Drama um Dessauer Tierheim in mehreren Akten Herrenlose Katze Maggie: Erst aus dem Tierheim Dessau verschwunden, nun mit Nachwuchs wieder aufgetaucht
War die trächtige Katze in alten, dunklen Stall eingesperrt? Nein - sagen jetzt nach viel Wirbel um Ereignisse im Tierheim ehren- und hauptamtliche Tierschützer. Maggie verschwand auf rätselhafte Art und Weise und taucht nun wieder auf.

Dessau/MZ - Findet der Katzenjammer um die wilde Streunerin Maggie, die Anfang Oktober unter ungeklärten Umständen aus dem Dessau-Roßlauer Tierheim verschwand doch zu einem Happyend? Wie die MZ am Freitag erfuhr, ist die freilebende Katze wieder in einem Gartengrundstück am Schillerpark aufgetaucht. Und hier soll die bei ihrem Verschwinden trächtige Maggie vor etwa anderthalb Wochen auch ihre Jungen zur Welt gebracht haben.
Katze kehrt zurück in bekanntes Revier und zu ihrer sicheren Futterquelle
Hier zwischen dem Vereinsgelände von Dessau 05 und der Kleingartensparte Scheplake hatte die schwarze Katze mit weißen Halslatz und Pfötchen bis zu ihrem Tierheim-Intermezzo zuverlässige Futterstelle gefunden. Hier war ihr Revier.
„Etwa seit drei Jahren kam die Schwarze immer wieder zu mir“, erzählt der 96-jährige Dessauer Walter Krieg, den seine Nachbarn, die Gartenfreunde und die ehren- und hauptamtlichen Tierschützer nur „Opa Krieg“ nennen. Der alte Herr lebt allein in dem kleinen Haus am Rande vom Schillerpark wohnt. Auf dem Hof des alten Tierfreundes reihen sich selbstgezimmerte „Insektenhotels“, Vogelfutterhäuschen und Nistkästen aneinander. Und immer wieder huschen Katzen rings ums Haus, inspizieren die Fressnäpfe vor den Sitzbänken. Hier werden sie immer fündig. Maggie nun hat Walter Krieg gleich wiedererkannt durch ihre markante Fellzeichnung und ihre Scheu.
Fund beim Umschichten von geschnittenen Gesträuch: „Da unten sind noch zwei Katzenbabys!“
Auch Heinz Sachtler, der Ende August im Auftrag des Tierschutzvereins die Katze Maggie in einer Lebendfalle erwischte und für die beabsichtigte Kastration ins Tierheim brachte, ist sich absolut sicher, dass es sich bei der jetzigen „Heimkehrerin“ im Schillerpark um Maggie handele. Er war es auch, der am Mittwoch beim Häckseln von Strauch- und Baumverschnitt im großen grünen Haufen ganz unten die Entdeckung machte: „Hallo Opa Krieg, hier d’runter sind zwei Katzenbabys!“ Eines der Jungtiere sei pechschwarz, das zweite schwarz mit Weiß, wie Mama Maggie.
Die Jungen bekamen einen Karton als Unterschlupf. „Und das Muttertier kehrte wieder zurück. Hat sich bei mir das gekochte Hühnerfleisch geholt und danach die Jungen gesäugt“, so Walter Krieg.

Seit über einer Woche war das Schicksal von Katze Maggie in Dessau Stadtgespäch
Die trächtige, herrenlose Katze ist seit über einer Woche Stadtgespräch. Um das Tier hatte es Wirbel gegeben, war das Tierheim in die Presse und ins Gerede gekommen. In öffentlicher Rede und Gegenrede im Streit über Unterbringung und Behandlung der Katze mit vermeintlichen Störungen im Tierschutzverein als Tierheimträger, ging es immer weniger um die Katze selbst und ihr Schicksal.
Das wiederum ärgert die engagierten Tierschützer in der Stadt. Umso mehr, als das Tier auf rätselhafte Weise verschwunden war. „Was ist da bloß los? Was machen die da? Quälen ein trächtiges Tier?“ Marlies Franz richtet sich entrüstet und kerzengerade auf: „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einem Tier etwas zuleide getan“, so die 71-jährige Dessauerin, die über viele Jahre bis 2002 das Tierheim im Norden der Stadt leitete.
Weil die Tierschützer nun schon mehrfach nach den Zuständen und genauen Umständen gefragt worden seien, müsse da etwas richtiggestellt werden in der „Causa Maggie“. So wird die Angelegenheit im Tierheim schon genannt mit gezwungenem Lächeln. Weil man sich diskreditiert sehe und auch von Unwahrheiten immer etwas hängen bliebe.
Wildfang sollte zur Kastrations-OP, um künftiges Katzenelend zu verringern
Nein, das ist kein Stubentiger. Und eine Samtpfote schon gar nicht. Diese Katze habe nie einen Besitzer und Namen gehabt. Sie fixierte den Beobachter mit geweiteten Augen, kippte die Ohren an. Diese Körpersprache signalisiert: „Komm’ mir bloß nicht zu nahe!“ Sie habe wild in den Kleingärten an der Scheplake gelebt, kannte dort eine zuverlässig bestückte Futterstelle und schlug sich neben vielen Artgenossen so durchs Leben.
Etwa drei oder vier Jahre mag sie alt gewesen sein, als Tierschützer sie Ende August einfingen und ins Tierheim in den Dessauer Friedrichsgarten brachten. Nicht um sie aufzupäppeln oder zu vermitteln. Um die Anzahl der herrenlosen Streunerkatzen zu verringern, werden vom Tierschutzverein seit 2018 verwilderte, herrenlose Katzen eingefangen und kastriert. Um das durch unkontrollierte Fortpflanzung programmierte Leid zu verringern.

Die Ende Sommer erhaschte Scheplake-Streunerin kam in die Quarantäne und wurde für den tierärztlichen Eingriff vorbereitet. Im Tierheim bekam die wilde schwarze Katze mit dem weißen Latz dann auch erstmals ihren Namen und wurde Maggie.
Die Vertragstierärztin stellte nun die fortgeschrittene Trächtigkeit fest, über der Hälfte der Zeit. Die Kastration wurde abgesetzt. Maggi kam wieder ins Tierheim.
Ein gut gemeinter Plan geht schief - warum, ist bislang ungeklärt
Aber weil das dortige Katzenzimmer kein Platz für ein hochträchtiges, wildes Tier ist, hätten haupt- und ehrenamtliche Tierschützer in Windeseile ein Zimmer für Maggie eingerichtet. Platz fand sich im einstigen Katzenhaus des alten Tierheimes. Marlies Franz, Michaela Hartig - im Tierheim verantwortlich für Katzen-Quarantäne - sowie Gabriele Kegler vom Vorstand des Tierschutzvereins reinigten die Holzhütte und richteten ein Zimmer her.

Hier habe Maggie am 18. September ein ungestörtes Fleckchen gefunden. Bei täglicher Fütterung und Säuberung des Katzenklos seien hier auch Abgeschiedenheit und genügend Versteckmöglichkeiten für einen nicht an Menschenkontakt gewöhnten Wildling gegeben. Maggie sei es gut gegangen, sie habe gefressen. „Hier hätte sie in Ruhe ihre Jungen werfen können, wäre versorgt gewesen. Dann die Kastration und nach zwei, drei Tagen hätte sie ihre Freiheit bekommen“, berichtet Franz. Doch als sie Anfang Oktober zur Fütterung gekommen sei, sei das Schloss zur Hütte aufgebrochen und Maggie weg gewesen. Der Tierschutzverein hat bei der Polizei Anzeige erstattet. Das Rätsel ist noch immer nicht endgültig geklärt.