1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Frauen-Handball: Frauen-Handball: Eine Frage der Umsetzbarkeit

Frauen-Handball Frauen-Handball: Eine Frage der Umsetzbarkeit

Von christian kattner 15.04.2014, 17:40
Anne Heinicke (beim Wurf) spielt mit der Reserve des Dessau-Roßlauer HV in der Anhaltliga.
Anne Heinicke (beim Wurf) spielt mit der Reserve des Dessau-Roßlauer HV in der Anhaltliga. ruttke Lizenz

dessau/MZ - Die SG Kühnau möchte in der kommenden Saison wieder mit einer Frauenmannschaft im Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt teilnehmen. Und der sportliche Leiter formuliert bereits ambitionierte Ziele: „Mittelfristig wollen wir mit unserer neuen Frauenmannschaft in die Sachsen-Anhalt-Liga aufsteigen“, sagt Marko Wallschläger. Der Start wird allerdings in der Anhaltliga im Spielbezirk Anhalt erfolgen. Schon in der Saison 2013/14 gab es mit der HG 85 Köthen einen Neuling. Der schickt sich an, eine perfekte Saison ohne Punktverlust hinzulegen. Ein Aufstieg kommt allerdings nicht in Frage, das Team wird laut Aussage von Trainer Stefan Kutschbach nicht zusammenbleiben, ein Aufstieg wäre sportlich uninteressant.

In Sachsen-Anhalt gibt es im Frauen-Handball insgesamt sieben verschiedene Ligen. Die höchste Spielklasse ist dabei die Sachsen-Anhalt-Liga.

Zwölf Mannschaften waren dort in der Saison 2013/14 im Spielbetrieb aktiv.

Unterhalb existieren die vier Spielbezirke Nord, West, Süd und Ost. Die meisten Vereine sind dabei im Norden und Westen aktiv. Im Westen waren in der abgelaufenen Saison neun Mannschaften in der Bezirksliga, sieben Teams in der Bezirksklasse aktiv.

Insgesamt 13 Mannschaften spielten im Norden in zwei Nordliga-Staffeln, um ihren Meister anschließend in einer Meisterrunde zu ermitteln.

Im Osten spielen in der Saison 2013/14 elf Mannschaften in der Anhaltliga, neun Teams gingen in der Bezirksliga im Bereich Süd in das Titelrennen.

„Zwischenliga“ fehlt

Für die Anhaltliga offenbar zu gut, für die Sachsen-Anhalt-Liga aber zu schwach: Ein Problem, das viele Vereine kennen. Dazwischen gibt es nichts. Wird das bei den Männern mit den Verbandsligen Nord und Süd gelöst, so existiert solch eine „Zwischenliga“ bei den Frauen nicht. Doch genau das wollten einige Vereine in Sachsen-Anhalt ändern. Im Sinne der Leistungssteigerung startete Stefan Rähm, Trainer der Reserve des Drittligisten HC Salzland, eine Initiative für die Einführung einer Damen-Verbandsliga. Mit diesem Wunsch wurde er beim Handball-Verband Sachsen-Anhalt (HVSA) vorstellig, der wiederum eine Umfrage bei allen Vereinen durchführte. „Es haben sich 17 Vereine mit verschiedensten Meinungen zu diesem Thema zurückgemeldet“, sagt Matthias Becker. „Ein eindeutiges Ja gab es nicht.“

Der Vorsitzende im Spielausschuss des HVSA steht einer Verbandsliga eher skeptisch gegenüber. Zumindest dann, wenn sie eingleisig aufgebaut sein soll. „Vonseiten der Spieltechnik steht man der Thematik offen gegenüber, sofern der Spielbetrieb in den Spielbezirken nicht kaputt gemacht wird, denn der Spielbetrieb dort ist die Grundlage aller Überlegungen“, sagt Matthias Becker, „unter den Voraussetzungen einer regionalen Einteilung könnten wir uns das vorstellen. Also kommt eine eingleisige Staffel schon nicht in Frage. Da sind die Fahrtstrecken genau so lang wie in der Sachsen-Anhalt-Liga und das will keiner.“

Testballon angeregt

Der Verband regt deshalb eine andere Idee als Testballon an: In den bisherigen Bezirksliga-Regionen Nord und West soll eine gemeinsame Staffel gebildet werden, in der die jeweils besten Teams der Bezirksligen spielen und dort um den Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga kämpfen. „Das Problem an der jetzigen Lage ist, dass in den Bezirksligen nur zwei bis drei Mannschaften auf einem Level spielen, der Rest ist zu schwach“, sagte Stefan Rähm, „das fördert weder den Sport an sich, noch das eigene Team“, sagt der Trainer des HC Salzland II. Einige Fürsprecher findet er in allen Spielbezirken - doch eben nicht bei der breiten Masse. Ein möglicher Grund: Die meisten Frauenmannschaften stehen im Schatten der Herren, finanziell gibt es für sie weniger Unterstützung. „Ich denke nicht, dass das Potenzial vorhanden ist, noch eine Liga dazwischenzuschalten“, sagte Marko Wallschläger, „die Breite ist im Damen-Handball in Sachsen-Anhalt einfach nicht gegeben.“

Am Ende ist dieses Gedankenspiel aber alles eine Frage der Umsetzbarkeit. Die Gesichter von Frauenmannschaften ändern sich in viel kürzeren Abständen als bei den bei Männern. Anhaltliga-Vorjahresmeister Brehna hat aufgrund personeller Veränderungen in diesem Jahr mit dem Rennen um Platz eins nichts zu tun. Ein Aufstieg wäre also nicht sinnvoll gewesen. „Die Gedanken der Vereine, die eine Verbandsliga in Erwägung ziehen, sind sicherlich nachvollziehbar. Jedoch hat der Verband eine Fürsorgepflicht für alle Vereine und nicht nur für wenige“, sagt Matthias Becker, „die Resonanz der Vereine in den Spielbezirken ist hierzu ja auch nicht eindeutig und übereinstimmend.“ Eine einzige Verbandsliga wird es also vorerst nicht geben. Die Diskussion darüber aber ist in Gang gekommen.