Gourmetführer zeichnet aus Gourmetführer "Gault&Millau" zeichnet aus: "Alte Schäferei" in Dessau eines der besten Restaurants des Landes

Dessau - Die Nachricht erhielt Gerald Schulze per WhatsApp übers Handy von einer Freundin der Familie. Er konnte kaum glauben, was er dort las: Die „Alte Schäferei“ in Ziebigk, in der Schulze als Küchenchef tätig ist, wurde vom Gourmetführer „Gault&Millau“ als eines der zehn besten Restaurants Sachsen-Anhalts ausgezeichnet. „Das war eine Riesenüberraschung und hat uns alle sehr gefreut“, sagt der 51-Jährige ein paar Tage später.
Im Juli oder August müssen die Testesser da gewesen sein, vermutet Gerald Schulze. Zu erkennen gegeben hätten sie sich nicht und bemerkt worden seien sie auch nicht. „Sie kommen ja als normale Gäste und verhalten sich auch so.“ Bewertet haben sie das Karree vom Mangalitza-Schwein mit feinem mediterranem Gemüse - und dafür 14 von 20 möglichen Punkten gegeben. „Das stand auf der Sommerkarte“, so der Küchenchef. Gerade zwei Monate hatte die „Alte Schäferei“ da geöffnet.
Viele Jahre als Pächterhaus geführt, hatte zum Jahresanfang der Pächter des Restaurants in Ziebigk gewechselt. Die Brief & Hesse GbR übernahm. Ein Neustart war die Eröffnung der „Alten Schäferei“ auch für Gerald Schulze. „Besser hätte der Neuanfang nicht gelingen können“, strahlt auch Chef Matthias Brief. „Wir haben allen Unkenrufen zum Trotz bewiesen, dass wir es können.“
„Es wird immer das Gesamtpaket bewertet, also auch der Service“
Auch wenn die Qualität des Essens im „Gault & Millau“ hervorgehoben wird, sieht Gerald Schulze die Auszeichnung nicht als seinen alleinigen Verdienst. „Es wird immer das Gesamtpaket bewertet, also auch der Service“, macht er deutlich. „Es ist eine Auszeichnung für uns alle.“ Er sei zwar der kreative Kopf in der Küche und gebe die Linie vor, „aber wenn mein Team nicht mitzieht, wird es nichts.“
Zwei Köche und eine Auszubildende komplettieren die Küchenmannschaft, im Service sorgen drei Leute dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen. Auch Matthias Brief gehört dazu. „Auf diese Weise bekomme ich ein Gefühl für das Haus, bin vor Ort und habe engen Kontakt zu den Gästen, das passt gut“, kommentiert er seinen Einsatz.
Kulinarisch werde in der „Alten Schäferei“ deutsche Küche mit internationalen Einflüssen serviert, so der Küchenchef. Zubereitet mit vielen regionalen Produkten, hebt Gerald Schulze hervor. „Wir würden noch mehr einsetzen, das ist aber in Dessau nicht so einfach, da es zu wenige derartige Betriebe gibt.“ In Brandenburg, wo er unter anderem einige Jahre im Burghotel in Bad Belzig tätig war, sei das anders gewesen. „Da konnten wir aus dem Vollen schöpfen.“
Zum Jahreswechsel zaubert Gerald Schulze mit seinem Team ein Sieben-Gang-Menü
Ein halbes Jahr nach Eröffnung der „Alten Schäferei“ steht nicht nur der Eintrag in der aktuellen Deutschlandausgabe des Gourmetführers in der Bilanz des Restaurants. „Unser Konzept geht auf, wir haben ein prima Team und sind auf dem richtigen Weg“, schätzt Matthias Brief die ersten sechs Monate ein. Sie böten gehobene Gastronomie, „aber nicht stocksteif, sondern jugendlich modern und frisch“.
Jetzt stehe das erste Weihnachtsfest vor der Tür. „Und wir freuen uns über zwei ausverkaufte Feiertage.“ Zum Jahreswechsel zaubert Gerald Schulze mit seinem Team ein Sieben-Gang-Menü. (mz)
Der „Gault&Millau“ zählt mit dem „Guide Michelin“ zu den bekanntesten Gourmetführern weltweit. Er verleiht keine Sterne. Stattdessen wird nach dem französischen Schulnotensystem mit bis zu 20 Punkten bewertet. Insgesamt bewertete „Gault&Millau“ in diesem Jahr 19 Restaurants in Sachsen-Anhalt. Drei wurden neu aufgenommen, vier gestrichen.
Mit 15 Punkten, und damit der höchsten Anzahl, ausgezeichnet wurden das „Zeitwerk“ in Wernigerode und der Vogelherd in Zerbst.