ICE-Anbindung für Dessau ICE-Anbindung für Dessau: Keine Chance auf ein besseres Bahn-Netz?

Dessau - Dessaus Forderung für eine bessere Anbindung an den Fernverkehr der Bahn laufen ins Leere. Das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalts hält die Bemühungen zwar für berechtigt, sieht allerdings keine Chance für eine Umsetzung in nächster Zeit.
Damit sind die Aussichten auf regelmäßige IC- und sogar ICE-Halte am Dessauer Hauptbahnhof für das Bauhausjubiläum 2019 gleich null. Weil der Bund, zuständig für den Fernverkehr, „seine konkreten Einwirkungsmöglichkeiten nicht in ausreichendem Maße nutzt“, erklärt das Verkehrsministerium.
Dessau wurde nach und nach vom Fernverkehr abgekoppelt
Zuletzt hatte der Stadtrat Dessau-Roßlaus eine Resolution verabschiedet, in der er eine schnelle Zugverbindung vor allem nach Berlin fordert. Zusätzliche IC-Verbindungen und wieder ICE-Halte sind das Ziel. Die Stadt ist in den vergangenen Jahren immer mehr vom Fernverkehr abgekoppelt worden. Vor etwa zehn Jahren hatte die Deutsche Bahn AG die ICE-Verbindung komplett gestrichen.
Kurz danach wurden die IC-Halte reduziert. Am Dessauer Hauptbahnhof halten regulär fünf IC, zwei am Freitag, zwei am Sonntag und einer am Montag. Nach Berlin gibt es nur eine direkte Verbindung: mit dem Regionalexpress, der mehr als eineinhalb Stunden braucht. Bisherige Bemühungen der Stadt, Dessau wieder besser an den Eisenbahnfernverkehr anzubinden, schlugen fehl. Die Bahn hatte abgelehnt und dies mit zu geringen Fahrgastzahlen auf der Strecke Dessau-Berlin begründet.
Bringt ein neues Gesetz den Fernverkehr nach Dessau zurück?
Diese Sicht kritisiert das Land: „Für Dessau-Roßlau als Oberzentrum ist eine Verbindung mit Fernverkehrsangeboten zu den benachbarten Oberzentren, insbesondere nach Berlin, in der Sache richtig“, sagt Peter Mennicke, Sprecher des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr. Dass der Bund daran aber bald etwas ändert, sei nicht realistisch.
Allerdings habe Sachsen-Anhalt eine Gesetzesinitiative des Bundesrates unterstützt, mit der ein größeres Angebot in der Fläche ermöglicht werden soll. Darin soll der Bund verpflichtet werden, den Fernverkehr auf der Schiene auszubauen, und Oberzentren, die abgekoppelt wurden, wieder anzuschließen. Wann es zu einem Beschluss kommen könnte, ist derzeit nicht klar. Nach der Bundestagswahl, heißt es.
Sachsen-Anhalt hatte sich bemüht, die Regionalexpress-Halte der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa)auf der Strecke von und nach Berlin auf Brandenburger Gebiet zu reduzieren. „Das hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg aber leider klar abgelehnt“, so Mennicke.
Das Land habe seit 2012 Möglichkeiten ausgeschöpft: Weil Dessau-Roßlau als wichtige Stadt eingeschätzt wird, sei das Angebot der Nasa „bereits massiv ausgeweitet“ worden, so dass das Verkehrsangebot für „grundsätzlich solide“ bewertet werden könne. Die Fahrtzeit sei durch Schließung der Zwischenhalte Meinsdorf und Thießen verkürzt worden, moderne Fahrzeuge seien im Einsatz und das Fahrtenangebot ausgeweitet worden. „Seit 2012 hat sich die Fahrgastnachfrage verdoppelt.“
Umleitungs-IC halten ab 2019 wieder in Dessau
Ein minimaler Trost für Dessau - auch wenn andere Städte murren: Von Juni bis Dezember 2019 wird wegen Bauarbeiten die Strecke Magdeburg - Halle gesperrt, umgeleitete IC-Züge für die Route Hannover-Leipzig halten dann am Bahnhof in Dessau. (mz)