Jano und Rudi werden stolze Prinzen
DESSAU/MZ. - Den beiden kleinen Hoheiten im Alter von drei Jahren ist anzumerken, dass sie des Öfteren im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Sie nehmen den Trubel und den Menschenauflauf um sich herum gelassen. Sie blicken mit großen ernsten Augen, aber keineswegs ängstlich drein, wenn es der Augenblick erfordert und lächeln, wenn die Situation wieder lockerer wird, wenn wieder und wieder ein neuer Fotograf auftaucht und die beiden mal einzeln und mal gemeinsam ablichten will.
Tatsächlich sind Jano und Rudi ganz normale Kinder, aber schon seit dem Baby-Alter beim Leopoldsfest dabei. Auf dem Arm der Mutter, der Tante oder der Oma oder im Kinderwagen beim Festumzug oder im Zelt im Biwak sind sie schon oft von Dessau-Roßlauern wie Gästen des dreitätigen Festes bewundert und natürlich fotografiert worden. Doch einen eigenen
Veranstaltungspunkt, den erleben die beiden am Sonnabend im Rathaus-Center zum ersten Mal. Der Verein zur Förderung der Stadtkultur hat die beiden, die zur Preußischen Adelsgesellschaft der Garnisonsstadt Magdeburg gehören, eingeladen.
"Wir überlegen uns ja immer, wie wir kleine Höhepunkte ins Programm einbauen, die den Beteiligten wie den Besuchern Spaß bereiten und Unterhaltung bieten", sagt Vereinsvorsitzende Regina Gröger. "Der heutige Akt der Prinzenernennung von Rudi und Jano soll auch ein Dankeschön an die Magdeburger sein, die durch ihre Kostüme unser Fest bereichern." Es sei schon etwas Besonderes, wenn Vereine oder Gruppen den eigenen Nachwuchs gleich mit in ihre Arbeit einbeziehen.
Die Magdeburger kommen schon seit vier Jahren zum Stadtfest nach Dessau, erzählt Gabriele Schiebold, die Vereinsvorsitzende. Beim ersten Mal seien sie nur Tagesgäste gewesen. Doch weil ihnen das Fest so gefallen habe, zogen sie ein Jahr später mit ihrem Zelt ins Biwak. "Hier herrscht eine wunderbare Atmosphäre", begründet sie das Interesse ihrer Vereinsmitglieder. Die Damen mit den großen Hüten und den Reifrockkleidern reisen zu vielen Festen in ganz Deutschland, aber "hierher kriege ich immer die ganze Gruppe", sagt die "Mutter des Vereins". Vor allem die Organisation des Leopoldsfestes lobt sie als "hervorragend". "Der Förderverein kümmert sich rührend um die Teilnehmer." Sie habe auch schon vorgeschlagen, dass Magdeburg und Dessau mal was zusammen machen könnten, "schließlich haben wir genug Geschichtliches gemeinsam". Aber Magdeburg sei wohl noch nicht so weit, was die historische Festdarstellung betrifft.
Auch Alexandra Schulz ist begeistert vom Leopoldsfest. Sie findet es gut, "dass die Tradition hier so ernst genommen wird" und dass dennoch das Fest so vielfältig ist. Sie ist die Mutter des dreieinhalbjährigen Jano und seit einem halben Jahr auch die von Naya, die wie ihr Bruder schon als zartes Baby historisch gewandet mit ins Vereinsleben integriert wird. "Mit kleinen Kindern hat man natürlich relativ viel zu tun", sagt Alexandra Schulz. "Aber da wir hier viele sind, kommen wir immer ganz gut klar." Zumal die Damen der Preußischen Adelsgesellschaft der Garnisonsstadt Magdeburg verwandtschaftlich und freundschaftlich stark verbandelt sind. Der Name der zarten Naya, die mit großen Augen den Auflauf um ihren Bruder verfolgt, stamme übrigens aus dem Grönländischen und bedeute "kleine Schwester", verrät die Mutter. Doch das hätten die werdenden Eltern erst später entdeckt, als sie sich schon in den Namen verliebt hatten. Um Naya aber wird es erst im nächsten Jahr gehen.
Beim siebten Leopoldsfest überreicht Fürstin Anna-Luise an Jano und Rudi das Adelspatent und ernennt sie zu Prinz Rudi zu Magdeburg und Prinz Jano zu Colbitz. Die beiden nehmen die kleine Zeremonie, begleitet durch den Geheimen Rath von Raumer, den der Verwaltungsdirektor des Anhaltischen Theaters gibt, und den Hofrath Richter, in dessen Rolle Hans-Joachim Rohowski schlüpft, mit Würde an und sagen zu, am kommenden Wochenende mit den Dessau-Roßlauern und ihren Gästen das Leopoldsfest zu feiern.
Die Festvorwoche jedenfalls wurde am Sonnabendvormittag mit der Prinzen-Ernennung, einem zünftigen Fassbieranstich durch Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister und dem Auftritt der Gruppe Saltatio Burgus aus Roßlau eingeläutet. Sowie durch die Fürstin Anna-Louise eröffnet. Die Fürstin, die Elke Brucker darstellt, wird in diesem Jahr die Regentschaft übernehmen, da ihr Mann Klaus Brucker im militärischen Einsatz im Kosovo ist und damit Fürst Leopold I. im Feld weilt. Was nichts Neues für die Fürstin-Darstellerin ist, wie es auch nichts Ungewöhnliches für die Fürstin Anna-Luise im 17. / 18. Jahrhundert war.