Traumberuf Kieferorthopäde Integration Flüchtlinge: Syrer Mohammed Al Shhab arbeitet in Dessauer Praxis für Kieferorthopädie

Dessau - Mohammed Al Shhab ist ein Dessauer. Er arbeitet in der kieferorthopädischen Praxis von Kerstin und Karsten Schmidt, hat hier geheiratet und ist im Juni Vater einer Tochter geworden. Mit seiner kleinen Familie lebt der 32-jährige Syrer im Süden der Stadt.
Das alles hat er geschafft. Aber es war ein langer und schwieriger Weg bis dahin, erzählt der sympathische junge Mann, der vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. Und zunächst, laut Zuweisung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, in Bernburg landete.
Syrischer Flüchtling Mohammed Al Shhab arbeitet in seinem Traumberuf
Mohammed Al Shhab ist ausgebildeter Kieferorthopäde. „Das war mein Traumberuf, dafür habe ich ein Zusatzstudium in Kairo gemacht.“ Bleiben und arbeiten durfte er als Syrer dort nicht. „Ich habe eine Chance in Deutschland gesehen“.
Der Start war schwierig. „Hier wurde ich als Flüchtling behandelt, durfte nicht arbeiten, aber auch einen Deutschkurs gab es erstmal für mich nicht“, schildert er. Knapp neun Monate musste er auf seine Aufenthaltsgenehmigung warten.
Syrischer Flüchtling Mohammed Al Shhab hat sich deutsche Sprache selbst beigebracht
Deutsch hat sich der 32-Jährige inzwischen selbst beigebracht und eine Kieferorthopädische Praxis gesucht, wo er zwar nicht arbeiten, aber hospitieren durfte. Den B2-Sprachkurs, die nächste Stufe auf dem Weg zur Arbeitserlaubnis, machte er in Dessau. Sein Bernburger „Arbeitgeber“ vermittelte ihn an Karsten und Kerstin Schmidt.
Am 23. November 1993 haben Karsten und Kerstin Schmidt ihre Kieferorthopädie in der Ackerstraße gegründet. Beide hatten zunächst Zahnmedizin studiert und bildeten sich dann zu Kieferorthopäden weiter. 1999 zog die Praxis in die Sebastian-Bach-Straße um. Heute sind sechs Helferinnen, zwei Mitarbeiter in der Zahntechnik und eine Auszubildende beschäftigt.
Behandlungsmethoden und Technik haben sich in den 25 Jahren enorm weiterentwickelt. War die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen anfangs Kindern und Jugendlichen vorbehalten, können jetzt auch Erwachsene behandelt werden. Dank solcher Innovationen wie der „unsichtbaren Spange“ zum Beispiel.
„Wir wollten eigentlich nie einen Assistenzarzt, hatten ja viele Jahre beide allein gearbeitet“, erinnert sich Karsten Schmidt. Ehefrau Kerstin war weniger prinzipiell und fand eine junge Unterstützung nicht schlecht. „Warum sollten wir ihm nicht eine Chance geben?“, war ihre Devise. Die bekam der Syrer dann auch. Zunächst in Form eines Praktikums.
Syrischer Flüchtling Mohammed Al Shhab: Zunächst zuhören und zugucken
Das hieß zuhören und zugucken, selbst arbeiten durfte Mohammed Al Shhab noch nicht. Dafür musste er erst eine fachsprachliche Prüfung bei der Zahnärztekammer ablegen und brauchte die behördliche Erlaubnis, in seinem Beruf zu arbeiten.
„Das hat ein Jahr gedauert und da war ich noch schnell“, weiß er. Sein „Integrationshefter“ hat inzwischen eine beachtliche Dicke erreicht. „Die Bürokratie ist unglaublich, die Hürden riesig groß“, schüttelten auch die beiden Dessauer Ärzte immer wieder den Kopf.
Syrischer Flüchtling Mohammed Al Shhab hat seinen Platz bei der Arbeit gefunden
In der Praxis hatte der junge Syrer hingegen schnell seinen Platz gefunden. „Wir haben im Praktikum gemerkt, dass es fachlich und menschlich gut passt und ihn deshalb im Januar eingestellt“, erzählt Kerstin Schmidt. Zuvor hätten sie natürlich getestet, wie die Patienten aufden fremden Kollegen reagieren.
Zwei hätten bisher die Behandlung durch ihn abgelehnt, berichtet Karsten Schmidt. „Er wird akzeptiert, er ist freundlich und er kann sich mühelos mit den Patienten unterhalten und versteht sie.“
Syrischer Flüchtling Mohammed Al Shhab: Ohne deutsche Sprache geht nichts
Bei den Mitarbeiterinnen der Praxis habe es anfangs ein bisschen Zurückhaltung gegeben, sagt Kerstin Schmidt. „Da gab es viele Fragen und Unwissenheit.“ Die Fragen sind inzwischen alle beantwortet. „Nach drei Wochen war alles gut“, freut er sich über die jetzt sehr freundliche Zusammenarbeit.
Mohammed Al Shhab ist angekommen. Eines ist ihm beim Kampf um einen Platz in der Gesellschaft aber bewusstgeworden: „Ohne Sprachkenntnisse geht gar nichts.“ Es nütze die beste Ausbildung nichts, wenn man kein Deutsch spreche.
Junge Syrerin macht eine Ausbildung in der kieferorthopädischen Praxis
Eine Ausbildung hat die junge Syrerin, die derzeit in der Kieferorthopädie von Karsten und Kerstin Schmidt ein Praktikum macht, noch nicht. Aber sie möchte zahnmedizinische Fachangestellte werden.
„Sie spricht sehr gut Deutsch und ist sehr engagiert“, lobt die Chefin und hofft, dass sie auch für sie die bürokratischen Hürden überwinden können und die junge Frau ihren Traum erfüllen kann. (mz)