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Hightech für die Füße Intelligente Kleidung: Studentin aus Dessau-Roßlau entwickelt clevere Thrombose-Strümpfe

Von Tina Schwarz 07.12.2016, 12:30
Die Dessauer Designstudentin Isabelle Martyna hat den Thrombosestrumpf während ihres Studiums designt.
Die Dessauer Designstudentin Isabelle Martyna hat den Thrombosestrumpf während ihres Studiums designt. privat

Dessau - Isabelle Martyna ist 25 Jahre alt und leidet an Thrombose. Wenn sie viel am Schreibtisch sitzt oder mit dem Flugzeug fliegt, ist sie gezwungen einen speziellen Kompressionsstrumpf zu tragen.

Doch den findet sie nicht nur unbequem, sondern auch altbacken. Während ihres Design-Studiums an der Hochschule Anhalt in Dessau hat sie deswegen einen neuartigen Thrombosestrumpf namens „Circuleg“ entwickelt.

„Ich habe den Strumpf aus Sicht eines jungen Menschen designt, der wie ich an Thrombose leidet“, erklärt die 25-Jährige. So sieht der Strumpf nicht nur modern aus, sondern verspricht mehr Agilität als die klassischen Strümpfe, die im Sanitätshaus zu bekommen sind.

Strom im Thrombosestrumpf soll die Durchblutung anregen

Ihr spezieller Thrombosestrumpf basiert auf dem Prinzip der Elektrostimulation. Durch die Elektroden, die von Martyna in den Stoff eingearbeitet worden sind, wird Strom geleitet. „Der Strom soll die Durchblutung anregen. Bei den herkömmlichen Strümpfen wird das durch die Kompression erreicht“, erklärt die 25-Jährige.

Martynas Idee ist, dass durch die Elektroden vollständig auf die Kompression verzichtet werden kann. „Aber ob das auch so funktioniert, muss noch getestet werden.“

Thrombosestrumpf soll über App steuerbar sein

Gesteuert werden sollen die Stromimpulse außerdem über eine App auf dem Smartphone. „Darüber soll der Strumpf eingeschaltet und die Intensität der Stromimpulse eingestellt werden.“

Inspiriert haben sie Geräte zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS), die im medizinischen Bereich zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen eingesetzt werden. „Der Nachteil hierbei ist aber, dass diese Elektroden grundsätzlich mit vielen Kabeln ausgestattet sind sowie mit einer extra Fernbedienung. Das war der Anreiz für mich, es moderner und von der Handhabung einfacher zu gestalten“, erklärt die Produktdesignerin.

Entwickelt hat Isabelle Martyna „Circuleg“ im Rahmen ihrer Bachelorarbeit. „Ich habe viele Jahre in Dessau-Roßlau Integriertes Design studiert. Bei meiner Abschlussarbeit wollte ich etwas sinnvolles entwerfen. Und da ich selbst Thrombose-Patientin bin, kam eins zum anderen“, erzählt Martyna.

Isabelle Martyna will den Thrombosestrumpf auf den Markt bringen.

Bei der Entwicklung der Elektroden und der App hat die Designstudentin Unterstützung bekommen. Neben Gesprächen mit Ärzten suchte sich die Studentin Hilfe bei anderen Studenten der Hochschule Anhalt in Köthen. Zusammen entwickelten sie die App und setzten die Elektroden in den Strumpf ein. „Wir haben dann getestet, ob die Elektroden durch die App gesteuert werden können. Es hat geklappt.“ In Zukunft soll die App dann über eine kabellose Datenübertragung funktionieren.

Nach dem Abschluss ihres Studiums ist Isabelle Martyna nach Wolfsburg gezogen. „Ich wollte wieder zurück zu meiner Familie und meinen Freunden.“ Zurzeit arbeitet sie an ihren Bewerbungen. „Ich könnte mir vorstellen, in der Autobil- oder Medizinbranche zu arbeiten. Natürlich als Designerin.“ Auch könne sie sich vorstellen, noch ein aufbauendes Masterstudium zu beginnen.

Parallel sucht die junge Produktdesignerin nach finanzieller Unterstützung, um ihren Strumpf auf den Markt zu bringen. „Es muss weiter geforscht werden. Bisher handelt es sich erstmal nur um ein Produktmuster.“ Vorgestellt hat sie ihre Erfindung deswegen bereits auf der Designers Open in Leipzig und auf der Gründerveranstaltung der Hochschule in Köthen. (mz)