Abstrich im Junkerspark In Dessau gibt es den Corona-Test jetzt im Vorbeifahren
Fenster runter, Stäbchen rein. Im Junkerspark ist ein Abstrich jetzt so einfach wie eine Bestellung im Burgerladen. Die MZ hat sich das Verfahren angeschaut.

Dessau - Mancher Besucher im Junkerspark war am Donnerstag erst einmal verwundert, weil auf dem zentralen Parkplatz am E-Center plötzlich ein Teil der Parkfläche umzäunt war. Doch das hat in der nächsten Zeit alles seine Berechtigung. Auf dem umzäunten Gelände befindet sich die erste Drive-in-Teststation in der Doppelstadt. In Apotheken, Testzentren und an mobilen Stationen können sich die Dessauer mittlerweile auf Corona testen lassen. Seit Donnerstag ist die Stadt um eine Variante reicher.
„Das funktioniert hier im Prinzip wie bei den bekannten Schnellrestaurants. Bloß bei uns geht alles noch schneller“, sagt die Betreiberin Maria Willem ganz selbstbewusst. In weniger als fünf Minuten hat man in der Regel die Station durchquert.
Eine Viertelstunde später wird das Ergebnis per Mail zugestellt. Christina Krüger war die Erste, die die Drive-in-Station im Junkerspark am Donnerstag, kurz nach der Eröffnung um 10 Uhr, ausprobierte. Die junge Frau, die mit ihrem dunklen Kombi vorfuhr, gehört zum Team der Teststation. Reale Kunden ließen zunächst auf sich warten. Im Verlauf des Tages sollen es nach Auskunft der Betreiberin im Schnitt fünf pro Stunde gewesen sein.
In jedem Fünf-Minuten-Zeitfenster können online bis zu acht Termine vergeben werden
So blieb ganz am Anfang genug Zeit für den Probebetrieb und für Trockenübungen des Personals. Menschen, die sich im Drive-in testen lassen wollen, buchen vorher einen kostenlosen Termin auf der Homepage des Unternehmens oder kommen spontan, auch zu Fuß oder per Fahrrad vorbei. Für Unangemeldete könnten je nach Aufkommen Wartezeiten anfallen. Montag bis Freitag ist jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet, am Samstag von 9 bis 16 Uhr.
In jedem Fünf-Minuten-Zeitfenster können online bis zu acht Termine vergeben werden. Werktags könnten so über 800 Tests durchgeführt werden. Nach einem Klick auf den Wunschtermin müssen die Kontaktdaten und die Personalausweisnummer eingetragen werden. Dann wird ein QR-Code generiert, der direkt auf das Smartphone geschickt oder vom Anmelder ausgedruckt wird.
Die Kunden verlassen dann in der Regel das Gelände und setzen ihre Erledigungen fort
Christina Krüger hat das pro forma am Donnerstag im Vorfeld schon erledigt. An einem ersten Haltepunkt am Drive-in wurde ihr QR-Code gescannt, ausgedruckt und in eine Pappschale geklebt. An der zweiten Station erfolgte dann der nasale Abstrich. Das war alles in kurzer Zeit, beim Sitzenbleiben im Auto, erledigt. Die Kunden verlassen dann in der Regel das Gelände und setzen ihre Erledigungen fort.
Ab dem Moment beginnt die Arbeit im Labor. Das Stäbchen und die Pappschale werden in einen Container auf dem Gelände der Teststation gebracht. Dort wird mit Hilfe von Testkits das Ergebnis ermittelt und die Uhr auf 15 Minuten eingestellt. Nach dieser Zeit erhalten die Besucher der Teststation dann ihr Ergebnis per Mail. Ist es positiv, erfolgt eine zusätzliche Meldung an das Gesundheitsamt.
„Ich will endlich wieder leben und mir auch mal was gönnen“
Christina Krüger hatte ein negatives Ergebnis. 24 Stunden lang hätte sie so alle Freiheiten, wie Restaurant- oder Kulturbesuche genießen können. Doch die junge Zerbsterin ließ sich an diesem Tag lieber weiter in die Arbeit der Teststation einweisen. Sie ist eine von bisher zehn Pauschalkräften für die Station. Weitere Mitstreiter werden noch gesucht. Von der Anmeldung, über die Abstriche bis hin zur Laboruntersuchung macht jede Pauschalkraft je nach Bedarf alles. „Mit einer Schulung, durch praktische Anleitung und durch Learning by Doing kriegt das jeder hin“, macht die Betreiberin dem Personal und potenziellen Bewerbern Mut.
Christina Krüger betreibt in Güterglück ein Lokal. „Ich will endlich wieder leben und mir auch mal was gönnen. Deshalb arbeite ich ein paar Tage pro Woche hier und an den anderen Tagen fahre ich langsam mein Lokal wieder hoch“, erzählt die junge Gastronomin.
Das Team der Drive-in-Teststation ist eine Schicksalsgemeinschaft
Das Team der Drive-in-Teststation ist eine Schicksalsgemeinschaft. Marco Knackmuß, der Krüger und die anderen mit einarbeitete und den Antigen-Schnelltest der jungen Gastronomin im Labor bearbeitete, arbeitet sonst, genau wie die Betreiberin, im Eventbereich in Magdeburg. Um sich und ihr Personal über Wasser zu halten, haben zwei Eventlogistiker und -caterer die Drive-in-Stationen im März zunächst an drei Standorten in Magdeburg etabliert und sind dann unter anderem nach Aschersleben, Staßfurt, Hannover und jetzt Dessau-Roßlau expandiert.
Viele der Mitarbeiter haben so eine vorübergehende Beschäftigung gefunden. Auch Willem und Knackmuß profitieren davon. Sie sehen ihre Arbeit an der Teststation als Brücke zurück in die Normalität, in der sie hoffentlich bald wieder ihren Jobs im Eventbereich nachgehen können. (mz)

