Sechs Jahre nach Stolperstein-Einweihung Fund auf Dachboden in Dessau: Altes Gebetsbuch wird in Aken an jüdische Familie zurückgegeben
Dank der Unterstützung der Stadtverwaltung von Dessau-Roßlau kann ein altes Gebetbuch in hebräischer Sprache an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.

Dessau/Aken/MZ. - Dank der Unterstützung der Stadtverwaltung von Dessau-Roßlau konnte ein altes Gebetbuch in hebräischer Sprache an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden. Das hat die Stadtverwaltung am Freitag mitgeteilt. Die guten Kontakte von Jana Müller, die im Dessauer Rathaus unter anderem für die Gedenkkultur verantwortlich ist, hätten mitgeholfen, die Erben zu finden.
Fund auf Dachboden
Nach Angaben der Stadt hatte Kai Bandau 2024 auf dem Dachboden seines Hauses das hebräische Buch entdeckt, das durch einen Stempel eindeutig Isidor Wilkenfeld zugeordnet wurden konnte. Bandau wandte sich an das Heimatmuseum Aken, das daraufhin Jana Müller vom Stadtarchiv Dessau-Roßlau kontaktierte. Müller, Mitbegründerin der Initiative „Stolpern in Aken“, steht bis heute mit der Familie Wilkenfeld im Kontakt, die unter anderem in Australien und den USA lebt. Zur Rückgabe des Buches wird in dieser Woche Judy Wilkenfeld mit ihrem Sohn Jared Cadry anreisen. Cadry wird zum ersten Mal Aken besuchen. Die offizielle Rückgabe ist am Freitag, 10. Januar, im Heimatmuseum Aken in einem geschlossenen Kreis geplant. Anschließend findet ein Empfang der Gäste durch den Akener Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn im Rathaus Aken statt.
Seit 2018 erinnern Stolpersteine in der Bahnhofstraße 15 in Aken an Isidor, Gitel, Gerhard, Berta und Norbert Wilkenfeld. Die Stolpersteine waren am 19. Juni 2018 auf Wunsch der Nachkommen durch die Initiative „Stolpern in Aken“ verlegt worden. Während Isidor Leib Wilkenfeld und dem ältesten Sohn Gerhard Wilkenfeld die Flucht aus Nazideutschland gelang, wurden Gitel Wilkenfeld sowie die Kinder Berta und Norbert Wilkenfeld im Holocaust ermordet.
Sie wurden am 14. April 1942 von Magdeburg in das Warschauer Ghetto deportiert, wo sie am 16. April 1942 ankamen. Von dort begannen im Juli 1942 die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka. Mit großer Wahrscheinlichkeit endete ihr Leben im Sommer 1942 in den Gaskammern von Treblinka.
Alte Fotoalben geöffnet
Gerhard Wilkenfeld gründete in Australien eine Familie. Seine drei Kinder Judy, David und Simon Wilkenfeld reisten 2018 zur feierlichen Verlegung der Stolpersteine aus Australien und den USA an. Mehrere Akener öffneten damals ihre Fotoalben und übergaben der Familie Fotografien von Berta und Norbert Wilkenfeld, mit denen sie selbst gespielt hatten oder zur Schule gegangen waren.