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Interkulturelles Lernen Interkulturelles Lernen: Beim Maafe kochen den Senegal erkundet

Von Ute Hartling-Lieblang 11.03.2002, 17:10

Köthen/MZ. - Dass viele Köche den Brei verderben könnten, befürchteten die Lehrer und pädagogische Mitarbeiter der Köthener Hahnemannschule nicht. Am vergangenen Freitagnachmittag trafen sie sich zum interkulturellen Kochen in der Küche ihrer Schule. "Maafe" - ein Gericht aus dem Senegal - sollte schon bald einen angenehm würzigen Duft im Schulhaus verbreiten. In zwei großen Pfannen wurde die afrikanische Fleischmahlzeit von zwei Teilnehmergruppen zubereitet.

Angeleitet wurden die Pädagogen dabei von zwei Senegalesen, Dr. Karamba Diaby, Projektleiter Interkulturelle Bildung der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA), und Dr. Moussa Dansokho, Referent bei der DAA, der zurzeit in Görzig lebt. "Es hat prima geschmeckt", so das einhellige Urteil nach der Verkostung.

"Das gemeinsame Kochen ist für uns nur ein Aufhänger, um miteinander ins Gespräch zu kommen", erklärt Diaby, der im Rahmen eines Workshops für interkulturelles Miteinander an der Schule zu Gast war. Nicht der Austausch von afrikanischen Kochrezepten, sondern seine Heimat Senegal mit ihren Menschen, der Kultur und den vielfältigen Traditionen bis hin zur Religion, die durch den Islam geprägt ist, sollten in dieser Weiterbildungsveranstaltung Thema sein. IKAP - Interkulturelle und antirassistische Projektkoordination nennt die DAA ihr Angebot, deren Zielgruppe zum Beispiel Multiplikatoren der Kinder- und Jugendarbeit sind. 35 Referenten und Referentinnen stehen Dr. Diaby mittlerweile zur Seite, einer davon ist Dr. Dansokho.

Die Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter der Köthener Sonderschulen, die sich sehr zahlreich für diesen Workshop angemeldet haben, nutzen dieses Angebot im Rahmen des Bund-Länder-Programms "21" - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. "43 Kollegen wollen insgesamt teilnehmen, weshalb noch zwei weitere Veranstaltungen geplant sind", erklärt Marina Poppe, Fachmoderatorin der Fachgruppe Sonderschulen.

"Unsere Schüler haben nur wenig Alltagserfahrungen mit anderen Kulturen. Ziel unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit ist es, mehr Toleranz und Mitmenschlichkeit sowie Verständnis für internationale Gerechtigkeit bei den Schülern zu entwickeln", begründet sie das Interesse. Es gehe darum, bei den Schülern Kompetenzen im Sinne der Agenda 21 zu entwickeln und dabei nachhaltig zu wirken.

Was die Pädagogen am rund vier Stunden lang in ihrem Workshop erlebt und erfahren haben, wollen sie methodisch aufbereitet später an die Schüler weitergeben. Neben dem interkulturellen Lernen sollte dabei aber auch der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen. "Wir wollen nicht einfach nur Vorträge halten, sondern in lockerer und phantasievoller Form Informationen vermitteln", erklärt Projektleiter Diaby, der seit "zehn Wintern in Deutschland" lebt und die deutsche Sprache bestens beherrscht. "Unsere Referenten kommen aus den verschiedensten Ländern", erläutert Diaby bei der Vorstellung, "wenn sie Lust haben, mal mit einem Indianer zu kochen, dann können wir auch das organisieren", scherzt er. "Lieber die Friedenspfeife rauchen", kommt es aus dem Teilnehmerkreis zurück. Damit ist das Eis gebrochen. "Wir sind keine Alibi-Afrikaner zum Anfassen", stellt Dr. Karamba Diaby klar. Nur dorthin, wo man überzeugt sei, dass echtes Engagement hinter der Einladung stecke, komme man gern. "Wir wollen mit dieser Veranstaltung unseren Beitrag zu einem weltoffenen Sachsen-Anhalt leisten", unterstreichen auch Schulleiterin Barb Gudera und die Koordinatorin der Hahnemannschule, Andrea Andreae. Die Pädagogen haben am Ende des Workshops nicht nur gelernt, welche Zutaten man zur Zubereitung von Maafe benötigt - neben Schweinefleisch zum Beispiel Erdnusscreme, Okra-Schoten und Olivenöl. Sie haben Afrika - und speziell den Senegal - einmal mit ganz anderen Augen sehen gelernt. Dies ließ die Teilnehmer in der Gewissheit nach Hause gehen: "Dieser Nachmittag hat sich für uns gelohnt." Kommentar