1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Große Nachfrage in Dessau-Roßlau: Große Nachfrage in Dessau-Roßlau: Pfefferspray und Waffenscheine haben Hochkonjunktur

Große Nachfrage in Dessau-Roßlau Große Nachfrage in Dessau-Roßlau: Pfefferspray und Waffenscheine haben Hochkonjunktur

Von lisa garn 04.02.2016, 19:25
Pfefferspray und Patronen: Die Nachfrage nach beidem ist auch in Dessau-Roßlau groß.
Pfefferspray und Patronen: Die Nachfrage nach beidem ist auch in Dessau-Roßlau groß. Chris Wohlfeld Lizenz

dessau-rosslau - Die Dessau-Roßlauer rüsten auf: Der Kleine Waffenschein, der zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen berechtigt, ist so begehrt wie nie zuvor. „Seit November 2015 steigt die Zahl der Anträge. Wir liegen derzeit auf einem hohen Niveau“, sagt Dirk Hofmeister, Sachbearbeiter für Waffenrecht im Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen an Silvester in Köln zeichnete sich ein weiterer Sprung ab. Während im gesamten Jahr 2015 nur 30 Anträge für diesen Schein gestellt wurden, sind es seit diesem Januar bereits 37.

Gestiegenes Sicherheitsbedürfnis

Die Zahl der Menschen in Dessau-Roßlau mit einem Kleinen Waffenschein - derzeit sind es 314 - könnte sich in diesem Jahr weiter deutlich erhöhen. Hofmeister will nicht über Zusammenhänge spekulieren, zumal bei der Beantragung des Scheins keine Begründung angegeben werden muss. „Es scheint allgemein ein höheres Sicherheitsbedürfnis zu geben.“ Hofmeister warnt allerdings vor einem leichtfertigen Umgang mit den Waffen. „Der Schein berechtigt nur zum Mitführen der Waffe. Er ist keine Schießerlaubnis, außer auf dem eigenen Grundstück und bei Notwehr.“

Er gibt außerdem zu bedenken, dass die Möglichkeiten einer Verteidigung mit einer Schreckschusswaffe begrenzt ist. Zum einen wird „nur“ Gas verschossen. Zum anderen kann es gefährlich werden - wenn nämlich ein Verbrecher mit einer echten Waffe die Schreckschusspistole für echt hält.

Der Umgang mit Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen ist im Waffengesetz geregelt. Diese Waffen sind an jeden über 18 Jahren frei verkäuflich. Werden sie nur zu Hause oder auf dem eigenen Grundstück eingesetzt, ist keine zusätzliche Genehmigung nötig. Wer sie aber in der Öffentlichkeit trägt, braucht den Kleinen Waffenschein. Jeder Einwohner ohne kriminelle Vergangenheit, der als zuverlässig und geeignet gilt, kann diesen Schein bei der Waffenbehörde der Stadtverwaltung Dessau-Roßlaus beantragen.

Welche gesetzlichen Regelungen für den Besitz einer Waffe und den Einsatz von Pfefferspray bestehen, lesen Sie auf Seite 2.

Hohe Hürden für Waffenbesitzkarte

Umfassender sind die Regelungen für scharfe und damit nicht frei verkäufliche Waffen, die überwiegend von Sportschützen, Jägern und Sammlern genutzt werden. Sie haben im Allgemeinen keinen Kleinen Waffenschein, sondern eine Waffenbesitzkarte. Der Jäger hat außerdem seinen Jagdschein, Schützen schießen auf dem Schießplatz. Die Karte erlaubt lediglich den Besitz einer scharfen Schusswaffe, aber nicht, diese öffentlich mit sich zu führen. Wer sie stets dabei haben will, braucht zusätzlich den so genannten Großen Waffenschein. Insgesamt sind in Dessau-Roßlau derzeit 560 Waffenbesitzkarten (2014: 545) ausgestellt und 2.740 Schusswaffen registriert.

Eine auffällige Nachfrage bei den frei verkäuflichen Waffen sowie zu Pfefferspray und Reizgas stellt Felix Scheithauer vom Waffen- und Angelgeschäft in der Friedrich-Naumann-Straße in Dessau seit vergangenem Jahr fest. „Vor allem nach den Vorfällen in Köln hat sich der Absatz weiter erhöht. Das Pfefferspray in der Stadt ist ausverkauft“, so Scheithauer. „Es waren auch Leute dabei, die haben für Bekannte in Köln oder Düsseldorf Pfeffersprays gekauft und verschickt.“

Gesamtspannung beeinflusst Nachfrage

Nachschub zu bestellen, sei derzeit deutschlandweit schwierig. In Sachsen-Anhalt hat sich der Absatz von Pfefferspray zuletzt verdoppelt, bestätigt auch der Branchenverband der Waffenhändler. Dabei gilt: Die Sprayflaschen sind zwar frei verkäuflich, dürfen legal aber nur als Abwehr gegen Tiere eingesetzt werden - gegen Menschen nur in Notwehr.

Gründe für die hohe Nachfrage insgesamt liegen für Scheithauer auf der Hand: „Die Leute sind verunsichert, es gibt Gesamtanspannung. Uns berichten Kunden, dass ihnen die hohen Flüchtlingszahlen und Terror-Anschläge in Urlaubsgebieten Angst machen. Aber es geht auch um das Angequatschtwerden von Deutschen.“ (mz)

Der Absatz von Pfefferspray und Patronen hat sich bereits 2015 erhöht, nach den Übergriffen in Köln stieg er um ein Vielfaches.
Der Absatz von Pfefferspray und Patronen hat sich bereits 2015 erhöht, nach den Übergriffen in Köln stieg er um ein Vielfaches.
Lutz Sebastian Lizenz