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Gnadenhof in Dessau Gnadenhof in Dessau: "Wir können nicht jedem helfen!"

Von sylke kaufhold 01.07.2014, 21:11
Portos und Chester mit ihren neuen Betreuern auf dem Gnadenhof, wo derzeit 84 Tiere leben.
Portos und Chester mit ihren neuen Betreuern auf dem Gnadenhof, wo derzeit 84 Tiere leben. sebastian Lizenz

dessau/MZ - Ob Mora, Portos, Chester, Mephisto, Ben - sie alle sind auf ihre Art liebenswerte Hunde, die sich nichts sehnlicher wünschen, als wieder ein richtiges Zuhause zu haben.

Derzeit leben sie auf dem Gnadenhof des Vereins „Ein Heim für Tiere“ am Schwarzen Stamm. Weil ihre Herrchen oder Frauchen krank oder alt sind und sich nicht mehr um sie kümmern können. Auch sie selbst sind inzwischen in die Jahre gekommen und haben das eine oder andere Wehwehchen. Oder sie sind noch jung, mussten aber aus Tierschutzgründen von ihrem bisherigen Zuhause weg. Ursula Blumenthal, Vorsitzende des Vereins, und ihre Mitstreiter kümmern sich um ihre Schützlinge mit viel Herzblut und großem Engagement. „Aber wir können nicht jedem helfen“, spricht Ursula Blumenthal ein großes Problem an.

Fast täglich erreichen sie Mails oder Anrufe, in denen eine Bleibe für ältere Tiere gesucht wird. „Wenn die Besitzer alt und krank sind oder verstorben, bleiben die Hunde übrig und keiner weiß wohin“, so die engagierte Tierschützerin. Auch ein Umzug ins Altenheim bedeutet für die oft jahrzehntelange Beziehung Hund-Mensch das Aus, weil Hunde in den Heimen nicht erlaubt sind. „Die Herrchen oder Frauchen sind verzweifelt und suchen händeringend eine Bleibe für ihre Lieblinge“, weiß Ursula Blumenthal. Doch die Möglichkeiten ihres Gnadenhofes sind begrenzt. Maximal neun Hunde können hier untergebracht werden. „Aber wir können dies auch finanziell und personell nicht leisten“. Leute wegschicken zu müssen, tue ihnen in der Seele weh, „aber wir müssen ja auch die Betreuung der Tiere absichern können“.

Verein braucht Unterstützung

Gerne würden Blumenthal und ihre Mitstreiter auf ihrem Gelände ein „Altenheim für Tiere“ einrichten. „Doch alleine können wir das nicht leisten, wir bräuchten Unterstützung, finanzielle und personelle“, appelliert die Vereinsvorsitzende an Stadt und Unternehmen.

Sieben Hunde sind derzeit in der Obhut des Gnadenhofes. Darunter ein 13-jähriger Neufundländer-Schäferhundmix, dessen Frauchen im Koma liegt. „Er ist todunglücklich hier und sehnt sich nach einem Zuhause, wo er in Ruhe seinen Lebensabend verbringen kann“, schildern die Betreuer. Schäferhund Ben hingegen ist jung und kräftig und „braucht dringend eine Aufgabe“. Als Wachhund für privates Grundstück oder ein Firmengelände wäre er ideal.

Etwa 50 Mitglieder zählt der Verein heute, der sich vor zehn Jahren - am 3. August 2004 - gegründet hat. „Am Anfang stand die Idee, ein verwahrlostes Grundstück, viel Optimismus und unser Traum vom Bau eines Gnadenhofes“, zitiert Birgit Steindl aus der Chronik. Nicht nur Tiere in Not finden inzwischen auf dem 18 000 Quadratmeter großen Gelände ein Domizil, auch für Schulklassen, Vereine und interessierte Bürger ist der Schwarze Stamm 11 längst eine bekannte Adresse geworden, wo sie viel über Tierschutz erfahren, Kräuter und Blumen kennenlernen und auch gerne selbst tatkräftig mit anpacken. „Die Aufklärungsarbeit zum Thema Tierschutz ist uns ganz wichtig“, betont Ursula Blumenthal. Denn leider wüssten viele viel zu wenig über artgerechte Tierhaltung von Hunden und Katzen.

Schauen Blumenthal und ihre Mitstreiter auf die vergangenen zehn Jahre, können sie ein bisschen Stolz nicht verhehlen. Zurecht! Euphorie aber bleibt aus. „Es war eine schwere Zeit, wir haben Kampfgeist beweisen müssen, aber wir haben das geschafft, was wir wollten“, fasst die Vorsitzende das Resümee zusammen. Dass die Liste der Vorhaben noch lang ist, verwundert nicht. Und dass früher oder später an allen Punkten der Erledigt-Haken dahinter stehen wird, ist auch keine Frage.

Auch Mora möchte gerne wieder ein Herrchen oder Frauchen haben.
Auch Mora möchte gerne wieder ein Herrchen oder Frauchen haben.
Lutz Sebastian Lizenz