsfrauen“ in der Awo-Familienwerkstatt. Sie selber kommt aus Bangladesch, war als Studentin der Hochschule Anhalt nach Dessau gekommen und weiß, wie schwer es anfangs ist, sich zurechtzufinden in einer fremden Stadt und Kultur. Deshalb gibt sie vielfältige Unterstützung, damit die Menschen hier schnell Fuß fassen. Und verborgen geblieben ist ihr dabei nicht, dass nur ein geringer Anteil an Flüchtlingsfamilien gegen Corona geimpft ist.

Corona hatte auch der Awo-Familienwerkstatt in den letzten Monaten zugesetzt. Treffen vor Ort konnten nicht stattfinden. „Wir möchten nicht noch einen Lockdown“, sagt Zannat, warum sie sich auch in der Frage der Corona-Impfungen stark macht. „Ich habe ein Gruppenangebot für Frauen und Männer ins Leben gerufen, um sie über die Corona-Situation und die Bedeutung der Impfung aufzuklären“, erzählt sie.

Wenn die Migranten zur Beratung kommen, fragt sie sie auch, ob sie geimpft sind. Wenn nicht, will sie wissen, ob die Menschen Fragen haben, notiert diese und setzt sich danach mit dem Hausarzt oder Frauenarzt in Verbindung. „Am nächsten Tag rufe ich sie an und informiere sie auf Arabisch über die Antwort auf ihre Fragen“, erzählt sie. Und wenn die Frauen und Männer bereit sind, sich impfen zu lassen, hilft sie bei der Terminvereinbarung, beim Ausfüllen des Fragebogens. Auch ihre Kollegin Abeer Louis, die selbst aus Syrien kommt und in der Awo-Familienwerkstatt beim Kitaeinstieg hilft, gibt Übersetzungshilfe für ihre Landsleute.

25 Männer und Frauen aus Dessau-Roßlau hat Nur E-Zannat schon in den Impfzentrum begleitet

25 Frauen und Männer hat Nur E-Zannat auf diese Weise schon zum Impfzentrum begleitet oder auch zum Impfmobil. „Und es werden immer mehr“, freut sie sich. Auch beim Vereinbaren des Zweittermins hilft sie, denn das Hauptproblem ist oftmals die sprachliche Hürde.

Außerdem, stellt sie fest, hatten die Familien im Vorfeld nur sehr wenige Informationen über den Impfstoff und die neuesten Forschungen. „Als sie es dann auf Arabisch verstanden haben, ermutigten sie auch andere Menschen, sich impfen zu lassen“, freut sich die Projektleiterin über diesen Erfolg.

Bei Shirin Ibo, ihrem Mann Mohamed Karjout Zada und den drei älteren Kindern brauchte Zannat keine Überzeugungsarbeit leisten. „Die Impfung ist wichtig für unsere Gesundheit und für andere Menschen auch“, sagt Shirin Ibo. Sie ist erleichtert, dass es so problemlos ging, sich in Dessau impfen zu lassen.

Nur-E Zannat will weiter über Corona und die Folgen der Krankheit aufklären. Schade, sagt sie, dass nun das Impfzentrum in der Anhalt-Arena geschlossen worden ist. Nun müssten die Menschen zum Hausarzt gehen. Doch nicht immer sei es leicht, Termine zu finden, denn Sprachunterricht und Arztsprechstunden liegen oftmals parallel. „Deshalb wäre es schön, wenn es weiter auch mobile Impfangebote gibt, denn die sind flexibler“, kann Nur-E Zannat aus Erfahrung sagen.