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Interview zur Polizeireform in Dessau Interview zur Polizeireform in Dessau: Zurück zur Basis

04.07.2014, 20:02
Polizeibeamte an einer abgesperrten Straße. Die Frage der Personalstärke bei der Polizei spaltet die Koalition von CDU und SPD in Sachsen-Anhalt.
Polizeibeamte an einer abgesperrten Straße. Die Frage der Personalstärke bei der Polizei spaltet die Koalition von CDU und SPD in Sachsen-Anhalt. dpa/Symbol Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Manche mögen sich an den Schutzmann im Dorf erinnert fühlen, der mit dem Motorrad sein Revier bestreifte. 50 Polizeibedienstete der Polizeidirektion Ost sollen perspektivisch wieder „Schutzmann“ sein. Mit dem 1. Juli haben 41 von ihnen ihre Arbeit als Regionalbereichsbeamte aufgenommen. Darunter sind acht Dessauer Polizisten. Wie sich die Polizei deren Arbeit vorstellt, darüber sprach MZ-Redakteurin Annette Gens mit Hannes Werner, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Dessau-Roßlau.

Welche Aufgabe hat ein Regionalbereichsbeamter?

Werner: Diese Kollegen werden Ansprechpartner für Bürger, für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und für die gewählten Ortschaftsräte des Einzugsgebietes, sein, dem sie zugeordnet sind. Schulen und andere Kindereinrichtungen werden sie im Bereich der vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung unterstützen. Für gefährdete Objekte werden sie Schutzakten anlegen und fortschreiben. Zu den Ortschaftsräten werden sie Kontakt halten und in deren Büros und Rathäusern für Fragen zur Verfügung stehen. Und natürlich sind die Regionalbereichsbeamten auch bei Volksfesten präsent. Kurzum sie sind so etwas wie ein Scharnier zwischen Wohngebiet und Polizeirevier.

Das klingt nach einem 24-Stunden-Job?

Werner: Sie werden bestimmt keine 24 Stunden im Revier unterwegs sein. Aber natürlich wird sich ihre Arbeitszeit häufig am gesellschaftlichen Leben des jeweiligen Wohngebiets orientieren müssen. Das ist gewollt so. Dafür sind die Mitarbeiter vom Einsatzdienst im Polizeirevier befreit. Für ihre Arbeit vor Ort sind alle mit Diensthandy ausgestattet. Ihnen stehen Streifenwagen zur Verfügung. Sie können aber auch Fahrräder nutzen oder zu Fuß gehen.

Wie viele Beamte kümmern sich um welche Stadtgebiete?

Werner: Die Anzahl der Beamten ergibt sich aus dem vom Innenministerium Sachsen-Anhalts vorgegebenen Personalschlüssel. In einem Gebiet ab 30000 Einwohner und pro weitere 10000 Einwohner wird je ein zusätzlicher Regionalbereichsbeamter eingesetzt. So haben in Dessaus Innenstadtgebiet drei Regionalbereichsbeamte ihren Arbeitsplatz. Ihr Einsatzgebiet reicht von Dessau-Nord bis Süd, einschließlich Haideburg und Törten. In ihrem Revier leben über 38000 Bürger. Mit knapp 15000 Einwohnern befindet sich das zweitgrößte Einzugsgebiet nördlich der Elbe. Zwei Beamte werden den Bereich von Rietzmeck, Brambach, Neeken, Rodleben, Streetz/Natho, Roßlau Meinsdorf und Mühlstedt betreuen. Weitaus weniger Einwohner leben in Mildensee, Waldersee, Kleutsch und Sollnitz, dafür hat der Kollege, der dort eingesetzt ist, aber mehr Revierfläche. Weiterhin wurden Kleinkühnau, Großkühnau und Ziebigk/Siedlung als Bereich zusammengefasst sowie Kochstedt, Mosigkau, Zoberberg, Alten und Dessau-West. Je ein Regionalbeamter wird für die erwähnten Bereiche eingesetzt. Die Kollegen werden sich bei Urlaub oder Krankheit gegenseitig vertreten.

Im Einzugsgebiet von Roßlau und Kochstedt gab es bislang Polizeistationen, die im Zuge der Reform geschlossen werden sollen. Wann ist es soweit?

Werner: Beide Revierstationen gibt es seit dieser Woche nicht mehr. Die Mitarbeiter verstärken jetzt die Reihen der Schutzpolizei, was wir derzeit positiv im Polizeirevier spüren. Die Aufgaben der Schutzpolizei sind jetzt auf viele Schultern verteilt.

Zurück zu den Regionalbereichsbeamten, wo ist deren Sitz?

Werner: Die Mehrzahl arbeitet vom Dessau-Roßlauer Polizeirevier aus. Da das Polizeigebäude in der Roßlauer Südstraße weiterhin genutzt wird, sind die beiden Regionalbereichsbeamten für den Roßlauer Bereich dort auch anzutreffen. In den Orten, in denen es Ortschaftsräte und Rathäuser gibt, werden zeitweilig die Büros in den Rathäusern zur Arbeit genutzt. Die Ortsbürgermeister begrüßen diese Art der Zusammenarbeit. Angedacht ist außerdem, dass Polizei und Ortschaftsrat zeitgleich Sprechstunden durchführen. Das wird dann immer öffentlich bekanntgemacht.

Bislang reagierte die Polizei bei Beschwerden wegen Störung der Ruhe. Wie ist dies künftig geregelt?

Werner: Lärmbelästigung ist ein klassischer Fall für die Vollstreckungsbeamten des Ordnungsamtes. Sobald wir aber feststellen, dass Gefahr im Verzug ist, sind wir im Einsatz.