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Fritz Werner oder Martin Müller? Fritz Werner oder Martin Müller?: Wie soll die Straße an der Dessau-Ziebigker Kirche heißen?

Von Annette Gens 20.03.2020, 10:40
Orgel in der Christuskirche Dessau-Ziebigk
Orgel in der Christuskirche Dessau-Ziebigk Kirche

Dessau - Die Straße „An der Ziebigker Kirche“ wird weiter ihren Namen tragen. Das hat der Stadtbezirksbezirksbeirat Ziebigk/Siedlung beschlossen, indem er eine vorgeschlagene Umbenennung der Straße abgelehnt hat.

Dessau-Roßlauer Christdemokraten und Sozialdemokraten streben im Stadtgebiet einige Umbenennungen von Straßen und Plätzen an. In Ziebigk solle ihrer Empfehlung zufolge die Straße an der Kirche künftig „Dr. Martin-Müller-Straße“ heißen.

Beide Parteien wollen damit einen ehemaligen Kirchenpräsidenten der anhaltischen Landeskirche würdigen, der erstens einmal als Pfarrer an der Ziebigker Christuskirche wirkte und zweitens 1961 von der anhaltischen Landessynode zum Kirchenpräsidenten und Vorsitzenden des Landeskirchenrats gewählt wurde.

Martin Müller positionierte sich ab 1933 deutlich gegen den nationalsozialistischen Terror

Martin Müller (1903 - 1989) „positionierte sich ab 1933 deutlich gegen den nationalsozialistischen Terror und warnte vor einseitigen politischen Bindungen“, heißt es in dem Antrag von CDU und SPD, über den am Ende der Stadtrat entscheiden wird. Müller sei der öffentlichen Verachtung preisgegeben worden, nachdem er in den 1930er Jahren zu der drohenden Kriegsgefahr und zu den Pogromen am 9. November 1938 nicht geschwiegen hatte.

Die Anwohner „An der Ziebigker Kirche“ übten an den Plänen beider Parteien Kritik. Eine Anwohnerin fand es befremdlich, dass weder CDU noch SPD im Vorfeld mit den Anwohnern über die Umbenennung gesprochen haben.

Unter der Anwohnerschaft gibt es einen anderen Vorschlag

Unter der Anwohnerschaft gibt es darüber hinaus einen weiteren Vorschlag: Falls es zu einer Umbenennung der Straße an der Ziebigker Kirche kommen sollte, solle an den Pastor Fritz Werner (1897-1924) erinnert werden. Er war das Haupt eines Kreises „Freunde evangelischer Freiheit“, er hatte eine Monatszeitschrift „der Freie Christ“ veröffentlicht. Er leitete das anhaltische Diakonissenkrankenhaus in Dessau.

Seine Gottesdienste seien immer sehr gut besucht gewesen, weshalb sie später in der Dessauer Handelrealschule stattfanden. Freigeister wie der Industriepionier Hugo Junkers und der Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse gehörten zu den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern. Fritz Werner habe es auch trotz aller Beobachtungen der Nazis gewagt, im Februar 1935 die Trauerfeier für Hugo Junkers in München abzuhalten. (mz)