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Heidrun Naumann versteht die Hartz-IV-Welt nicht mehr

Von Paul Spengler 04.01.2005, 16:05

Bernburg/MZ. - Dies betreffe insgesamt 40 Personen im Landkreis Bernburg, erklärte Kai Kießling, der Pressesprecher der Arbeitsagentur Dessau, auf Anfrage der MZ. Frau Naumann, die bisher Arbeitslosenhilfe bekam, bezieht Witwenrente. "Davon bezahle ich Miete und Strom", sagt sie. Außerdem bekommt sie Kindergeld für ihren 18-jährigen Sohn, der gerade eine Lehre absolviert. Die Bedingungen zum Erhalt des Arbeitslosengeldes II (Alg II) erfüllt Frau Naumann nicht, weil ihre Einkünfte den festgesetzten Höchstbetrag übersteigen.

"Uns wurde von der Agentur für Arbeit gesagt, dass die neunmonatige Maßnahme zu Ende geführt werden kann", erklärt Regina Hoffmann, die zuständige Bereichsleiterin bei der Stiftung St. Johannis. Sie sieht es - ebenso wie Sozialarbeiterin Birgit Sielmon - vor allem als verhängnisvoll an, dass vor allem Mitarbeiter getroffen werden, die sich freiwillig für ihre Aufgabe gemeldet haben. "Gerade die besonders Motivierten werden so verprellt", ärgert sich Frau Sielmon.

Neben Frau Naumann fällt bei der Stiftung auch eine 26-jährige Frau aus dem Programm, die in der Holzwerkstatt eingesetzt war. In diesem Fall verdient der Lebensgefährte der Mutter eines vierjährigen Kindes als Lkw-Fahrer zu viel, damit sie weiter für den Ein-Euro-Job in Frage käme.

"Ich finde diese Regelung auch nicht sehr glücklich", räumt Edith Völksch, die Sozialdezernentin des Landkreises, ein. Doch lasse das Gesetz dem Landkreis nicht mehr Spielraum. Maßgeblich sei, ob die Hilfsbedürftigkeit für Alg II nachzuweisen sei. Es könne zwar ein Darlehen gewährt werden, wenn eine Maßnahme zu zwei Dritteln beendet sei. Doch mache dies nur Sinn bei einer längerfristig geförderten Ausbildung, nicht aber in den geschilderten Fällen.

Was geschieht nun mit den Restbeträgen der bereits bewilligten Ein-Euro-Jobs? "Sie fließen dem Landkreis als Ausgabemittel zu", sagt der Sprecher der Arbeitsagentur. Es sei dann Sache des Landkreises, mit den Trägern von Maßnahmen Verhandlungen zu führen, um Nachrücker auf die genannten Ein-Euro-Jobs einstellen zu können.