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Kampf gegen Corona Initiatoren von Impfaktion in Wittenberg und Dessau schalten zu Alexander Kekulé

Die Initiatoren der Impfaktion holen sich Rat beim bekannten Virologen.

Von Thomas Steinberg Aktualisiert: 06.12.2021, 15:23
Sepp Müller (CDU) lud Ärzte zur Viko mit Kekulé.
Sepp Müller (CDU) lud Ärzte zur Viko mit Kekulé. (Screenshot: Steinberg)

Wittenberg/Dessau/MZ - 13 Arztpraxen im Landkreis Wittenberg wollen am Wochenende vom 10. bis 12. Dezember bis zu 2.400 Corona-Impfungen vornehmen. Diese konzertierte Impfaktion geht zurück auf eine Idee des Wittenberger Kardiologen Gerhard Hoh und des CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller im Wahlkreis Dessau-Wittenberg. Mit der Aktion sollen die Angebote des Landkreises und der niedergelassenen Ärzte unterstützt werden.

Müllers Büro hatte überdies nach eigenen Angaben auch Arztpraxen in Dessau-Roßlau eingeladen, indes zumindest bis zum Wochenende von diesen aber keine Zusage erhalten. Bei einer Videokonferenz am Freitagabend waren dann jedenfalls keine Ärzte aus Dessau-Roßlau zugegen.

Einsatz von Moderna bei Menschen über 30

Müller begründete die Impfaktion mit dem Umstand, dass viele Praxen im Alltag „am Anschlag laufen“ würden und die Nachfrage insbesondere nach Booster- aber auch nach Erstimpfungen nicht bewältigen könnten. Hoh sagte, „die Patienten stehen Schlange und wissen nicht, wo sie sich impfen lassen können“.

Verimpft werden soll vorwiegend „Spikevax“ von Moderna, ein mRNA-Vakzin wie Comirnaty von Biontech/Pfizer. Bei der Videokonferenz berichtete Hoh, alle wollten Biontech haben, „oder gibt es noch andere Möglichkeiten“?

Diese Frage zu beantworten war der Hallenser Arzt und Epidemiologe Alexander Kekulé zugeschaltet. Er warb für den Einsatz von Moderna bei Menschen über 30 und speziell bei älteren und alten Menschen. Moderna sei „nicht schlechter“ als Biontech und rufe bei Älteren eine stärkere Immunantwort hervor, stellte der Virologe klar. Dies sei sinnvoll und erwünscht, weil das Immunsystem im Laufe der Lebenszeit schwächer werde und dementsprechend eine „lautere“ Impfung benötige. Umgekehrt sei bei Jüngeren mit einem kräftigen Immunsystem das Risiko von Nebenwirkungen etwas größer, weshalb sich bei ihnen eine Immunisierung mit Biontech empfehle.

„Selbst ein nicht optimaler Impfstoff kann den Unterschied zwischen Schnupfen und Intensivstation machen“

Auch wenn nach Ansicht Kekulés die aktuellen Impfstoffe gegen die Delta- und Omikron-Mutationen des Sars-Cov2-Virus nicht so stark wie gegen die ursprüngliche Variante wirkten, sieht er deren Einsatz immer noch als sinnvoll an. „Selbst ein nicht optimaler Impfstoff kann den Unterschied zwischen Schnupfen und Intensivstation machen“, drückte es der Experte recht bildlich aus.

Kekulé erachtet Erstimpfungen als weit vordringlicher denn Booster-Auffrischungen, insbesondere bei älteren und alten Menschen und jüngeren mit Risikofaktoren wie hohem Übergewicht, von denen immer noch Millionen ungeimpft seien. Eine Erstimpfung riet er des weiteren genesenen Personen an, sie seien dann vor einer erneuten Infektion beziehungsweise einem schweren Verlauf nach einer trotzdem erfolgten Infektion besonders gut geschützt.

Für die Boosterung empfahl Kekulé, „großzügig mit dem Abstand“

Für die Boosterung empfahl Kekulé, „großzügig mit dem Abstand“ zu sein und diese bereits vier Monate nach der Zweitimpfung mit Moderna oder Biontech zu verabreichen und nicht nach fünf Monaten wie derzeit noch von der Bundesregierung oder sechs Monaten wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen.

Kekulé sprach sich jedoch dagegen aus, Menschen zur Impfung zu „nötigen“. Wer indes auf den wohl Anfang kommenden Jahres verfügbaren Totimpfstoff warte, müsse bedenken, dass der dann ganz neu sei. Die mRNA-Impfstoffe hingegen seien milliardenfach verabreicht worden, die Risiken sehr gut erforscht. „Ich kann natürlich nicht sagen, welche Effekte nach fünf Jahren auftreten, aber sie sind sehr unwahrscheinlich“.

Laut Pressemitteilung des Kardiologen Gerhard Hoh sollen die teilnehmenden Arztpraxen Mitte der Woche von Sepp Müller über dessen Social-Media-Kanäle geteilt werden.