Dessauer Gastronomen trotzen der Coronakrise In Dessau-Roßlau bringt „Hilde“ das Frühstück zwar nicht ans Bett, aber ins Haus
Weil unter 2G kaum noch Gäste kommen, hat das Café in der Rabestraße einen Lieferservice eingerichtet.

Dessau/MZ - Mütze und Handschuhe liegen im Café Hilde griffbereit. Die braucht es, wenn man Fahrradfahren will bei diesen Temperaturen. Im „Hilde“ gehört das seit einigen Tagen zu den Aufgaben der Mitarbeiter, denn das Frühstück wird nun auch ins Haus gebracht.
Mit 3G ist der Umsatz eingebrochen, kommen kaum noch Gäste ins Haus
„Wir liefern bis 17 Uhr die komplette Karte“, erklärt Geschäftsführer Marcus Knak. Der neue Service kommt nicht von ungefähr. „Er ist das Ergebnis einer Krisensitzung“, macht Knak keinen Hehl daraus, dass die Lage schwierig ist. Sehr schwierig. Mit Einführung der 3G-Regel seien die Umsätze eingebrochen, seitdem 2G gilt, bleibe das Hilde oft leer. Inzwischen seien auch sämtliche vorgebuchten Weihnachtsfeiern abgesagt und immer öfter würden auch Vorbestellungen storniert, wegen Coronaerkrankung, Quarantäne oder eben von denen, die nicht geimpft oder genesen sind, ergänzt Objektleiterin Romy Willrich. Auch Touristen, die im Hilde gefrühstückt haben, kommen aktuell nicht. Ein Teil der sechs festangestellten Mitarbeiter mussten infolge dessen bereits in Kurzarbeit geschickt werden. „Wir versuchen, aufzustocken, aber das hat Grenzen“, sagt Knak. „Wir hoffen nun, dass der Lieferdienst uns davor bewahrt, den Laden schließen zu müssen.“
Die Entscheidung dafür wurde im Team getroffen, berichten Knak und Willrich. „Es tragen alle mit und so übernimmt der die bestellte Lieferung, der abkömmlich ist.“ Das könne auch der Koch sein oder die Objektleiterin.
Doch nicht jede Strecke muss mit dem Rad zurückgelegt werden. „Alles, was innerstädtisch liegt, radeln wir, in die Randbezirke fahren wir mit Auto“ erklärt Romy Willrich. Nicht in der Route enthalten sind Kleutsch und Sollnitz. Da wären die Fahrer etwa eine Stunde unterwegs, das sei zu lange und der Kaffee kalt, wenn sie da sind. Zwei Fahrräder und drei Autos stehen zur Verfügung.
Der Fuhrpark kommt vom „Fleischwolf“
Den Fuhrpark teilt sich das Hilde mit dem benachbarten „Fleischwolf“, der ebenfalls von der RockandRoll food GmbH betrieben wird. „Dort beginnt die Geschäftszeit um 16 Uhr, das passt also prima“, sagt Knak. Man habe bewusst den Fokus auf den Frühstück-Lieferdienst gelegt, weil es das so noch nicht gibt in der Stadt. Der eigens dafür eingerichtete Web-Shop sei schon jetzt gut frequentiert, freut sich Knak. „Wir haben täglich Bestellungen.“
Das Café Hilde ist im Juni unter neuer Regie gestartet. „Wir hatten einen tollen Sommer, es war, als ob das Hilde nie geschlossen war“, erzählt Romy Willrich. Als Team hätten sie ein wenig gebraucht, um sich zu finden. „Aber jetzt stimmt alles und läuft prima.“ Die sechs festen Mitarbeiter wurden von einer Hand voll Aushilfen unterstützt. Auch hier habe sich ein fester Stamm herauskristallisiert.
„Wir freuen uns natürlich über jeden, der zu uns ins Hilde kommt“, betont Marcus Knak. Aber mit dem Lieferservice wolle man auch denen entgegenkommen, die durch die Regeln ausgeschlossen sind oder die Angst haben.
Bestellungen für Lieferdienst unter Tel. 0340/ 26163824 oder unter www.hilde-dessau.de