Historisches Dessau Historisches Dessau: Die Dessauer Brauerei im Wandel der Zeit

Vor 100 Jahren schien Dessau im (Verkehrs)chaos zu versinken, wenn man dem „Anhalter Anzeiger“ vom 6. Februar 1919 glauben darf. „Es ist in letzter Zeit beobachtet worden, daß das Befahren der Bürgersteige mit Handwagen und Karren überhand nimmt“, meldete das Blatt.
Vor 100 Jahren war das eine Straftat nach Paragraf 46 der Straßenpolizeiordnung. Polizeibeamte wurden angewiesen „etwaige Übertretungen zur Anzeige zu bringen.“ Welche Strafe in welcher Höhe für die erwischten Übeltäter zu erwarten war, ist der Meldung nicht zu entnehmen.
Die Reihe der schlechten Meldungen riss nicht ab. So schaffte es auch die folgende Nachricht in den Lokalteil des „Anhalter Anzeigers“ am 23. Februar. „Das dünne Bier soll noch dünner werden.“ So wurde vom Schutzverband der Brauereien der Norddeutschen Brauereigemeinschaft, dem auch Brauereien in Anhalt angehörten, der Antrag gestellt, die Stammwürze des Bieres von zwei auf eineinhalb Prozent zu verringern. Durch die ungenügende Gerstenzuteilung an die Brauereien wurde befürchtet, durch Aufrechterhaltung der zweiprozentigen Stammwürze Betriebe für einige Zeit stilllegen zu müssen.
Vor 75 Jahren
Die Kriegspropaganda zieht sich im Februar 1944 wie ein roter Faden durch nahezu jeden Text in der „Anhaltischen Landeszeitung“. Die Bevölkerung soll Ablenkung in Erfolgsmeldungen und Appellen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft finden. So wird am 10. Februar vermeldet, dass die Sparguthaben unantastbar bleiben. Es wird eine Zunahme der Geldhortung registriert, was „ein Brachliegen von Produktionskraft“ nach sich ziehe.
„Daher ist immer wieder an das Pflichtbewusstsein jedes Einzelnen zu appellieren, nicht benötigtes Bargeld nach den Kreditinstituten zu bringen, die es einer für die Gesamtwirtschaft nützlichen Verwendung zuführen“, verkündete die „Anhaltische Landeszeitung“.
Vor 50 Jahren
Der Winter zeigte sich Mitte Februar 1969 von seiner schlimmsten Seite. Dessau und Roßlau versanken im Schnee. Eine ganze Woche lang beschäftigte die Dessauer und Roßlauer Lokalteile der „Freiheit“ das Wetterphänomen. „Jetzt Schnee räumen“ wurde in Dessau am 18. Februar gefordert. „Gemeinsam gegen den Schnee“ titelten die Kollegen der Roßlauer Redaktion. Gelobt wird die große Unterstützung bei der Beseitigung der Schneemassen durch die Betriebe und Schüler. Trotz des unermüdlichen Einsatzes wurden die Leser aufgefordert, selbst Hand beim Räumen der restlichen Geh- und Radwege anzulegen sowie Gullys und Hydranten freizumachen.
Trotz des Winters und seinen Auswirkungen ging der Alltag, etwa an den Gerichten, weiter. Zwei Gänse hat ein junger Dessauer vor Weihnachten gestohlen und für 50,80 Mark weiterverkauft. Das brachte ihm im Februar eine Freiheitsstrafe von einem Jahr ein. Begründet wurde das harte Urteil mit dem Lebenswandel des Angeklagten. So hatten sich in letzter Zeit 2.000 Mark Unterhaltsrückstände für sein eheliches Kind, das bei seiner geschiedenen Frau lebt angehäuft. Auch wurde ihm Arbeitsbummelei und sowie häufiger Arbeitsplatzwechsel vorgeworfen.
Vor 25 Jahren
Am 16. Februar 1994 meldete die Mitteldeutsche Zeitung die Gründung der Stiftung Bauhaus Dessau. Die Pflege des Bauhaus-Erbes und die Förderung der Bauhaus-Idee sind als Hauptaufgaben der Stiftung festgelegt. Bauhausdirektor zur damaligen Zeit war Rolf Kuhn.
Und wieder ging es mit einer langen Tradition zu Ende. „Hopfen und Malz sind Dessau verloren“, wurde am 25. Februar getitelt. Nach 129 Jahren Produktion machte die Brauerei dicht. Eine Holding aus München, in deren Firmengeflecht die Dessauer Brauerei eingebunden war, entschied sich noch für einige Zeit Dessauer Bier in Sachsen zu produzieren. 112 Beschäftigte in Dessau verloren ihre Arbeit.
Lange stritten sich Wittenberg und Dessau um die zukünftige Ansiedlung des Umweltbundesamtes, da überraschte am 26. Februar ein Artikel zu einem weiteren Bewerber. Roßlau bekräftigte ebenfalls Interesse daran, Standort der Bundesbehörde zu werden. Auf dem Roßlauer Garnisonsgelände sollten die UBA-Beschäftigten ihre Büros beziehen. „Es ist eine Jahrhundertchance für unsere Stadt“, wird der Roßlauer Oberbürgermeister Klemens Koschig zitiert.