Paradies für Anhalt-Fans Im Dessauer Johannbau kann wieder der Nachlass eines Anhalt-Sammlers durchstöbert werden
Der Nachlass des Sammlers wird zum Kauf angeboten. Die Publikationen stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die frühen 2000er.

Dessau/MZ - Da liegen sie nun auf den Tischen der Cafeteria im Johannbau, Jahrzehnte Sammelleidenschaft über die Region. Ein verstorbener Sammler, dessen Name anonym bleiben soll, hatte aber noch diesen einen Wunsch, nämlich seinen gesammelten Nachlass über Anhalt an andere leidenschaftliche Sammler weiterzugeben. „Diesen Wunsch erfüllen wir gerne“, sagt Hans-Joachim Mellies vom Verein für Kultur und Geschichte in Anhalt/Dessau.
Rund 300 Bücher, Hefte und Broschüren können durchstöbert werden
Mellies, Museologe und früherer Mitarbeiter des Dessauer Museums für Stadtgeschichte, hatte vor drei Jahren schon einmal federführend in der Cafeteria des Johannbaus einen Bücherflohmarkt mit den Nachlässen eines anderen verstorbenen Sammlers anhaltischer Regionalia durchgeführt. „Die Resonanz war überwältigend und weit über unseren Erwartungen. Wir wurden förmlich überrannt“, erinnert er sich an diese Aktion.
Überrennen ist in Zeiten einer Pandemie aber ganz und gar nicht angesagt. Am 19. und 20. Februar können in der Zeit von 10 bis 17 Uhr sich jeweils fünf Personen gleichzeitig in der Cafeteria des Johannbaus aufhalten und in den Beständen stöbern. Zudem ist von den Interessenten ein 2-G-Nachweis mitzuführen.
Wer es dann in die Cafeteria geschafft hat, der kann in rund 300 Büchern, Heften und Broschüren blättern. Wer sich die Wartezeit draußen verkürzen will und Eintritt für das Museum für Stadtgeschichte zahlt, der bekommt Führungen durch die Dauerausstellung des Museums von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Karin Weigt angeboten.
„Vielleicht hat ja jemand Bedarf, bestimmte Serien mit bestimmten Jahrgängen zu komplementieren“
In der Cafeteria dürfte dann so ziemlich alles bereit liegen, was die Herzen von Anhalt-Fans höher schlagen lässt. „Vielleicht hat ja jemand Bedarf, bestimmte Serien mit bestimmten Jahrgängen zu komplementieren“, so Weigt.
Der Dessauer Kulturspiegel, damals regelmäßig erschienene Hefte mit Veranstaltungsplänen und Aufsätzen zum Stadtgeschehen, gehören ebenso wie Programmhefte des Theaters aus den 1950er Jahren oder verschiedene Dessauer Adressbücher, zum Beispiel anno 1940, zum Repertoire für Serienfans.
Im Centbereich fangen die Preise für einzelne Exemplare an. In einer Kramkiste stehen einzelne Flyer und Ansichtssachen aus Anhalt sogar kostenlos zur Verfügung. Vieles wird im einstelligen Eurobereich zum Festpreis angeboten. Darunter ist unter anderem Literatur zur Kultur und Geschichte von Dessau, Zerbst, Köthen und Bernburg.
„Der ausdrückliche Wunsch des Sammlers war es, die Sachen zu moderaten Preisen weiterzugeben“
Für zehn Euro kann das Buch „Unser Anhaltland“ erstanden werden. In der Publikation von 1901 wird die historische Entwicklung Anhalts unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Ein Nachdruck in vier Bänden über „Die Historie des Fürstenthums Anhalt“, 1710 von Johann Christoph Beckmann aufgeschrieben, ist für 60 Euro erhältlich und damit das teuerste Angebot des Bücherflohmarkts. „Originale werden für gut 5.000 Euro gehandelt. Nachdrucke, je nach Zustand sind online im dreistelligen Bereich erhältlich“, so Mellies.
Warum das dann doch so günstig weggeht, dafür hat er eine einfache Erklärung. „Der ausdrückliche Wunsch des Sammlers war es, die Sachen zu moderaten Preisen weiterzugeben, damit sich möglichst viele andere Sammler weiter daran erfreuen können.“
Die Erlöse teilen sich der Verein für Kultur und Geschichte und die Witwe
Trotz allem Idealismus sind Mellies und seine Mitstreiter, die den Bücherflohmarkt durchführen, realistisch genug, um zu wissen, dass auch manche Schnäppchenjäger und Händler ihr Glück in der Cafeteria suchen werden. Am Ende, so sind sie überzeugt, kommt das Meiste der Publikationen in gute Hände.
Die Erlöse teilen sich der Verein für Kultur und Geschichte und die Witwe. Was übrig bleibt, kommt ins Regal der Cafeteria. Dort können dann auch nach dem 19. und 20. Februar noch Exemplare von den Besuchern des Stadtgeschichtsmuseums erworben werden.