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Jagdschloss Königendorf Jagdschloss Königendorf: Hoffnung auf Investor für Idylle im Grünen

Von Henrik Klemm 12.08.2002, 17:15

Dessau/MZ. - Wolfgang Heinrich fährt voran. Die B 184 entlang in Richtung Autobahnauffahrt Dessau-Süd. Dann geht es plötzlich rechts ab, hinein in die Mosigkauer Heide. Ein Schild stoppt alle, die keine Genehmigung zum Befahren des Naturschutzgebietes haben. Doch Heinrich darf. Der für Liegenschaften zuständige Dezernent im Regierungspräsidium Dessau ist in dienstlicher Mission unterwegs. Unterwegs zum Jagdschloss Königendorf.

Rechts blitzt ein Feuerwachturm aus dem dicken Grün, der Waldweg ist asphaltiert und nach zirka zwei Kilometern hat Heinrich sein Ziel erreicht. Links eine Toreinfahrt, sonst fest verriegelt, steht sie jetzt offen. Karl-Heinz Beier begrüßt die Ankommenden. Der Niederlassungsleiter des Sicherheitsdienstes "Security" erwartet seinen Auftraggeber. Jeder andere hätte es schwer, auf das umzäunte Gelände zu kommen. Noch etwa 200 Meter auf einem unbefestigten Waldweg, dann ist das Jagdschloss, das 1904 im Schweizer Landhausstil im Auftrag von Herzog Friedrich II. von Anhalt entstand, erreicht. Zwei weitere Gebäude, zirka 1930 errichtet, stehen ebenso wie das Jagdschloss unter Denkmalschutz. Schnell wird klar: Über die Jahrzehnte hinweg hat hier Geschichte überdauert.

Heinrich zeigt den Saal des Jagdschlosses mit seiner schönen Holztäfelung, den Keller, die historischen Klinken, und auch die beiden Nebengebäude weisen interessante Details auf. "Alles das", sagt Heinrich, stehe mit einer Fläche von etwa 32 000 Quadratmetern zum Verkauf. Eine Ausschreibung sei durch die beauftragte Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH in Vorbereitung. "Es ist nicht die erste, doch bislang haben wir keine zuschlagfähigen Angebote erhalten", erklärt Heinrich.

Doch wer könnten die möglichen Interessenten sein? Der Mann aus dem Regierungspräsidium verweist auf die Bewertung des Gutachterausschusses. Dort werde eine nicht ertragsorientierte Nutzung durch einen Verein oder eine Privatperson für realisierbar erachtet. Denkmal- und Naturschutz forderten halt ihren Tribut. Außerdem strichen die Gutachter eine mögliche Ausflugsgaststätte aus ihren Vorstellungen für die künftige Nutzung des Königendorfer Jagdschlosses. Lage, Zufahrtsmöglichkeiten und die Konkurrenz in der Region ließen ihnen solch ein Projekt nicht realistisch erscheinen.

Dabei hat das Objekt in dieser Beziehung schon eine Menge hinter sich. Auf dem Areal stehen neben den drei historischen Gebäuden etliche nach dem II. Weltkrieg bis in die 70er Jahre hinein entstandene Gebäude, die nun eines Abrisses harren. War Königendorf nach 1945 zunächst Zufluchtstätte für Flüchtlinge und Ausgebombte, zogen danach SED-Parteischule und Forstfachschule ein. 1967 gelangte das Waldanwesen in den Besitz der Chemischen Werke Buna. Ein Sportplatz wurde gebaut, als der Hallesche Fußballklub Chemie das Terrain für Trainingslager nutzte. Später, in den 70er Jahren, wurde emsig gebaut, diente Königendorf vor allem als Schulungszentrum und Erholungsstätte. Die Nutzung wurde 1990 beendet, ein Verwalter war bis 1998 auf dem Gelände.

Nun wartet das Königendorfer Jagdschloss auf neue Besitzer, idyllisch gelegen, mitten im Grün der Mosigkauer Heide.