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Im Festumzug Schaulaufen mit Reifrock oder Petticoat

Von SILVIA BÜRKMANN 04.05.2009, 19:36

DESSAU/MZ. - Ausstaffiert werden sollen die Mitwirkenden für den großen Festumzug "300 Jahre Alten" am 13. Juni 2009.

Ein solcher Termin geht unter Teenagern nicht ohne großes Hallo ab. "Die Taille ist doch viel zu schmal, da passt du nie im Leben rein!" "Das Kleid ist viel zu lang, das schleift sogar bei Stöckelschuhen." Die eine oder andere Änderung vorzunehmen, ist Sache der Spezialisten. Ina Otholt aus Großkühnau und Gabriele Reifegerste aus der Stadtmitte behalten den Überblick.

Die zwei gelernten Schneiderinnen, Jugendfreundinnen seit der 8. Klasse und Klassenkameradinnen auch in der Lehre von 1964 bis 1967, unterstützen den Förder- und Heimatverein Dessau-Alten beim Projekt Festumzug. "In der Melanchthonkirche nebenan wirken wir auch bei einem Historienspiel mit. Darüber kam der Kontakt zustande", berichten die beiden Frauen.

Für die 300-Jahr-Feier kann der Heimatverein Alten auf ein ganzes Netzwerk von Nachbarn, ehrenamtlichen Vereinen und Mitwirkenden aufbauen. "Das geht gar nicht anders. Nur miteinander", ist Eike Schönemann vom Festkomitee überzeugt. Und sehr erfreut über die angenehme Zusammenarbeit, die sich entwickelt hat. Also wurden an verschiedenen Stellen die Truhen geöffnet. 22 Bilder soll der Festumzug zeigen, und die Entwicklung der Siedlung von 1709 bis 2009 in Szene setzen.

Für die Heimatfreunde und Ortschronisten ist ein Festumzug dieser stattlichen Größe eine Premiere. Da wurden die erfahrenen Kämpen vom Leopoldsverein um Rat gebeten, da gaben die Karnevalisten von Gelb-Rot und vom MCC wertvolle Tipps. Die Lehrer der Zoberberg-Schule verlegten ihre Dienstberatung als Außentermin ins Heimatmuseum im Auenweg. Bei den Kostümen aus drei Jahrhunderten hilft das Anhaltische Theater ebenso wie der Burgverein Roßlau und die Sachenkammer der ASG.

Die jungen Models sind inzwischen in ihre ungewohnte Kleidung geschlüpft, haben auch den einen oder anderen Hut ausprobiert. Annabell passt das orange Rokoko-Modell gut, könnte aber am Ausschnitt "noch ein ganz klein wenig abgenäht werden. Gabriele Reifegerste steckt die kleine Falte mit Nadeln ab. Dass das elegante blaue Kleid aus dem Theaterfundus in Julia Hampel eine Trägerin findet, freut Ina Otholt. Um die Länge zu korrigieren, ohne den dekorativen dunkelblauen Falbelbesatz zu verlieren, wird eine große Falte abgesteckt. Jana Hampel, die jüngere Schwester, hat sich ein buntes Sommerkleid aus den 60er Jahren ausgesucht. "Da gehört eigentlich ein Petticoat darunter", nicken sich die beiden Schneiderinnen zu. "Ein Petti... - was?", fragt die 15-Jährige mit großen Augen. Ja Jana, mit diesem bauschigen Unterrock aus versteiften Perlonstoffen unter weiten, taillenbetonten Röcken sind die Teenager der 50er Jahre tanzen gegangen.