Freie Theatergruppe im Alten Arbeitsamt Freie Theatergruppe im Alten Arbeitsamt: Pandora geht aufs Amt
Dessau/MZ. - Für Regisseur Jens Mehrle ist das Stück "Pandora" die Konsequenz einer langjährigen Entwicklung. Mehrles Arbeiten werden manchem Dessauer nicht neu sein. Mit
kleinen Inszenierungen bei den jährlichen Drehbergfesten tastete er sich an die Figur der Pandora erstmals 1996 heran. Im Jahr darauf führte er mit Theaterprofis und Laien Goethes "Pandorens Wiederkunft" am Drehberg auf. "Wir wollen an die Arbeit von damals anschließen", sagt der junge Mann, der zwischenzeitlich im Bittefelder Kulturpalast "Orpheus in der Unterwelt" (1998) von Hacks und in der Agora von Pouch Nestroys Operette "Häuptling Abendwind" (2001) aufführte.
Mit der "Pandora" im Alten Arbeitsamt erwartet die Besucher keine leichte Kost. "Die Verse sind für unsere Ohren heute ungewöhnlich", sagt Mehrle. Die Kost- oder vielmehr Hörprobe von Schauspielerin Silke Wallstein unterstreicht dies deutlich. Höchste Konzentration fordert der Dramatiker Hacks hier nicht nur vom Darsteller sondern auch vom Zuschauer. Kein Stück also, bei dem man sich bequem zurück lehnen kann. Recht intensives Geschehen verspricht auch Tom Fischer, einer der sechs Herren aus dem Menschenchor. "Das Publikum sitzt sehr nah dran", sagt er.
Und die Zuschauer sitzen vor allem in der einmaligen Architektur von Gropius. Jens Mehrle will das Stück von Hacks zwar nicht auf das Amt übertragen - "Das ist nicht unser Weg" -, aber er will durchaus eine Bühne an diesem Ort etablieren, die mit dem Raum in Korrespondenz tritt. Neuland sind ihm die Gegebenheiten am August-Bebel-Platz schließlich nicht: Hier inszenierte er schon einmal einen Eisler-Liederabend. Warum er die "Pandora" hier inszeniert? Vielleicht auch, weil der Bau ein wenig an eine Büchse erinnert. Das könnte schließlich jene der Pandora sein, von der man Freitag in Dessau erzählen will.
"Pandora" von Peter Hacks, Altes Arbeitsamt, Vorstellungen am 28. / 29. November und am 5. / 6. Dezember, jeweils 19 Uhr, Karten für zwölf Euro (ermäßigt neun) an der Theaterkasse, in der Touristinformation, bei Musik-Erber und an der Abendkasse, Info-Telefon 03494 / 36 85 02