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Hilferuf an Haseloff Hilferuf an Haseloff: Reisebürochefin Kerstin Voigt hat offenen Brief geschrieben

Von Danny Gitter 29.04.2020, 10:20
Kerstin Voigt wird um ihr Geschäft kämpfen.
Kerstin Voigt wird um ihr Geschäft kämpfen. Thomas ruttke

Dessau - Sich heimlich, still und leise dem Schicksal ergeben, das will Kerstin Voigt nicht. Ihr Reisebüro am Albrechtsplatz ist schließlich ihr Lebenswerk. Vor dreißig Jahren, als es gegründet wurde, hat sie dort angefangen zu arbeiten. Am 1. August 2018 hat sie das Büro übernommen und führt es seitdem selbstständig mit einer Angestellten.

Leidenschaftlicher Touristikerin blutet in der Corona-Krise das Herz

Viele Krisen, zuletzt die Thomas-Cook-Pleite, hat das kleine Reisebüro in den vergangenen drei Jahrzehnten überstanden. Doch Corona sprengt alle bisherigen Dimensionen. „Als leidenschaftliche Touristikerin blutet mir das Herz, wenn ich darüber nachdenke, dass ich das Geschäft wahrscheinlich in absehbarer Zeit aus wirtschaftlichen Gründen völlig unverschuldet aufgeben muss“, formuliert die Dessauer Unternehmerin einen dramatischen Appell an den sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU). Eine persönliche Mail, zusammen mit einem offenen Brief des Vereins „Dresdner Reisebüro“, hat Voigt an die Staatskanzlei in Magdeburg und an die Dessau-Roßlauer Landtagsabgeordneten Cornelia Lüddemann (B90/Grüne) und Jens Kolze (CDU) am 22. April geschickt.

„Außer von Herrn Kolze gab es noch keine Reaktion“, schildert die Reisebüro-Inhaberin einige Tage später ernüchtert. Der CDU-Abgeordnete sicherte ihr immerhin zu, dass er das Anliegen des Dresdner Reisebüro e. V., die bundesweit rund 11.000 von der Corona-Krise betroffenen Büros mit gezielter staatlicher Unterstützung vor dem Aus zu bewahren, in die zuständigen Landtagsgremien bringen will.

Dessauerin hat sich Aktionsbündnis von Reisebüros angeschlossen

Die Dessauerin hat sich außerdem dem Aktionsbündnis „Wir zeigen Gesicht! Rettet die Reisebüros - rettet die Touristik!“ angeschlossen. Bundesweit werden Touristiker am Mittwoch mit Koffern gegen die unabsehbaren Folgen des „Lockdowns“ für ihre Branche protestieren und gezielte staatliche Unterstützung einfordern. So auch in Magdeburg und Halle.

Voigt ist auf dem Magdeburger Domplatz dabei. „Um uns vor dem unverschuldeten Aus zu bewahren, wäre es für die Dauer der Krise denkbar, ein monatliches bedingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro auszuzahlen“, so Voigt. Bereits beantragt hat sie Hilfen aus dem städtischen Hilfsprogramm für Kleinunternehmer von bis zu 1.000 Euro und aus der Corona-Soforthilfe des Landes von bis zu 9.000 Euro. Die Mitarbeiterin ist in Kurzarbeit geschickt.

Tourismus ist ein unkalkulierbares Geschäft geworden

Mit den bewilligten Hilfen sind die Betriebsausgaben, die trotz angeordneter Schließung natürlich weiterlaufen, bis zum Sommer abgedeckt“, schildert die Touristikerin. Für die privaten Ausgaben lebt Voigt von Ersparnissen und dem Gehalt des Mannes. Nach dem 4. Mai will sie wieder öffnen. Wohlwissend, dass bei den vielen bestehenden Unsicherheiten das Reisegeschäft, ausgerechnet im 30. Jahr des Bestehens ihres Büros, unkalkulierbar geworden ist. (mz)