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Imker Imker: Bienenköniginnen feiern einmaligen Hochzeitsflug

Von SILVIA BÜRKMANN 06.08.2009, 18:26

ROSSLAU/HUNDELUFT/MZ. - In der Belegstelle "Naturpark Fläming / Hundeluft" dürfen die letzten Bienenköniginnen der Saison aufsteigen zu ihrem Hochzeitsflug. Die für die Zucht erkorenen Drohnen schwirren nebenan auf dem Feld um deutlich größere Kästen. Nach einem Frühling in Luxus und Fettlebe, bedient von unzählig vielen, unermüdlich fleißigen Arbeitsbienchen, stehen die "Herren der Schöpfung" bereit zu ihrem großen Auftritt. Es wird ihr letzter sein.

"236 Königinnen wurden in diesem Jahr hier schon erfolgreich begattet", erzählt Ekkehard Hermann, Zuchtobmann im Landesverband Sachsen-Anhalt vom Deutschen Imkerbund, stolz über den Verlauf des Probejahres für die neue Belegstelle des Landes. Träger der anerkannten Einrichtung ist der Imkerverein "Roßlau und Umgebung". Den abgeschiedenen, dünn besiedelten Platz hier am Flämingrand haben die langjährigen, erfahrenen Imkerfreunde gezielt ausgesucht. Bis hinauf nach Medewitz kreisen in diesem Luftraum keine Bienenvölker mehr, die ungewünscht das Zuchterergebnis "aufmischen" könnten. So erging es beispielsweise der Landesbelegstelle bei Magdeburg, als in der Letzlinger Heide plötzlich fremd eingewanderte Bienendrohnen aufkreuzten. Frei gepaarte Königinnen, weiß der Imker, verlieren über mehrere Generationen mehr und mehr vom mühsam herangezüchteten Erbgut: Hoher Honigertrag, Wabenstetigkeit und geringe Schwarmneigung und Sanftmut sind erklärtes Zuchtziel.

In der Belegstelle Hundeluft wird noch ein weiteres Ziel proklamiert: Hier werden zur Zucht Drohnenrassen eingesetzt, die gegenüber der in den 70er Jahren mit Exporten aus Indonesien eingeschleppten Varroamilben fertig werden. Dieses Spinnentier lebt in der Brut und verkrüppelt dort die heranwachsende Biene, die dann in ihrem kurzen Arbeitsleben nicht die erwartete Menge an Futter für ihr Volk einsammeln kann. Die Verbreitung der Varroa-Milbe führte auch in den Bienenvölkern der Roßlauer Imker zu Totalverlusten.

Wissenschaft und Imker haben nun in den letzten 20 Jahren Methoden entwickelt, um die Milbenpopulation unter einer Schadschwelle zu halten, die den Bienen das Überleben ermöglicht. Und die herangezogenen varroa-toleranten "Vatervölker" kommen nun in der Belegstelle zum Einsatz.

Die Bienenköniginnen werden einmal in ihrem Leben befruchtet. Den im Hochzeitsflug empfangenen Samen allerdings speichert die Königin bis zu fünf Jahre. Sie ist das einzige vollentwickelte Weibchen im Volk, kann als einzige Eier legen, wird die Mutter des ganzen Volkes. Die Königin, sie ist auch von Ungeübten leicht von den Töchtern und Söhnen zu unterscheiden, schiebt Ekkehard Hermann behutsam das Gewimmel auf einer Wabe beiseite: Die Königin ist deutlich größer als der Rest und auf dem Rücken zusätzlich mit einem Punkt markiert. Sie wird ständig umringt von ihrem "Hofstaat": Arbeitsbienen, die ihre Königin pflegen und füttern mit einem besonderen Saft. Den gesammelten Nektar mischt der Königinnenhofstaat mit einem aus eigenen Drüsen erzeugten Sekret zum so genannten "Gelée Royal", dem "Weiselfuttersaft". In Hundeluft nun beginnen die jungen Königinnen bald nach der Begattung mit der Ablage der Eier. Nun werden im turnusgemäßen Rhythmus die Königinnen von den Imkern zurück geholt. Die jungen Arbeitsbienen füttern nun die Brut und beginnen fleißig mit dem Wabenbau für das heranwachsene Volk der jungen Königin.

Nach dem erfolgreichen Testjahr kann die Belegstelle in Hundeluft im kommenden Jahr von allen Imkern genutzt werden. Im Landesverband Sachsen-Anhalt sind derzeit noch 1 200 Imker organisiert, daneben arbeiten noch etwa 200 freie Hobbyimker. Die Zahl liegt im Bundesvergleich weit hinten. Die Arbeit des Imkers ist aufwändig und beschwerlich. "Aber wer sein Herz einmal für die Biene entdeckt hat, kommt nur schwer davon los", lacht Zuchtobmann Ekkehard Hermann: "Wir haben jetzt neu angefangen. Aber wir kommen mit dem Besten zurück."