Hallenfußball: Hallenfußball: Torwart auf italienische Art

Dessau/MZ - Georg Melzer hatte seine Handschuhe noch nicht einmal ausgezogen. Erst musste noch für das obligatorische Siegerfoto posiert werden. Und Melzer bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. „Das war heute ein absolut geiles Turnier“, sagte der 23-jährige Torhüter des VfL Halle 96 nach dem Ford-Cup am späten Samstagnachmittag. Er stand auf dem Parkett der Anhalt-Arena, glücklich und zufrieden, nicht nur mit dem Siegerpokal, sondern auch mit der Trophäe für den besten Keeper im Gepäck - und das alles auch noch als gebürtiger Dessauer. Viel besser konnte es kaum laufen.

Es war am 15. Juni des vergangenen Jahres, als Georg Melzer in der Landesliga Süd zum letzten Mal für den SV Dessau 05 auf dem Parkett stand. Der Keeper war bei den Bauhausstädtern ausgebildet worden und hatte sämtliche Altersklassen durchlaufen. Im Sommer erfolgte dann sein Wechsel zum Oberligisten nach Halle. Nun kam es zu seiner Rückkehr - und was für einer. „Ich hatte ein paar Anfangsschwierigkeiten“, blickte Melzer auf den Turnierbeginn zurück. Halle startete mit vier Unentschieden in das Turnier, der abschließende 3:2-Sieg gegen den FC Grün-Weiß Piesteritz sicherte das Weiterkommen. Union Sandersdorf und Grün-Weiß Piesteritz mussten derweil die Segel streichen. Für beide Oberligisten war nach der Vorrunde Endstation. Und beiden Trainern gefiel das ganz und gar nicht. „Wir sind toll ins Turnier gestartet, haben dann aber mächtig nachgelassen“, sagte Grün-Weiß-Coach Olaf Aßmann, „ich bin schon enttäuscht. Man kann gegen Jena, den VfL und Sandersdorf mit Sicherheit verlieren, aber nicht auf die Art und Weise, wie wir es getan haben. Das war teilweise eine Katastrophe.“

Ähnlich deutliche Worte fand sein Gegenüber aus Sandersdorf. „In der Halle sehe ich, wer ein Siegertyp ist, wer nach einem Gegentreffer den Kopf hängen lässt oder wer nachsetzt“, meinte Union-Trainer Mike Sadlo, dessen Mannschaft mit einem Sieg im letzten Vorrundenspiel gegen den tschechischen Erstligavertreter Dukla Prag in das Halbfinale hätte einziehen können. Doch daraus wurde nichts. Sandersdorf musste sich geschlagen geben. Dukla Prag dagegen zog ins Halbfinale ein und traf dort auf den späteren Turniersieger VfL Halle mit Georg Melzer. Ein Tor reichte dem VfL-Team am Ende zum Sieg. „Nach diesem Erfolg sah es nach der Vorrunde eigentlich gar nicht aus“, gab Torhüter Melzer im Nachhinein zu, „aber vielleicht ist uns nach dem entscheidenden Sieg ein Stein vom Herzen gefallen, dann konnten wir befreit aufspielen.“ Im zweiten Halbfinale setzte sich Carl Zeiss Jena (Regionalliga) gegen den SV Dessau 05 mit 2:1 durch. Dessau verlor vor 1248 Zuschauern in der Anhalt-Arena anschließend das Neunmeterschießen um Platz drei gegen Dukla Prag. Und alles wartete gespannt auf das Endspiel.

Das sollte zwar ein aggressives sein, Tore aber wollten nicht so recht fallen. Eigentlich unüblich für den diesjährigen Ford-Cup, bei dem insgesamt 63 Treffer bejubelt werden durften. So stand nach den regulären zehn Minuten ein torloses Unentschieden auf der Anzeigetafel. Das Neunmeterschießen musste her. Nun war Zeit für Heldentaten. Einer dieser Momente, auf den man als Torhüter wartet.

Und Georg Melzer parierte gleich den ersten Neunmeter des FC Carl Zeiss. Seine Teamkameraden behielten die Nerven. Der VfL Halle jubelte. Georg Melzer, der sich im Turnierverlauf bis zur entscheidende Parade kontinuierlich steigerte, meinte schmunzelnd: „Italien ist eine Turniermannschaft, vielleicht bin ich ein Turniertorwart.“