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Jahresbilanz Jahresbilanz: Dessauer Sparkasse beklagt "Anlage-Notstand"

Von steffen Brachert 28.06.2014, 10:34
Sparkassen-Vorstand Konrad Dormeier, Oberbürgermeister Klemens Koschig, Mario Taesch und Matthias Crain von der Sparkasse stellten am Donnerstag die Bilanz vor.
Sparkassen-Vorstand Konrad Dormeier, Oberbürgermeister Klemens Koschig, Mario Taesch und Matthias Crain von der Sparkasse stellten am Donnerstag die Bilanz vor. SEBASTIAN Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Den Bericht von der Generalversammlung der Volksbank Dessau-Anhalt hatte Konrad Dormeier genau gelesen. Und? „Ich kann da Wort für Wort unterschreiben“, sagte der Vorstand der Stadtsparkasse Dessau. „Wir sehen die Welt genauso.“

Am Dienstag hatte die Volksbank Dessau-Anhalt ihre Bilanz 2013 vorgestellt, zwei Tage später präsentiert die Sparkasse ihre Zahlen. „Die Sparkasse hat trotz größer gewordener Schwierigkeiten ein gutes Ergebnis geschafft“, lobte Oberbürgermeister Klemens Koschig, der zugleich Verwaltungsratschef der Stadtsparkasse ist und kurz vor dem Ende seiner Amtszeit seine siebte - und letzte - Bilanzpressekonferenz durchführte.

„Anlage-Notstand“ beklagt

„Wir sind zufrieden. Wir müssen uns zwischen den ganzen Fußball-Schlagzeilen nicht verstecken“, versicherte auch Dormeier, der zugleich auf einen „Anlage-Notstand“ verwies. Dieser hat sich auf die Bilanzsumme der Stadtsparkasse ausgewirkt. Diese sank von 2012 zu 2013 deutlich von 769,4 auf 737,7 Millionen Euro. Geplant. „Wir haben uns entschieden, ein 50 Millionen Euro teures Refinanzierungsdarlehen bei der Deutschen Bundesbank zurückzuzahlen“, erklärte Dormeier. Der Grund: Ohne ins Risiko zu gehen, haben man keine lukrativen Anlagemöglichkeiten gefunden. Zum Beweis hatte Dormeier die aktuellen Zahlen herausgesucht: Für eine einmonatige 10-Millionen-Euro-Anlage hätte die Sparkasse am Donnerstag am Markt einen Zinssatz von 0,05 Prozent erhalten, bei einem Jahr wären es 0,26 Prozent gewesen. Zu verdienen ist damit also kaum etwas.

Die Stadtsparkasse in Dessau hat über 60.000 Kunden, die mehr als 100.000 Konten haben. Es gibt 14 Filialen im gesamten Stadtgebiet, dazu kommen sechs Selbstbedienungs-Standorte. 2013 wurden an den Kassen der Bank 115.22 Einzahlungen und 184.278 Auszahlungen gezählt. Von den 29 Geldautomaten, die die Stadtsparkasse vorhält, wurden im vergangenen Jahr 1,16 Millionen Mal Geld abgehoben. Das Online-Banking nutzten 18.218 Kunden.

2013 hat die Stadtsparkasse 200 Vereine, Institutionen und Initiativen gefördert, 108 davon im künstlerisch-kulturellen Bereich, 58 im Breiten- und Spitzensport. Im Rahmen des Bürgerpreises 2013 wurden weitere acht Projekte unterstützt. (sb)

Positiv haben sich andere Bereiche entwickelt. Die Kundeneinlagen haben sich von 2012 zu 2013 von 625,3 auf 627,2 Millionen erhöht. Das wurde geschafft, obwohl die Einwohnerzahlen in Dessau-Roßlau stetig sinken. Hatte die Stadt 2004 noch 93 397 Einwohner, waren es 2013 noch 83 915. Im Gegenzug stieg allerdings die Kaufkraft der Dessau-Roßlauer - von 14 014 Euro (2004) auf 18 318 (2013). Deutlich zugelegt hat die Stadtsparkasse im vorigen Jahr im Kreditgeschäft. Hier stieg die Summe von 311,3 auf 331,9 Millionen Euro. Dormeier nannte einen „lebhaften Wohnungsbau“ als Ursache und lobte die Risikolage als erfreulich. 2013 habe es nur einen Bewerbungsbedarf von 100 000 Euro gegeben. Als Gewinn weist die Bilanz der Stadtsparkasse eine Summe von 547 000 Euro aus. Dieser wird vollständig zur Stärkung des Eigenkapitals verwendet. Die Stadt darf sich über Ertragssteuern in Höhe von 2,1 Millionen Euro freuen. Der schon im Vorjahr gestiegene Wert hat sich noch einmal um 200 Euro erhöht.

Sorgen bereitet allerdings die andauernde Niedrigzinsphase. Der Zinsüberschuss - das Ergebnis aus Zinserträgen nach Abzug von Zinsaufwändungen - lag mit 18,5 Millionen Euro knapp 400 000 Euro unter dem Vorjahresergebnis. „Die Zeiten sind nicht freundlicher geworden“, sagt Dormeier, der nach dem Abschied von Vorstandskollege Hendrik Pregel zur Deka-Bank am 1. August mit Thorsten Weßels wieder den Vorstand komplettiert. „Es macht keinen Spaß, den Kunden nicht, uns auch nicht.“

Wurzeln bleiben vor Ort

Was - wie bei der Volksbank Anhalt-Dessau - zur Frage führt, wie lange die Sparkasse sich ihr umfangreiches Filialnetz noch leisten kann und will. Auch die 178 Mitarbeiter zählende Stadtsparkasse Dessau steht vor Strukturfragen. „Doch wir haben unsere Wurzeln vor Ort“, versicherte Dormeier. „Und wir werden so lange wie möglich vor Ort bleiben.“