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Ihr Abschied ist keiner vom Klavier

Von Lothar Gens 18.05.2007, 17:07

Meinsdorf/Dessau/MZ. - Generationen von Klavierschülern hat die kleine, quirlige Frau dort seit 1974 die ersten Töne beigebracht, sie später oft zu Erfolgen im Wettbewerb "Jugend musiziert" geführt und in etlichen darüber hinaus den Wunsch geweckt, die Musik zum Beruf zu machen.

Und auch in Zerbst hat die Diplom-Musikpädagogin ihre Spuren hinterlassen. An der dortigen Anhalt-Zerbster Kreismusikschule hat die Frau, die im Roßlauer Ortsteil Meinsdorf wohnt, ihre ehemalige Schülerin Susanne Ostapyshyn wegen deren Schwangerschaft ein Jahr lang vertreten. So wurden die Schüler ihrer Schülerin wiederum Schüler der Inge Papenkowa.

Die dürften unschwer bemerkt haben, dass bei ihr Musikunterricht Spaß machen muss. "Dienst nach Vorschrift, das geht mit mir nicht", sagt sie. Der sanfte Druck eines Lehrers und der Eltern dann beim Üben - das sei notwendig. Aber man dürfe nie vergessen, dass Musik die schönste Sache der Welt sei.

"Damit losgehen kann es schon im Vorschulalter", ist Papenkowa überzeugt, "wobei man abwägen muss, ob das Kind sich schon entsprechend konzentrieren kann." Und wenn man schon so früh anfangen will, dann müsse auch das Kind das wollen, macht die erfahrene Lehrerin deutlich. Zwar gehe ohne Engagement der Eltern sowieso nichts (beim Üben anfangs dabei sein, mitkommen zu den ersten Unterrichtsstunden etc.), aber ohne das Wollen des Kindes geht's auch daneben. Daher empfiehlt sie, im Zweifel lieber etwas zu warten mit dem Beginn der musikalischen Ausbildung als durch Zwang etwas kaputt zu machen, was dann schwer reparabel sei.

Um bei ganz jungen Anfängern herauszubekommen, ob es schon Zweck hat - dafür nutzt sie den Testunterricht. Dabei spürt sie ziemlich genau, ob es sich lohnt zu beginnen. Bei vielen ist das so. Meint sie das nicht, dann empfiehlt sie den (meist etwas enttäuschten) Eltern, lieber noch ein halbes Jahr oder länger zu warten. "Da ist etwas Geduld die bessere Lösung."

Und Inge Papenkowa kann durchaus Beispiele nennen, die belegen, dass auch aus "Spätzündern" Preisträger im Wettbewerb "Jugend musiziert" geworden sind. Auf die ist sie ebenso stolz wie auf jene, die jetzt als Musikpädagogen oder Berufsmusiker ihren Mann oder ihre Frau stehen. Und immer freut sich Inge Papenkowa, wenn sie einen ihrer ehemaligen Schützlinge trifft oder sogar gelegentlich gebeten wird, zu deren Hochzeit aufzuspielen. Das kommt des öfteren vor.

Das allein aber würde die Frau, die einst als Kind auf einem Tafelklavier die ersten Anschläge übte, nicht ausfüllen. Doch zum Schuljahreswechsel beginnt der Abschied von der Tätigkeit an einer Musikschule, das jedoch soll nicht Inge Papenkowas Abschied von der Musikpädagogik sein. Deshalb will sie weiter unterrichten - kleine und erwachsenen Schüler. Als Klavier- und Akkordeonlehrerin bei sich zu Hause in Meinsdorf. Und sie verspricht: Wer im neuen Schuljahr bei ihr anfängt, spielt Weihnachten das erste Weihnachtslied auf seinem Instrument. "Das habe ich bisher mit allen geschafft."

Kontakt über Telefon 034901 / 6 66 13.