"Heino" ist wieder ein Star "Heino" ist wieder ein Star: Dessauer Künstler finden neue Heimat für 420-Meter-Python

Dessau - Es ist ein wenig einsam im Musikzimmer der Wischgolls geworden. Das Dessauer Künstlerpaar, das über Scherben oder Feuer laufen kann, das im beruflichen Leben mit Schlangen hantiert und in der Region unter anderem mit Fakir-Shows das Publikum begeistert, hat einen Mitstreiter verloren.
Die beiden Künstler Sybille und Frank Wischgoll wissen aber diesen „Mitstreiter“ in guten Händen. Schlange „Heino“, einst ein Künstler-Kollege und seit rund zwei Jahren der Chef vom besagten Musikzimmer, lebt seit einer Woche im Tierpark Memleben. Dort kamen die Besucher am vergangenen Wochenende nur, um die 4,20 Meter lange und über 40 Kilo schwere Pythonschlange aus Dessau zu sehen.
„Heino“ war bei Wischgolls ein Star. Sein letzter Auftritt liegt aber schon etwas länger zurück. Zum Törtener Pflaumenkurchenfest im September 2018 wurde seine Kariere jäh beendet, da zu groß, zu dick und zu schwer.
Ihr ursprünglicher Besitzer musste sich entscheiden: Entweder die Schlange oder die Ehefrau
Insgesamt sechs Jahre hatte die weibliche Tiger-Pythonschlange mit dem Männernamen „Heino“ gemeinsam mit den Dessauer Unterhaltungskünstlern im Rampenlicht gestanden. Weil das bekannte Dessauer Duo „Heino“ nicht mehr schleppen konnte, musste seine Karriere beendet werden.
„Heino“ heißt die Schlange übrigens, seit sie bei den Wischgolls eingezogen war. Ihr ursprünglicher Besitzer musste sich entscheiden: Entweder die Schlange oder die Ehefrau - einer sollte ausziehen. Heino wurde schließlich Künstler. In den sechs Jahren bei Wischgolls wuchs das Reptil weiter. Seine Partnerin auf der Bühne ging förmlich in die Knie, müsste sie das Schwergewicht von 42 bis 45 Kilogramm ausstemmen. Weil Riesenschlangen immer weiter wachsen, und Sibylle Wischgoll eben keine Gewichtheberin ist, wurde Heino ausgemustert.
Lange hatten die Besitzer von „Heino“ die Hoffnung, ihr liebgewordenes Reptil im Dessauer Tierpark abgeben und dafür eine Patenschaft übernehmen zu können. Diese Rechnung ging nicht auf.
„Wir wollten ihn aber nur dorthin geben, wo wir sicher waren, dass es ihm gut geht“
Auch die Zoos in Halle und Magdeburg oder eine Reptilienanlage im sächsischen Torgau wollten „Heino“ nicht. „Wir wollten ihn aber nur dorthin geben, wo wir sicher waren, dass es ihm gut geht“, begründet Frank Wischgoll die lange Suche nach einem passenden Zuhause.
Anfang 2020 waren dann noch der Tierpark Aschersleben und der im sachsen-anhaltischen Memleben im Gespräch. Dann kam die Corona-Pandemie. Es tat sich lange nichts. Am Ende, „ging alles sehr schnell“. Von einem Tag auf den anderen passierte der Umzug, der medial begleitet wurde.
Tigerpythons gehören zu den größten Schlangen der Welt. Es gibt zwei Unterarten: Dunkle Tigerpython und Helle Tigerpython.
Die Zeitschrift „Geo“ berichtet, dass der Dunkle Tigerpython ursprünglich in den tropischen und subtropischen Urwäldern in Südostasien, also etwa in Thailand, Vietnam und Südchina, lebt. Inzwischen besiedele er aber auch vor allem den Süden des US-Bundesstaates Florida.
In der Wildnis lebende Tiere werden etwa drei bis sieben Meter lang und besonders stattliche Exemplare bis zu 90 Kilogramm schwer. In den USA gelten sie als Plage und werden gejagt. Bis zu 100 000 Tigerpythons sollen in Florida leben. Für ein erlegtes Tier zahlt die Regierung umgerechnet fast 300 Euro Prämie.
Der Futterkauf für „Heino“ habe ziemliche Spuren im Portemonnaie hinterlassen
Dankbar für den Eigentümerwechsel sind Sybille und Frank Wischgoll auf jeden Fall auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Die Krise hatten die beiden, die seit 1986 mit verschiedenen Shows auf Bühnen stehen und die viele Jahre zusätzlich als Fitness-Trainer arbeiteten, zum Nichtstun verdammt. Keine Auftritte, keine Fitnessstunden, keine Einnahmen, aber Kosten.
Unter anderem die Futterkosten von „Heino“. Zwar frisst die Schlange nur aller vier Wochen, dann aber rund zehn Ratten. Der Futterkauf habe ziemliche Spuren im Portemonnaie hinterlassen. Zumal im Hause der beiden Künstler weitere Tiere leben. Es gibt noch zwei Boas. Mit beiden Reptilien wollen Sybille und Frank Wischgoll wieder auftreten. „Wird es jemals wieder so wie früher“, sinniert Frank Wischgoll und hofft, dass Corona bald Geschichte ist. (mz)