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Pflegemaßnahme oder Kahlschlag? Gartensparte "Flora" Dessau: Pflegemaßnahme oder Kahlschlag? Kleingärtner sind empört über Grünschnitt

Von Daniel Salpius 24.10.2018, 09:19
Marita Hobusch an der Stelle, an der einmal die Hecke stand.
Marita Hobusch an der Stelle, an der einmal die Hecke stand. Daniel Salpius

Dessau - „Der Anblick ist doch fantastisch“, sagt Marita Hobusch mit unverblümter Ironie in der Stimme. Vom Bushäuschen an der Weststraße in Dessau blickt sie hinüber Richtung Gartensparte „Flora“, deren Vorsitzende sie 15 Jahre lang war. Bis vor kurzem hätte man an dieser Stelle von der Gartenkolonie nichts als eine große grüne Hecke gesehen. Jetzt können die vorbeifahrenden Autos den Kleingärtnern durch den nackten Maschendrahtzaun direkt auf die Beete schauen.

Gärtner sind ratlos

Die Hecke ist weg. Ganz plötzlich. Der Stadtpflegebetrieb war nicht nur zu den jährlichen Pflegemaßnahmen am Grünstreifen angerückt, wie sich die Gartenfreunde zunächst noch freuten. Am Ende der Arbeiten waren von der grünen Wand nichts als ein paar Stümpfe übrig. „Das war unser Staub-, Lärm- und Sichtschutz“, beklagt Flora-Vorsitzender Bernd Geyer. Einige Pächter haben den Maschendrahtzaun bereits mit Brettern, Trennwänden und anderen Provisorien verkleidet. Nicht gerade ein Augenschmaus, findet Marita Hobusch. Es herrscht Ratlosigkeit über das Vorgehen.

Dessaus Stadtsprecher: „Normale Pflegemaßnahme“

Die Stadt spricht indes von einem herkömmlichen Eingriff. „Es handelt sich hierbei um eine normale Pflegemaßnahme, die in der Regel nicht mit den angrenzenden Grundstücksanliegern abgestimmt wird“, erklärt Stadtsprecher Carsten Sauer auf Anfrage der MZ. Anlass sei eine telefonische Anfrage eines Anliegers aus der Gartensparte „Flora“ gewesen, der darauf hingewiesen habe, dass die Wildhecke entlang der Weststraße in den Zaun seines Gartens wachse. Man habe dann festgestellt, dass das Problem auf der gesamten Länge des Grünstreifens bestanden hätte. „Daraufhin wurde der Rückschnitt veranlasst.“

Hecke als Lärm-, Staub- und Sichtschutz für Kleingärtner

Die Hecke war laut Hobusch vor Jahren von der Stadt angelegt worden - eben als Lärm-, Staub- und Sichtschutz für die Kleingärtner. „Jahrelang haben wir als Verein die Pflege übernommen.“ Wegen des zunehmenden Leerstandes in den Parzellen und des hohen Alters vieler Vereinsmitglieder sei dies aber nicht mehr möglich gewesen. „Seit etwa vier Jahren pflegt die Stadt den Grünstreifen deshalb wieder selbst.“

Gartenfreunde beschweren sich über Kahlschlag

Mit der Zaungrenze endet das Grundstück des Kleingartenvereins. Der Grünstreifen gehört somit der Stadt. Bernd Geyer ist klar, dass seinem Verein daher bei der Gestaltung prinzipiell kein Mitspracherecht zukommt. Doch: „Es geht mir um die Abstimmung. Ich verstehe nicht, warum die Stadt uns als Vorstand hier vollkommen außen vor gelassen hat.“ Die Beschwerde des Gartenfreundes sei jedenfalls nicht mit dem Verein abgestimmt gewesen. „Eine Einzelaktion“, so Geyer, „und die Stadt reagiert sofort mit Kahlschlag?“

Zäune und Lauben bedroht

Was den Schritt für die Laubenpieper noch unverständlicher macht: Die eigentliche Problemhecke steht am nördlichen Rand der „Flora“. Hier habe es sogar schon eine Begehung mit zwei Vertreterinnen der Stadt gegeben, die laut Marita Hobusch Abhilfe versprachen. Passiert ist bis dato jedoch nichts. „Dort ist die Begrenzung total verwildert und wird zur extremen Belastung für die Anlieger.“ Durch den Wildwuchs seien auch Zäune und Lauben bedroht. „Deshalb legen die Gartenfreunde jetzt schon selbst Hand an.“

Vielleicht wären die Kleingärtner auch die Problemhecke längst los, doch: Wie sich Dienstag herausstellt, „ist der Stadtpflegebetrieb für diesen Bereich nicht zuständig“, erklärt Carsten Sauer auf Nachfrage. Es gebe eine andere Zuständigkeit. „Welche, war auf die Schnelle nicht zu klären.“ (mz)