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Hafen Roßlau Hafen Roßlau: Neue Container-Linie und Umsatzsteigerung

Von Steffen Brachert 20.03.2015, 08:00
Der Industriehafen Roßlau
Der Industriehafen Roßlau Lutz Sebastian Lizenz

Roßlau - Der Hafen Roßlau wird in diesem Jahr an die Elbe-Container-Linie ECL 2000 angeschlossen. Das hat die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) auf der Bilanzpressekonferenz angekündigt. Der Hafen Roßlau hatte 2014 in einem Pilotprojekt neun Container für die Hydrierwerke in Rodleben verladen. Erfolgreich. Nun soll das Geschäft ausgebaut werden. Hafen-Geschäftsführer Gunto Mörer sieht in der näheren Region ein Potenzial von mindestens 800 Containern pro Jahr - und einen Vorteil. Die Containerlinie ist nach Angaben der SBO vom dauernden Niedrigwasser der Elbe nicht betroffen. „2014“, sagte SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff, „ist die Linie nur im Juni zweimal nicht gefahren.“

Zweitbestes Ergebnis seit 1990

Das Jahr 2014 war für die SBO trotz schwieriger Wasserstände erfolgreich. „Wir sind in einem Anpassungs- und Umwandlungsprozess und haben trotzdem das zweitbeste Güterumschlagsergebnis seit 1990 erreicht“, sagte Mörer. Nur 2010 wurden noch mehr als die 2,85 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Der Gesamtumsatz der SBO konnte im Vorjahr um 13,6 Prozent auf etwa 20 Millionen Euro gesteigert werden. Zur länderübergreifenden SBO gehören die Binnenhäfen Roßlau, Torgau, Riesa, Dresden und die beiden tschechischen Standorte Decin und Lovosice.

Einbruch bei der Schiffsfracht

Das gute Ergebnis wurde allerdings nicht auf dem Wasser erreicht. Der Güterumschlag per Schiff sank im SBO-Verbund von 498 000 Tonnen (2013) auf 311 000 Tonnen. Besonders drastisch war der Einbruch im Hafen Roßlau. Hier wurden statt 134 000 Tonnen im vorigen Jahr nur noch 39 000 Tonnen per Schiff umgeschlagen. 

Dass Roßlau insgesamt sein Umschlagsergebnis um 39 Prozent auf 453 000 Tonnen steigern konnte, ist der trimodalen Ausrichtung des Hafens zu verdanken: 2014 wurden in Roßlau 1 145 Güterwaggons mit über 56 000 Tonnen Ladung abgefertigt. Ein Plus von 20 Prozent. Vor allem Düngemittel, Stahlbleche und Schrott wurden verladen. Noch deutlicher war die Steigerung beim Lkw-Umschlag. Wurden hier 2013 noch 145 000 Tonnen umgeschlagen, waren es 2014 fast 360 000 Tonnen. Die SBO hat inzwischen drei eigene Lkw für den Hafenverbund angeschafft, der Industriehafen Roßlau hat zwei Lkw-Fahrer angestellt und zählt nun sieben Beschäftigte. Die Schwerpunkte haben sich verschoben. „Hafen ist für uns längst ein irreführender Begriff“, sagt Hafen-Chef Mörer. „Das macht nur noch ein Viertel unserer Leistungen aus. Wir sind ein kompletter Logistikdienstleister.“

Die Lage vor Ort bleibt schwierig. „Wir können kein Wasser herbeizaubern“, sagte Oberbürgermeister Peter Kuras für die Stadt, die Gesellschafter im Industriehafen Roßlau ist. Dass es 2014/2015 faktisch wieder keinen Winter gegeben hat, werde bald spürbar sein. „Es fehlt das Schmelzwasser.“

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Hafen bleibt vorerst defizitär

Um so dringender sehnt SBO-Chef Loroff das Infrastrukturprojekt „Industriehafen Roßlau“ herbei. „Wir warten schon ziemlich lange“, erinnerte Loroff an die ersten Planungen, die Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Kuras auf das Jahr 2010 datierte. Doch das Projekt zu entwickeln, den wechselnden Förderbedingungen gerecht zu werden, all das dauerte. „Es ist“, räumte das Stadtoberhaupt ein, „kein leichtes Vorhaben.“ Immerhin: Seit Ende Februar ist der vorzeitige Maßnahmebeginn für das 10-Millionen-Projekt genehmigt, von dem 6,4 Millionen Euro in den Hafen selbst investiert werden sollen: vor allem in eine neue Kaimauer, in neue und zusätzliche Gleise und eine neue Kranbahn. „Fritz“, der alte Lastkran, soll endlich mehr Bewegungsfreiheit erhalten, um flexibler eingesetzt werden zu können.

2012 sollten die Bauarbeiten ursprünglich starten. „Wir haben deshalb viele Investitionen auf Eis gelegt und gewartet, müssen nun aber etwas tun“, beschreibt Loroff die Folgen der Verschiebungen, die zusammen mit Abschreibungen dazu führen, dass der Hafen Roßlau trotz der guten Umschlagszahlen defizitär ist - und vorerst bleibt. „2015 und 2016 bleiben schwierig“, blickt Loroff auf die Bauzeit voraus.

Baustart Mitte 2016?

Bis September sollen die Planer für das Millionen-Projekt gefunden sein. Nach der EU-weiten Ausschreibung ist der Baustart im zweiten Quartal 2016 und die Fertigstellung des Infrastrukturprojekts Ende 2017 geplant. Und schon jetzt wird weiter gedacht: Der Wittenberger Agrarhandel, ein Hafen-Anrainer auf der südlichen Seite, ist ebenfalls an einem Gleisanschluss interessiert. Erste Gespräche laufen. (mz)

Oberbürgermeister Kuras, Roßlaus Hafen-Chef Mörer und SBO-Geschäftsführer Loroff bei der Bilanzpressekonferenz
Oberbürgermeister Kuras, Roßlaus Hafen-Chef Mörer und SBO-Geschäftsführer Loroff bei der Bilanzpressekonferenz
Lutz Sebastian Lizenz