Fest in Dessau ohne Pomp und Reden Happy Birthday, Libo! Kirchliches Gymnasium feiert 30. Geburtstag auf besondere Art und Weise
Denkwürdiges Fest ohne Pomp und große Reden: Schüler beschenken sich und ihre Schule selbst. Fast 2.000 Mädchen und Jungen erreichten bisher in der Dessauer Rabestraße ihr Abitur.

Dessau/MZ - „Happy Birthday“ - der unverkennbare Stevie-Wonder-Song schallt über den Hof. Die Jüngeren swingen im Rhythmus, summen den Refrain in geänderter Fassung. Nicht „to you“ wird gratuliert, sondern „Libo“. Es ist kein Festakt mit Schlips und Kragen. Auch keine Vernissage einer bedeutungsschweren Ausstellung. Es ist wie eine Hofpause, als das Dessauer Liborius-Gymnasium am Mittwoch seinen „30.“ feiert und sich selbst beschenkt.
Schulleiter Benedikt Kraft eröffnet schlicht und einfach „Die 30“ - ein von Schülern und Kunstlehrerinnen erarbeitetes Projekt: An der hofseitigen Glaswand des dreistöckigen Verbinders zwischen dem historischen und neuen Schulkomplex formen sich hunderte farbige Papierquadrate zum Wort LIBO und zur Ziffer 30.
Im Flur und Treppenhaus gibt es viel Selbstgestaltetes zu entdecken
Auf den Innenseiten der Zettel im DIN A5-Format haben die Mädchen und Jungen ihre Gedanken zur 30 und zur Schule in verschiedenster Form festgehalten. Da sind kleine Bildchen und Comics neben mathematischen Kreisdefinition mit Radius und Umfang, für den sich die Null anbot. Ein anderer definiert die 30 kurz als Ergebnis der Rechenaufgabe 25-2; der nächste in geschwungener arabischer Schrift. Die Aufgänge im Verbinder halten jede Menge Entdeckungen bereit.
Das gesamt Projekt von der Idee bis zur Verwirklichung hat die Schüler im vergangenen Schulhalbjahr bis zu den Sommerferien im Kunstunterricht beschäftigt. Jetzt am Dienstag setzten die drei Kunstlehrerinnen das Werk „LIBO 30“ final zusammen, unterstützt von Teamkollegen bis zum Hausmeister.
Was Kinder und Erwachsene mit der Zahl 30 verbinden
Schulleiter Kraft interpretiert die Ziffern der 30 aus verschiedenen Perspektiven. Aus rein schulischer Sicht sei die 3 durchschnittlich, „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Für die Theologie aber der Inbegriff für Heilige Dreifaltigkeit und göttliche Perfektion. „Null Punkte“ wiederum sind für Schüler Inbegriff des Scheiterns, für die Mathematiker ist die Null als Kreis perfekt, für die Künstler Symbol von Ebenmaß und Schönheit. So könne die 30 im Liborius-Gymnasium getrost als das Bestmögliche verstanden werden.
Zu sehen ist das Kunstprojekt im Libo in den nächsten Wochen. So zum Beispiel am 16. Oktober beim Tag der offenen Tür. Abgelöst wird „Libo 30“ erst von der Weihnachtsdekoration.
Rückblick auf 30 Schuljahre bringt viele gute Erinnerung zutage - aber auch die großen Herausforderungen in der Corona-Pandemie.
Unterm Strich gut fällt auch der Rückblick auf 30 Jahre am Schulstandort in der Raabestraße aus. Die Einrichtung in Trägerschaft der Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg hat seit dem Schuljahr 1991/92 bisher knapp 2.000 Mädchen und Jungen bis zum Abitur geführt.
Im allerersten Jahr startete das Gymnasium in freier Trägerschaft mit einer zehnten Klasse, so dass in drei Jahrzehnten nicht glatte 30 Abschlussjahrgänge zusammenkommen. Auch der zeitweilige Wechsel in Sachsen-Anhalt auf 13 Schuljahre bis zum Abitur macht die Summe unrund: Insgesamt sind es bisher 27 Jahrgänge.
Für den seit 2005 agierenden Schulleiter Kraft bleibt sein erstes als schönstes Schuljahr in Erinnerung. Da war alles neu. „Und das schwierigste war 2019/20 nach dem ersten Corona-Lockdown. Da mussten wir alle wieder ganz neu denken. Die Organisation war eine riesige Herausforderung. Inzwischen haben wir Übung.“
Als freie Schule in Trägerschaft des katholischen Bistums Magdburg nahm 1991 das Liborius-Gymnasium die Arbeit auf und startete im Schuljahr 1991/92 zunächst mit einer 10. Klasse am tradionsreichen Schulstandort in der Dessauer Flössergasse. Die Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg übernahm 1999 die Trägerschaft für das bischöfliche Gymnasium. Die Stiftung ist in Sachsen-Anhalt Träger für acht Schulen und mit 300 Lehrern und 3.000 Schüler der größte freie Schulträger im Land.