Handball Handball: Sven Liesegang wird neuer Trainer des Dessau-Roßlauer HV

Dessau-Rosslau/MZ - Vorige Woche, beim 29:22 gegen Eintracht Baunatal, hatte er sich in der letzten Reihe der Anhalt-Arena versteckt. Es nutzte nichts. MZ-Fotograf Lutz Sebastian entdeckte Sven Liesegang trotzdem. Da war es längst ein offenes Geheimnis, dass der Mann aus Magdeburg neuer Trainer beim Handball-Drittligisten Dessau-Roßlauer HV wird. Im Beratungsraum der Dessauer Stadtwerke meldete Präsident Thomas Zänger am Freitag Vollzug: Ab dem 1. Juli wird Liesegang neuer Trainer in der Anhalt-Arena. Der 43-Jährige hat in Dessau-Roßlau einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben - mit der Option auf eine weitere Saison.
„Ich bin froh, wieder dabei zu sein“, sagte Liesegang. Der gelernte Bankkaufmann hatte von 1988 bis 2002 beim SC Magdeburg gespielt, war dann ein Jahr zu Frisch Auf Göppingen gegangen, um dann bei Anhalt-Bernburg anzuheuern. Als Spieler. „Zu meinen ersten Trainerjob kam ich auf tragische Weise“, erinnerte sich Liesegang. Bernburgs Trainer Lothar Döring erlitt im Training einen Herzinfarkt. Liesegang übernahm das Amt des Spielertrainers.
Nach Auslaufen seines Vertrages ging der Abwehrspezialist als Jugendkoordinator nach Magdeburg und war 2010 sogar ein paar Monate Chef-Trainer. „Es war die schwierigste Zeit meiner Karriere. Es ging drunter und drüber“, erklärte Liesegang, der im Sommer 2010 erneut als Trainer in Bernburg anheuerte und 2012 als Jugendkoordinator zum HC Empor Rostock wechseln wollte. Das Engagement aber zerschlug sich kurzfristig. Der Rechtsstreit dauert an. Diese Saison hat Liesegang die C-Jugend des SC Magdeburg und den Sachsen-Anhalt-Ligisten Glinde betreut.
„Wir wollten einen neuen Trainer, der vernetzt ist in Sachsen-Anhalt, der verstärkt das Augenmaß auf die zweite Mannschaft und dort auf das Heranführen von Talenten an die Drittliga-Mannschaft legt“, sagte Präsident Zänger. Das sei die einzige Perspektive, um mittelfristig wieder an die Tür zur zweiten Liga anklopfen zu können. Dieses Ziel formulierte auch Hans Tobler, der Geschäftsführer der Dessauer Stadtwerke, die am Freitag ihren Vertrag als Hauptsponsor verlängerten und auch kommende Saison wieder knapp 100 000 Euro geben. „Der Aufsichtsrat war einstimmig dafür, dieses Engagement fortzusetzen“, sagte Tobler. „Der Handball in Dessau hat eine Zukunft.“
Mit welchen Spielern diese Zukunft gestaltet werden soll, was sich ab dem 1. Juli ändern soll, dazu machte Sven Liesegang keine Aussagen. „Aus Respekt gegenüber Georgi Swiridenko, der diese Mannschaft noch zehn Spiele betreut. Das gehört sich nicht.“
Thomas Zänger war da offener. „Es wird kaum Abgänge geben“, deutete der Präsident nach Gesprächen mit fast allen Spielern an. Ungeklärt seien einzig noch zwei Personalien. Bei Christian Schöne deutet sich ein Abschied an. Bei Armands Uscins laufen die Gespräche. „Ich habe riesigen Respekt vor der Leistung von Armands, was der mit seinen 40 Jahren noch aus seinem Körper herausholt“, machte Zänger deutlich. Doch die bisherigen Vertragskonditionen seien nicht mehr haltbar.
Ob es Neuzugänge gibt, ist offen. „Wir wollen jungen, talentierten und ehrgeizigen Spielern der Region ein Angebot machen, sich hier bei uns entwickeln zu können“, erklärte Zänger. „Es stehen 17 Spieler unter Vertrag“, sagte Liesegang. Quantitativ sei das in Ordnung. Zwei Lücken hat der künftige Trainer trotzdem im Kader ausgemacht: auf Linksaußen und im halbrechten Rückraum. Auf Linksaußen deutet sich dabei eine Rückkehr von Patrick Heddrich an. Der einstige Kapitän war im Sommer zum mitteldeutschen Oberligisten HG 85 Köthen gewechselt - und pausiert derzeit mit einem Wadenbeinbruch. Erste Gespräche laufen. Ebenso mit Daniel Holtz, der diese Saison auf eigenen Wunsch in der Zweiten spielt und nach Swiridenkos Abschied wieder in die Erste aufrücken könnte.
Liesegang hofft zudem noch auf einen Linkshänder. Wenn es finanziell passt. „Wir prüfen da gerade die eine oder andere Möglichkeit.“ Große Spielräume gibt es nicht. Den Etat für die kommenden Saison bezifferte Präsident Zänger auf 500 000 Euro, von den 180 000 Euro weiterhin Altschulden sind. „Es darf keiner vergessen, dass wir im April 2007 550 000 Euro Außenstände hatten und es immer noch viel Kraft kostet, diese abzubauen.“ Dies aber ist Voraussetzung, um irgendwann einmal wieder ernsthaft die zweite Liga in Angriff zu nehmen. Liesegang hat das vor. „Wir machen einen Break - und wollen einen Neuanfang schaffen.“
