Interessengemeinschaft Interessengemeinschaft: Wichtiges Wissen der Alten

Dessau-Rosslau/MZ - Sitzung des Hochwasserausschusses am Dienstag? Christiane Nöthen winkt ab. So sehr die Vorsitzende der Interessenvereinigung Hochwasserschutz Elbe-Mulde sonst auf die Beratungen des zeitweiligen Ausschusses drängt und setzt, in der gegenwärtigen Situation sei die aktuelle Situation vordringlicher. Und diese schon am Dienstag in einer Ausschusssitzung zu thematisieren, das hält Christiane Nöthen einfach für zu früh.
Was nicht heißt, dass die engagierte Ziebigkerin nicht schon einige Themen wüsste, die sie ansprechen und künftig in der Arbeit der Interessengemeinschaft verfolgen möchte. Zwei Punkte brennen ihr da auf den Nägeln.
Idee: Goitzsche-Management
Da ist zum einen die Goitzsche. So ähnlich wie beim Talsperrenmanagement sollte man hier überlegen, ob bei drohenden Hochwassersituationen nicht Wasser aus der Goitzsche in die Mulde abgelassen werden könnte, schlägt Nöthen vor. Dann wäre da ein wenig Freiraum, denn je mehr Deiche an der Mulde vor Bitterfeld und dann Dessau ertüchtigt werden, um so mehr Wasser komme hier in der Region an. „Vielleicht gibt es diese Überlegungen schon“, räumt Nöthen ein, dann sollte das auch publiziert werden. Oder es sollte erklärt werden, was dagegen sprechen würde. Dann sei das aber sicher noch ein Diskussionsthema.
Der zweite Punkt, der Nöthen dieser Tage besonders bewegt, ist das Wissen, das insbesondere ältere Menschen an der Mulde und der Elbe haben. „Das muss unbedingt an die Jüngeren weitergegeben werden“, sieht Nöthen durchaus auch die Interessengemeinschaft in der Pflicht. Zwar hat der Verein regelmäßig Radtouren zu Schwerpunkten in der Deichverteidigungslinie um die Stadt organisiert und etwa alle zwei Jahre Foren beziehungsweise Informationsveranstaltungen zu wichtigen Themen in Sachen Hochwasserschutz. Aber der Kreis, den der Verein damit erreicht habe, sei nicht deutlich größer geworden. Nöthen könnte sich zum Beispiel Projektwochen im Walter-Gropius-Gymnasium vorstellen. Zwar würden die Schüler möglicherweise zum Studium gehen, „aber manche kommen zurück, manche bleiben generell hier“ und das Wissen um die Deiche und an welchen Stellen was zu beachten sei, „das ist erst einmal verteilt“. Sie könne sich sogar vorstellen, dass größere Schüler schon bei den Deichbeobachtungen mit angeleitet werden. „Warum den jungen Leuten nicht auch mehr Verantwortung übertragen?!“
„Insgesamt aber“, und das betont Christiane Nöthen ausdrücklich, „insgesamt können wir stolz sein. Wir haben gut gearbeitet in den vergangenen Jahren. Und damit meine ich alle, den Landesbetrieb für Hochwasserschutz, die Landesregierung, die Stadt und die vielen Hochwasserschutz-Engagierten in der Stadt.“ Wenn Dessau-Roßlau jetzt in den Meldungen relativ wenig auftauche, „dann spricht das für sich“, findet sie. „Wir haben viel und wir haben es richtig gemacht.“
Immer wieder habe man darauf gedrängt, die Deiche in und um Dessau-Roßlau zu ertüchtigen, „denn am Zusammenfluss von Mulde und Elbe liegt die Stadt an einem ganz neuralgischen Punkt“. Natürlich weiß Nöthen um solche Schwerpunkte wie das Rosselschöpfwerk in Roßlau, die Verbindungen zur Jonitzer Mühle und vor allem die Möster Höhen - „da haben wir ja in keinster Weise locker gelassen“. Aber dass es bisher so ruhig gelaufen ist, das ist ein Ergebnis der bisherigen Arbeit.
Forderungen: Bessere Deichpflege
„Wir werden dennoch weiterhin nicht locker lassen“, versichert die Vereinsvorsitzende, die den Verein auch als eine Stimme sieht, wo vielleicht der Hinweis eines einzelnen nicht erhört werden würde. Zwei Deichschauen im Jahr und eine rasche Abarbeitung der Mängel sowie die Kontrolle dazu und bedarfsorientierte Pflege der Deiche sind Forderungen, die Nöthen nun noch vehementer verfolgen will. „Wie soll man auf den nicht gemähten Deichen in Kühnau Sickerstellen erkennen?“, nennt sie eines der Probleme, die sie in diesen Tagen ausgemacht hat. „Das Land spart hier am falschen Ende“, sagt Nöthen und setzt die Milliardenschäden dagegen. Auch müssten die Prioritäten von Hochwasser-, Natur- und Denkmalschutz unbedingt klar zugunsten von Leib und Leben gesetzt werden. Auch dafür wird der Verein seine Stimme erheben.
